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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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taugst, aber das Ausmaß deiner selbstherrlichen Bedenkenlosigkeit hat sogar mich überrascht. Das endet jetzt. Verteidige dich!«
    Er riss sein dunkles Schwert hoch und ließ es im nächsten Moment über Ardens Kopf niedersausen. Reflexartig brachte dieser seine Waffe nach oben. Die beiden Götterklingen trafen aufeinander. Ein heller, durchdringender Ton erklang, der von der hohen Mauerkrone bis zu den Reihen des Kirchenheeres klar vernehmbar war. Das Götterurteil hatte begonnen.
    Artons Kraft und Schnelligkeit waren schier überwältigend. Ein Dutzend Schläge konnte Arden nur mit knapper Not parieren. Er selbst vermochte keinen einzigen Angriffsschlag auszuführen. Die Hiebe kamen in so rascher Folge, dass er nicht mehr gezielt reagieren konnte. Er musste sich auf Ecorims Schwert verlassen, auf die unbewusste Verbindung, die zu dem glänzenden Stahl bestand.
    Arton trieb ihn rückwärts den Hügel hinunter. Arden versuchte einen Stich in Richtung Kehle, gleich darauf einen Schlag gezielt auf den Oberschenkel, aber beides wurde von seinem Halbbruder einfach zur Seite gewischt. Dennoch fühlte Arden seinen Geist ruhiger werden. ›Sie verlassen sich auf dich‹, dachte er.
    Er sammelte seine Gedanken. Da war die Lücke! Er sprang vor und landete einen Treffer von der Seite. Es reichte nicht aus, um Artons Rüstung zu durchdringen, aber schmerzhaft war der Schlag allemal. Artons Vormarsch war gestoppt. Von den Zinnen der Festung drang Jubel zu ihnen herüber. Arton sah irritiert hinauf zur Mauerkrone.
    »Es ist nicht zu fassen«, zischte er, »dass sie dir noch zujubeln, nach dem Gemetzel, das du zu verantworten hast. Aber so war es ja schon immer. Dir wird alles verziehen. Aber nicht von mir!«
    Arden spürte eine Welle des Hasses, noch bevor der nächste Hieb erfolgte. Während sie wieder aufeinander einzuschlagen begannen, erfasste ihn ein seltsames Gefühl der Entrückung, ähnlich wie nach der Attacke des Drachen, als er versucht hatte, seine Männer aus dem Eistal hinauszuführen. Ihr Kampf schien nicht mehr nur aus Schwertschlägen zu bestehen, sondern das Wirbeln ihrer Klingen wurde zunehmend zu einem zähen Ringen zweier entgegengerichteter Kräfte. Arden wurde getragen von seinem aufrichtigen Wunsch zur Wiedergutmachung, Arton hingegen ließ sich treiben von seinem Zorn. Zerstörer und Bewahrer, so hätte man die beiden Schwerter als stählerne Abbilder des Willens ihrer Träger nennen können. Arden sah jetzt klarer als zuvor, dass er sich in dieser Auseinandersetzung nicht allein auf sein Können oder seine Stärke verlassen durfte. Er musste seine Kraft aus etwas gänzlich anderem schöpfen, nämlich aus seinem Glauben an ein höheres Ziel. Er kämpfte nicht für sich. Er kämpfte für die Menschen auf den Mauern der ehernen Feste.
    Unvermittelt wendete sich das Blatt. Nun war es Arden, der vorwärtsdrängte. Das erste Mal sah sich Arton gezwungen zurückzuweichen. Von den Mauern begleiteten Hochrufe diese unerwartete Wendung. In Arden wuchs die Überzeugung, dass er dieses Duell für sich entscheiden konnte. Nein, vielmehr empfand er es als seine Pflicht. Schritt um Schritt zwang er seinen Halbbruder wieder den Hügel hinauf. Jeden Fußbreit Boden, den er preisgegeben hatte, erkämpfte er sich zurück. Das rhythmische Klingen der aufeinander prallenden Götterschwerter kam nun in so rascher Folge, dass jeder Betrachter unwillkürlich den Atem anhielt.
    Nach einer besonders heftigen Attacke verkeilten sich die beiden Schwerter an den Parierstangen. Durch einfaches Zurückweichen hätte jeder von ihnen diese Pattsituation lösen können, doch keiner wollte nachgeben. Beide versuchten sie, den anderen zu Boden zu drücken. Ihre Gesichter waren schweißgebadet, die Mundwinkel nach unten gezogen, ihre Augen zu Schlitzen reduziert.
    Da befielen Arden plötzlich Zweifel. Es schien ihm, als blicke er in ein verzerrtes Spiegelbild seiner selbst. Der Mann, den er hier zu töten versuchte, war sein Bruder, bei allen Göttern! Und dabei wusste er noch nicht einmal, warum sie eigentlich gegeneinander kämpften.
    Er suchte Artons Blick. »Sagen wir: unentschieden«, brachte er keuchend hervor.
    »Du hast gelernt, mit Ecorims Schwert umzugehen«, knurrte Arton zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Das muss ich dir lassen.« Noch immer verharrten sie, Angesicht zu Angesicht, die überkreuzten Klingen gegeneinander gepresst. »Aber du vergisst eines: Ich habe bisher in jedem Zweikampf gesiegt!« Arton nahm

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