Götterschild
Arten« ausgehändigt. Arden hatte zunächst an einen Scherz geglaubt, aber wie es schien, war Arton nicht länger sein Feind. Auch dies ließ sein Herz leichter werden. Und offenbar gab es auch unter den Citpriestern einige, die die tyrannische Herrschaft des Citarim ablehnten, wie eben sein Befreier, der sich als Nataol vorgestellt hatte. Arden hoffte nur, dass er den betagten Götterdiener nicht zu hart geschlagen hatte, wenngleich es auch auf dessen eigenen Wunsch geschehen war, um den Schein der Geiselnahme zu wahren. Aber darum konnte er sich jetzt nicht auch noch sorgen.
Arden versuchte, seinen Geist zu öffnen, um – wie Nataol ihm geraten hatte – auf Gedanken zu achten, die ihm bei seinem Ritt entgegentrieben. Bis vor Kurzem hätte er dies noch für ziemlichen Humbug gehalten, aber er war mittlerweile um so viele Erfahrungen reicher, hatte die Entfaltung von Fendralins Macht gefühlt, die Verbindung zu Tausenden von fremden Empfindungen erleben dürfen, dass er inzwischen nichts mehr für unmöglich hielt.
So ritt er in vollem Galopp immer weiter, bis sein Pferd anfing zu röcheln, was ihn dazu zwang, dem Tier eine etwas langsamere Gangart zu erlauben. Er blickte sich um. Eine große Staubwolke türmte sich bedrohlich hinter ihm auf. Kein Zweifel, das waren seine Verfolger. Sie waren erschreckend nah. Er konnte es sich nicht leisten, seinem erschöpften Reittier eine weitere Pause zu gönnen. Von Neuem trieb er das Ross an und lenkte es dabei in Richtung der Felshänge des Corthadums. Er hoffte einerseits, dass ihn seine Verfolger dort weniger leicht ausmachen konnten, andererseits aber auch, dass das Heer der Ecorimkämpfer sich in den Ausläufern der mächtigen Gebirgskette befand.
Wenig später brach sein Pferd mit einem gequälten Wiehern zusammen. Arden fiel vornüber, rollte sich ab und kam unbeschadet wieder auf die Füße. Sein Reittier bewegte sich kaum noch, abgesehen von dem sich krampfartig hebenden und senkenden Brustkorb. Ein dichter Bart aus Schaum hing dem Ross vor dem Maul, der Atem ging rasselnd.
Zunächst empfand Arden Wut wegen dieses Unglücks, doch bald überwog das Bedauern für das arme Tier, das nun zu Schanden geritten vor ihm lag, wo er ihm doch seine Flucht aus dem Lager verdankte. Da er darauf hoffte, dass sich das Pferd vielleicht doch wieder erholen würde, ließ er es am Leben und hastete zu Fuß weiter. Seine Verfolger wussten mit Sicherheit die Ausdauer ihrer Reittiere besser einzuschätzen als er und konnten seinen mühsam gewonnenen Vorsprung rasch wieder aufholen.
Der Staub der Ebene von Arch Themur verband sich mit seinem Schweiß zu einer grauschwarzen Masse, die in klebrigen Rinnsalen sein Gesicht hinunterrann. Gehetzt sah er sich immer wieder um, nur um stets aufs Neue bestätigt zu finden, was er ohnehin schon wusste: Die Reiter kamen beängstigend schnell näher.
Beinahe unmerklich ging die karge Hochebene über in eine spärlich bewachsene Steppenlandschaft. Arden lief einen flachen Hügel hinauf, von dem er sich eine bessere Aussicht erhoffte. Oben angekommen blieb er keuchend stehen und drehte sich um seine eigene Achse. Von dem Heer aus Fendland fehlte jede Spur. Stattdessen waren die Verfolger höchstens noch eine viertel Stunde entfernt und ganz offensichtlich handelte es sich wirklich um einen Großteil des Kirchenheeres. Vermutlich wollte der Citarim nicht nur Arden wieder einfangen, sondern bei dieser Gelegenheit auch gleich noch die Verstärkung aus Fendland überrennen.
Arden strich sich das schweißnasse Haar aus der Stirn. Warum sah er die Ecorimkämpfer nirgendwo? Nataol hatte behauptet, sie befänden sich weniger als einen Tagesmarsch entfernt von der Festung in östlicher Richtung. Aber hier war rein gar nichts.
Er zwang sich, die herandonnernde Gefahr aus seinem Geist zu verbannen und besann sich abermals auf das Schwert in seiner Hand. Wenn es hier eine Armee gab, musste er doch etwas von deren Gegenwart wahrnehmen, einen Kontakt herstellen können, so wie zu seinen eigenen Truppen am Kahlen Haupt. Aber es fiel ihm unvermutet schwer, seine eigenen Emotionen im Zaum zu halten und sie nicht wie gewöhnlich ungezügelt über Fendralin nach außen dringen zu lassen. Er musste schweigen, um etwas zu hören. Er nahm sich, so gut er dies vermochte, zurück, versuchte einfach, an gar nichts mehr zu denken und sich auf das einzustellen, was zu ihm herantrieb.
Aber es wollte ihm nicht gelingen, etwas wahrzunehmen. Noch nicht einmal von den näher
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