Götterschild
gefunden.«
»Fardjani?«, wiederholte Targ fragend.
»Das erkläre ich euch ein anderes Mal«, winkte Arden ab. »Jetzt müsst ihr fort von hier, und zwar so schnell es geht.«
Meatril zögerte einen Moment. »Diese Reiter der Kirche sind die ganze Strecke von Arch Themur bis hierher in vollem Galopp geritten, oder?«
Arden sah sich erneut beunruhigt um. »So ist es. Ich denke, ihr erstes Ziel ist es, mich und«, er hob Fendralin kurz in die Höhe, »das Schwert wieder einzufangen. Aber gleichzeitig werden sie auch auf euch Jagd machen, da bin ich mir sicher.«
»Und Arch Themur wird immer noch von deinen Truppen gehalten?«, forschte Meatril weiter.
Arden nickte nervös. Warum hielt sich Meatril nur so lange damit auf, derart viele unwichtige Fragen zu stellen? Hatte er den Ernst der Lage nicht erkannt?
»Wie viele Truppen stehen jetzt noch zwischen Arch Themur und uns, wenn man einmal von der nahenden Reiterei absieht?«, erkundigte sich Meatril in aller Ruhe.
»Der größte Teil des Kirchenheeres dürfte ausgerückt sein.« Ardens Anspannung wuchs mit jedem Wort. »Ein- oder zweitausend sind jetzt vielleicht noch im Heerlager, hauptsächlich Fußtruppen. Aber ihr solltet nun wirklich losreiten. Wenn ihr mir ein Pferd überlasst, damit ich es zurück zu meinen Leuten schaffen kann, wäre das bereits Hilfe genug.«
»Wir lassen dich auf keinen Fall alleine nach Arch Themur zurückreiten«, stellte Targ entschieden klar.
»Da hat Targ vollkommen recht«, bestätigte Meatril. »Das ist zwar nobel gedacht von dir, aber unvernünftig. Ich habe eine bessere Idee. Kommt mit, wir müssen das mit den Anführern der Istanoit besprechen.«
,Arlion hat Hunger, beschwerte sich ihr Geistbruder ziemlich vehement in Thalias Gedanken. Sie konnte es ihm nicht verdenken, denn auch ihr eigener Magen knurrte so vernehmlich, dass sie schon befürchtete, wegen des lauten Grollens vom Wagenlenker entdeckt zu werden. Üblicherweise dauerte es nach dem Anhalten des Wagens nicht lange, bis den beiden Kinder durch die Ritzen der engen Werkzeugkiste zuerst der Rauch der Lagerfeuer in die Nase stieg, worunter sich recht bald auch der würzige Duft von Gebratenem oder Gekochtem mischte. So war es zumindest die ganzen letzten Tage gewesen. Wenn die anderen schlafen gegangen waren, hatte es Thalia immer verstanden, im Schutz der Dunkelheit genügend zu essen und zu trinken im Lager aufzutreiben, damit es für den Abend und den nächsten Morgen reichte. Mittlerweile hatten sie sich schon daran gewöhnt, den Tag über in der rumpelnden Kiste am Ende des Wagens zu schlafen und sich nachts die Beine zu vertreten, indem sie heimlich das Lager durchstreiften. Auf diese Weise hatten sie es fertig gebracht, all die vielen Reisetage unentdeckt zu bleiben.
Doch heute war alles anders. Sie hatten ungewöhnlich früh am Tage angehalten, keine Feuer waren entzündet und keine Speisen zubereitet worden. Stattdessen hatte der Wagenlenker eine große Zeltplane über den Wagen gezogen und seitdem herrschte Dunkelheit in ihrer Werkzeugkiste. Da Thalia deshalb auch nicht einschätzen konnte, ob es sicher war, ihr Versteck zu verlassen, hatte sie es bisher nicht gewagt, den Deckel der Kiste anzuheben, um nach draußen zu klettern. Allerdings würde ihr nichts anderes übrig bleiben, wenn sie nicht noch länger Arlions Quengeln ertragen wollte.
Schließlich gab sie sich geschlagen und hob vorsichtig den Deckel. Sie wartete ein paar Augenblicke, ob irgendein verdächtiges Geräusch zu vernehmen war, dann schob sie sich mit den Beinen voran hinaus, bis ihre nackten Füße den grasigen Steppenboden berührten.
Genau in diesem Moment wurde die Plane nur einen Schritt entfernt von ihr angehoben. Gleißendes Tageslicht fiel durch den Spalt ins düstere Innere, sodass Thalia kurzzeitig geblendet war. Eine große Gestalt kam unter die Plane gekrochen. Thalia erstarrte. Im nächsten Moment richtete sich der Kriechende auf, machte einen Schritt auf den Wagen zu und wäre dabei um ein Haar mit ihr zusammengeprallt. Es war der Wagenlenker.
»Beim Auge des Himmels!«, rief er erschrocken aus. »Wer bist du denn? Und was machst du hier, um alles in der Welt?«
»Ich … heiße Thalia«, stotterte das Mädchen und wappnete sich bereits für die gleich folgende Strafpredigt. Bei ihrer Mutter war es in solchen Situationen immer ratsam gewesen, möglichst sofort mit der ganzen Wahrheit herauszurücken, also fügte sie eilig hinzu: »In der Kiste sitzt noch mein
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