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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Bruder Arlion. Wir haben uns dort versteckt.«
    Wie auf Kommando steckte auch Arlion seinen Kopf aus der Werkzeugkiste und grinste dem Mann unschuldig entgegen.
    »Du lieber Himmel«, stöhnte der Wagenlenker weniger zornig als bestürzt. »Der ist ja noch keine drei Jahre alt. Wieso habe ich von euch beiden nie etwas bemerkt? Ihr müsst ja schon in der Kiste sitzen, seit wir das Nomadenlager verlassen haben.«
    »Es tut uns sehr leid, dass wir uns heimlich in den Wagen geschmuggelt haben«, bekannte Thalia reumütig, »aber wir wollen unsere Mutter finden.«
    Der Wagenlenker schüttelte den Kopf. »Das ist jetzt nicht so wichtig, Kinder. Uns steht ein wilder Ritt bevor und da werden wir mit diesem Wagen nicht Schritt halten können. Ich werde nur das Nötigste zusammenpacken und dann ebenfalls ein Pferd besteigen. Ihr müsst jeder bei einer der Istanoit mitreiten.« Ohne Thalia und Arlion die Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, packte sie der Mann beide am Arm und schlüpfte mit ihnen unter der Plane hervor ins Tageslicht. In leicht geduckter Haltung hastete er mit ihnen zu einer grasbestandenen Erhebung, von denen es hier auffällig viele gab, wie Thalia feststellte. Aus der Nähe entpuppte sich dieser kleine Hügel jedoch als ein gut getarntes Pferd mit einer Reiterin darauf, die sich beide gleichermaßen flach auf den Boden drückten. Thalia kannte die Fähigkeit der Istanoitkriegerinnen, sich mit ihrem Pferd hinzulegen und wieder zu erheben, ohne dabei aus dem Sattel zu steigen. Allerdings war ihr nicht klar gewesen, dass sich ein solches Kunststück in Kombination mit dieser merkwürdigen Grasdecke auch zum Verstecken eignete. Bei dieser Gelegenheit erkannte sie auch, dass es sich bei der Plane, die ihren Wagen bedeckte, ebenfalls um solch einen Tarnüberzug handelte.
    Der Wagenlenker wechselte inzwischen einige Worte mit der Istanoitreiterin, die beim Anblick der beiden Kinder wenig erfreut aussah. Dennoch blieben zu Thalias großem Staunen noch immer jegliche Schelte oder auch nur etwaige Ermahnungen aus. Die Frau winkte sie nur unwillig zu sich heran und half ihr dann, sich richtig vor ihr auf den Sattel des kauernden Pferdes zu setzen. Dann zog der Wagenlenker die Decke über ihren Kopf und es wurde wieder dämmrig. Es kostete Thalia erhebliche Mühe, den ängstlichen Arlion zu beruhigen, der natürlich auf einem anderen Pferd mitreiten musste, aber dennoch nicht von seiner Schwester getrennt sein wollte. Schließlich hatte jedoch auch ihr Bruder seinen Platz auf einem Pferderücken zugewiesen bekommen und verfiel wie sie selbst in erwartungsvolles Schweigen.
    Es war stickig unter der dicken Decke. Der warme Pferdekörper unter ihr und der wohlvertraute Duft des Fells gaben ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Doch dieser Eindruck trog, denn bald schon kroch ihr von irgendwoher Angst ins Bewusstsein. Sie brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass diese Empfindungen von der Istanoitkriegerin hinter ihr kamen. Wenn Erwachsene sich fürchteten, hatte dies auf Thalia immer eine besonders einschüchternde Wirkung, obwohl sie natürlich inzwischen wusste, dass jedes Lebewesen Angst empfand, ob klein oder groß. Aber wenn eine ausgewachsene Istanoitkriegerin bereits merklich beunruhigt wurde durch das, was ihnen nun bevorstand, dann musste es sich wahrlich um eine große Gefahr handeln. Bald witterte auch das Pferd die Anspannung seiner Reiterin, was die Nervosität des Tieres stetig steigen ließ. Von diesen Empfindungen blieb Thalia nicht verschont. Sie musste die Furcht des Tieres und seiner Reiterin, welche sich unter dem Überwurf zu stauen schien, in ganzer Deutlichkeit mitfühlen, so als hätte sie mit ihrer eigenen Angst nicht schon genug zu kämpfen. Als sie vor Aufregung kaum mehr stillhalten konnte, tasteten ihre Finger wie von selbst nach dem grauen Anhänger, den sie von ihrer Mutter erhalten hatte. Das rautenförmige Amulett hing seit jenem schrecklichen Tag, als sie von ihrer Mutter getrennt worden war, um ihren Hals und wie immer spendete ihr die Berührung der unscheinbaren Raute Trost und ließ sie ein wenig zur Ruhe kommen. Plötzlich vernahm sie ein Grollen. Der Boden begann zu vibrieren. Thalia wimmerte, doch der Donner war bereits so laut, dass alle anderen Laute verschluckt wurden. Sie klammerte sich mit ihrem Geist an Arlion, der sich zwar mindestens ebenso erschreckt hatte wie sie, aber wenigstens blieb so keiner von ihnen allein mit seiner Furcht.
    Das Donnergrollen schien gerade ein

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