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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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bedauerliches Unglück, wenn der neue Inselherr von Ho’Neb und sein Berater mit Bolzen im Leib enden, nur weil du … sagen wir, Fliegen verscheuchen wolltest.«
    Abak Belchaim nickte grinsend. »Das wäre es, in der Tat«, pflichtete er höhnisch bei.
    »Seid mir gegrüßt«, rief er im nächsten Augenblick in gänzlich verändertem, verbindlichem Tonfall Nagas Arud’Adakin und Joshua Tabuk entgegen, die schon beinahe den vom Baldachin beschatteten Platz erreicht hatten. Abak erhob sich, wartete noch geduldig ab, bis die beiden ganz herangekommen waren, und verbeugte sich dann vor Nagas, während er Kapitän Tabuk nur kurz zunickte. Er wies auf die um einen kleinen Tisch mit Pergamenten und Schreibgerät gruppierten Stühle. »Darf ich Euch bitten, Platz zu nehmen, Inselherr Nagas Arud’Adakin. Auf der Truhe dort drüben stehen Getränke bereit, falls es Euch während der Verhandlungen danach verlangt, Eure Kehlen zu befeuchten.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch.« Nagas Stimme war ebenso dünn wie er selbst. »Dies ist ein guter Ort für ein solches Treffen.« Er ließ sich in einem der Polstersessel nieder und schien darin regelrecht zu versinken. Joshua Tabuk brauchte dagegen eine kleine Ewigkeit, bis er seine steifen Gliedmaßen und den langen Krückstock endlich so positioniert hatte, dass er sich niederlassen konnte. Er lächelte entschuldigend, was Jorig Techel einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Das entstellte Gesicht des Kapitäns war auch so schon schwer zu ertragen, aber wenn er zu lachen versuchte, verzog es sich zu einer widerwärtigen Grimasse.
    Abak setzte sich als Letzter hin. »Nun denn, wie stellt Ihr Euch also einen Frieden zwischen unseren beiden Reichen vor?«, fragte er, ohne Zeit auf weitere Höflichkeiten zu verschwenden. Es war mit Techel so abgesprochen, dass Abak beim Reden die Initiative ergriff und sich der Inselherr souverän zurückhielt. Dies signalisierte unterschwellig, dass sich Techel als der stärkere Verhandlungspartner fühlte, der sich nicht dazu herablassen musste, selbst mit den Ho’Nebis zu sprechen.
    Doch es erweckte ganz den Anschein, als hätte Nagas mit seinem Berater Joshua Tabuk etwas Ähnliches vereinbart, denn es war der Kapitän, der nun das Wort ergriff: »Zunächst einmal müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt werden, bevor es zu einem Friedensschluss kommen kann.« Tabuks volltönende, angenehme Stimme stand in solch krassem Gegensatz zu seinem Äußeren, dass sie von einer anderen Person zu stammen schien.
    Abak gab sich bestürzt. »Voraussetzungen? Von welchen Voraussetzungen sprecht Ihr da? Ihr seid kaum in der Position, Bedingungen zu stellen.«
    »Das sehe ich anders«, meinte Kapitän Tabuk und seine Gelassenheit wirkte geradezu provokant. »Ihr müsst noch eine Schuld begleichen, eine große Schuld. Hattet Ihr tatsächlich geglaubt, Ihr könntet einfach so über das Gewesene hinweggehen, Abak Belchaim?«
    Techels Ratgeber runzelte die Stirn. »Das ist die Vorbedingung für Friedensverhandlungen, würde ich sagen. Man muss die Wunden, die man sich gegenseitig geschlagen hat, vergessen können.«
    »Seht mich an«, forderte Tabuk ihn mit samtweicher Stimme auf. »Wie könnte man das vergessen?«
    Abak seufzte. »Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr dieses Treffen dazu missbrauchen würdet, Eurem persönlichen Groll gegen meine Person und den Inselherrn Techel Ausdruck zu verleihen, so hätte ich dem Inselherrn die Mühe erspart, bei einer solch wenig ersprießlichen Zusammenkunft zugegen zu sein. Ihr verschwendet seine Zeit.«
    Plötzlich packte Joshua Tabuk seine Krücke, die er neben sich auf dem Sessel abgelegt hatte und deren Ende bis unter die Tischplatte ragte. Für einen Moment sah es so aus, als wolle er aufstehen, doch stattdessen bewegte er die Gehhilfe unter dem kleinen Tisch seitwärts. Dann stieß er mit überraschender Schnelligkeit zu. Abak Belchaim zuckte zusammen und beugte sich unwillkürlich nach vorn, um sich eine offenbar schmerzende Stelle an seinem Bein zu reiben.
    Jorig Techel, der sich bislang ungezwungen in seinem Sessel zurückgelehnt hatte, setzte sich verwundert auf und sah seinen Berater fragend an. Da fuhr auch der Inselherr zusammen. »Au! Was war das?« Er begann, sein Bein zu untersuchen.
    »Das«, antwortete Joshua Tabuk ebenso ruhig wie zuvor, »war ein kleiner Dorn, der in der Spitze meines Krückstocks verborgen war.« Er zeigte wieder sein schiefes Lächeln. »Ich habe ihn mir extra für den

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