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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Vielleicht war es allein dieser Ausdruck von Erschütterung und Furcht in Megas’ Gesicht, der Arton davon abhielt, den verabscheuten Mörder auf der Stelle niederzustrecken.
    »Ich würde vorschlagen«, ließ sich die eisenharte Stimme des Citarim vernehmen, »Ihr bringt die Gefangenen augenblicklich her, Inselherr Arud’Adakin. Es ist in Eurem eigenen Interesse.«
    Ganz allmählich schien sich Megas wieder zu fangen. »Die Gefangenen … sind bereits auf dem Weg …«, antwortete er stockend, ohne Arton dabei aus den Augen zu lassen. Auch seine Hand lag mittlerweile am Schwertknauf. Er und Arton belauerten sich wie zwei Bluthunde, die darauf warteten, dass sich der andere eine Blöße gab. Nach ein paar Atemzügen gewann Megas seine gewohnte Überheblichkeit zurück. Seine Züge verhärteten sich, höhnische Belustigung begann, seine Lippen zu kräuseln.
    »Ein unverhofftes Wiedersehen, Arton Erenor«, bemerkte Megas nach endlosen Augenblicken gespannter Stille. »Da trifft es sich ja bestens, dass ich zu diesem feierlichen Anlass genau das richtige Geschenk für Euch habe.«
    Arton machte einen Schritt auf Megas zu, der sofort zurückwich. Im gleichen Augenblick betraten zwei Soldaten das Zelt, die eine schlanke, geradezu zierlich wirkende Frau in ihrer Mitte hielten, deren langes blondes Haar in verfilzten Strähnen herabhing und deren hübsches Gesicht gezeichnet war von Kummer und Entbehrungen.
    »Daia!«, entfuhr es Arton, während diese ihn nur verständnislos anstarrte. Offenbar fand sie keinerlei Ähnlichkeit zwischen dem Leiter der Kriegerschule Ecorim, den sie gekannt hatte, und dem Einäugigen, den sie jetzt vor sich sah.
    Gleich hinter ihr kamen noch zwei weitere Wächter herein, die ebenfalls eine Frau eskortierten, deren Hände allerdings anders als bei Daia auf dem Rücken gefesselt waren. Sie überragte die Blonde um gut einen Kopf, hatte dunkles, aber ebenso strohiges Haar, wirkte jedoch stärker und weit weniger mitgenommen. Ihre Katzenaugen funkelten in einem zornigen, unbeugsamen Grün.
    Arton hielt den Atem an. Es schien ihm, als schiebe jemand ganz langsam eine Klinge durch sein Herz. Ein kalter Schauer durchlief seinen Körper. Seine Lippen formten einen Ausruf, aber ihm fehlte die Kraft, auch nur einen Laut hervorzubringen. Sie war doch tot! Er hatte sie mit seinen eigenen Händen getötet! Das konnte nicht Tarana sein. Und doch wusste er, dass es dieses wunderschöne, geliebte Gesicht kein zweites Mal gab.
    Megas machte einen Schritt nach vorne, packte die gefesselte Istanoit und hielt ihr sein Messer an die Kehle. »Na, Arton, kommt dir diese Situation bekannt vor?«, erkundigte er sich mit beißendem Spott. »Ich finde die Wiederholung dieses kleinen Schauspiels sehr passend für unser zweites Aufeinandertreffen. So können wir uns leichter der guten alten Zeiten entsinnen, findest du nicht? Nun müsste dir nur noch jemand Pfeil und Bogen in die Hand drücken, damit du der guten Tarana wieder einen Blattschuss verpassen kannst. Allerdings fürchte ich, dass diesmal die Sache nicht so glimpflich für euch beide enden wird wie beim letzten Mal. Dieses Drama verlangt geradezu nach einem tragischen Ende.« Er lachte, als handle es sich um einen besonders gelungenen Scherz.
    Erst jetzt fanden sich die Blicke von Tarana und Arton. Die Augen der Istanoit flackerten wie eine Kerze kurz vor dem Erlöschen. Ihre abweisende Miene, die sie den anderen gegenüber zur Schau getragen hatte, schmolz zusammen zu einem Ausdruck, der gleichzeitig maßloses Staunen, Freude und Kummer in sich vereinte. »Du lebst«, flüsterte sie kaum hörbar.
    Artons Herz krampfte sich zusammen. Sein Aussehen musste sie zutiefst schockieren. Er drehte seinen Kopf zur Seite, sodass Tarana nur die rechte, unversehrte Gesichtshälfte zugewandt war. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass er seiner totgeglaubten Geliebten einmal mit diesem abstoßend vernarbten Gesicht vor die Augen treten müsste. Fürwahr, unglücklicher hätten die Umstände für dieses unverhoffte Wiedersehen kaum sein können. Denn nicht genug damit, dass er gezwungen war, Tarana unvorbereitet seine hässliche Fratze zu offenbaren, nun wurde auch noch ihr Leben von eben jenem Abschaum bedroht, dem Arton sein verunstaltetes Äußeres verdankte. Aber zumindest dagegen konnte er etwas unternehmen. »Lass sie los, sofort«, grollte Arton.
    »Wenn du nur einmal zuckst, schneide ich Tarana den Kopf ab«, zischte Megas zurück.
    »Schluss mit diesem

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