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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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werden, wenn die befreiten Istanoit Ril herausgeklettert sind. Das andere Zeug aus den Wagen wird täglich für das Nachtlager gebraucht. Wenn man da also zwischen ein paar Zeltplanen oder so was schlüpft, wird man spätestens am folgenden Abend entdeckt.«
    Thalias Miene verdunkelte sich wieder.
    Felb schmunzelte schelmisch. »Vergiss nicht, dass ich ein Meister im Verstecken bin. Einen Ort, wo ich keinen Schlupfwinkel finde, gibt es nicht. Müsste ich mich in so einem Wagen verbergen, dann würde ich versuchen, mich in den kleinen Kasten zu schmuggeln, der hinten an allen Wagen befestigt ist. Dort bewahrt man Werkzeuge und andere Sachen zum Reparieren der Räder auf. Die werden aber nur gebraucht, sobald irgendwas kaputtgeht. Wenn man diesen Kasten leer macht, dann gibt das ein perfektes Versteck ab. Die Schwierigkeit ist allerdings, hineinzugelangen, ohne dass dich jemand sieht.«
    »Hör zu, Felb«, sagte Thalia. Ihre Stimme zitterte vor Aufregung.
    »Ja?«, antwortete dieser ein wenig beunruhigt.
    »Wenn es so weit ist und die Wagen wieder abfahren wollen, klettere ich mit Arlion in einen dieser Kästen. Kannst du dann aufpassen, dass uns niemand erwischt?«
    Felb wirkte auf einmal sehr bedrückt. »Gerne mache ich das nicht.« Er seufzte tief. »Aber du willst deine Mutter finden. Das verstehe ich.« Traurig ließ er den Kopf sinken. »Ich wünschte, ich hätte noch Eltern, nach denen ich suchen könnte.«
    Thalia wurde mit einem Mal bewusst, dass sie Felb noch überhaupt nicht nach dem Schicksal seiner Familie gefragt hatte. Sie war nur um ihre eigene Mutter besorgt gewesen und das hatte sie blind gemacht für Felbs Traurigkeit. Dabei erschien es doch nur nahe liegend, dass er eines der vielen Kinder ihres Stammes war, die bei dem Überfall zugleich Mutter und Vater verloren hatten. Thalias schlechtes Gewissen machte sich deutlich bemerkbar. Sie ergriff mitfühlend die Hand ihres Freundes und setzte sich mit ihm und Arlion ins hohe Gras am Rande des Waldes. Dort, geschützt vor den neugierigen Blicken der anderen Stammesmitglieder, begann Felb an Thalias Schulter leise zu schluchzen.
     
    An einem solch herrlichen Tag wäre er zu Hause vermutlich auf die Jagd gegangen oder mit der Ecorimsstolz durch die Seewaither Bucht gekreuzt. Danach wäre er an der Seite seiner Schwertbrüder über den Markt spaziert, um ein wenig mit den hübschen Mädchen zu schäkern, die ihre Einkäufe erledigten.
    Doch seine Schwertbrüder waren nicht hier. Sie hatten es nicht rechtzeitig geschafft. Vielleicht hatte die Zeit nicht ausgereicht, möglicherweise war der Bote, den er nach Seewaith geschickt hatte, aufgehalten worden oder die Ecorimkämpfer konnten ihm ganz einfach nicht verzeihen, wie er sich ihnen und insbesondere Meatril gegenüber verhalten hatte. Er konnte es ihnen nicht verdenken.
    Mit einem Mal empfand Arden schreckliches Heimweh. Er vermisste die stille Beschaulichkeit Seewaiths, die Kriegerschule Ecorim und mehr noch seine Gefährten. Wie hatte er nur jemals glauben können, den Thron von Tilet zu besteigen, das Erbe seines Vaters anzutreten und Heldenruhm zu ernten, würde ihn wahrhaft glücklich machen? Jetzt verstand er, wenn auch zu spät, dass er bereits alles gehabt hatte, wonach es ihn wirklich verlangte, und dass er diesen Schatz leichtfertig wieder aus der Hand gegeben hatte. Helden waren immer tragische Gestalten, deren persönliches Wohl bei der Bewältigung ihrer schicksalsschweren Aufgaben auf der Strecke blieb. Jemand mit ausreichend Vernunft strebte nicht nach Heldenruhm. Doch wenngleich er sich demnach wohl zu den weniger vernunftbegabten Lebewesen zählen musste, konnte er sich noch nicht einmal jetzt als ein solch tragischer Held sehen, denn dazu lastete eine zu schwere Schuld auf seinen Schultern. Er hatte einfach etwas gutzumachen und an diesem makellos sonnigen Spätsommertag würde er Buße tun, wie auch immer diese ausfallen mochte.
    Er stand auf einer sanften Erhebung außerhalb der langen, spitzen Schatten, welche die westliche Mauer von Arch Themur über den staubigen Boden der Hochebene warf. Ecorims Klinge lag leicht und vertraut in seiner Hand. Er hatte das Schwert in den letzten dreißig Tagen kaum einmal aus der Hand gelegt, oft war er sogar auf seinem Lager damit eingeschlafen. Jeden freien Augenblick hatte er dazu genutzt, seine eingerosteten Kampffertigkeiten wieder aufzupolieren, um zu seiner alten Form zurückzufinden, auf die er während seiner Zeit als Lehrer in der

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