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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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eine matte Stimme aus der stickigen Düsternis im Inneren des Hauses, das eigentlich mehr einem Bretterverschlag glich. »Geh weg.«
    »Belena?«, fragte Arton nervös. »Belena Sogwin?«
    »Woher kennst du meinen Namen?« Schritte knarrten auf dem Dielenboden. Endlich trat eine Gestalt in das grelle Rechteck aus Sonnenlicht, welches durch die offen stehende Tür hereinfiel. Arton erschrak. Vor ihm stand eine alte Frau. Doch ihre hellen Augen funkelten ihm voll unverhohlenem Hass entgegen.
    »Arton Erenor«, zischte sie ihn an. »Was willst du hier? Wenn ich mir ein Messer leisten könnte, würde ich es dir zwischen die Rippen treiben.«
    »Ich kann deine Wut verstehen, Belena«, antwortete Arton, um einen möglichst sanften Tonfall bemüht, »denn was ich dir angetan habe, war unverzeihlich. Deshalb werde ich auch nicht um Vergebung bitten. Aber ich bin heute gekommen, um wenigstens ein bisschen von dem zurückzugeben, was ich dir genommen habe.« Er trat zur Seite und gab den Blick auf Thalia frei, die immer noch neben Tarana und dem kleinen Arlion wartete.
    Belena schwankte leicht. Sie musste sich am Türrahmen abstützen, um nicht zu fallen. Ihr Mund öffnete sich, doch nur ein leises Stöhnen kam über ihre rissigen Lippen.
    Arton nickte Thalia zu und das Mädchen löste sich zaghaft von Tarana. Langsam, aber ohne stehen zu bleiben, näherte sie sich dem Hauseingang. Als sie neben Arton angekommen war, streckte sie Belena die Hand entgegen. »Ich bin Thalia und ich glaube, du bist meine Mutter«, sagte sie leise.
    Bei diesen Worten kehrte das Leben in Belenas winterkalte Züge zurück. Tränen schossen ihr in die Augen und sie umarmte die verblüffte Thalia so stürmisch, dass das Mädchen sich hilfesuchend nach Arton und Tarana umsah. Doch Belena ließ sie sogleich wieder los.
    »Es tut mir leid«, schluchzte sie, aber gleichzeitig stand ein glückseliges Lächeln auf ihren Lippen. »Ich sehe schrecklich aus und du kannst dich wahrscheinlich kaum noch an mich erinnern, mein Liebling. Wie groß du geworden bist. Bei allen Göttern, ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen.« Sie schlug die Hand vor den Mund und betrachtete ihre Tochter voller Unglauben.
    »Es wird sicher noch eine Weile brauchen, bis ihr euch wieder aneinander gewöhnt habt«, meinte Alton sachte. »Thalia und Tarana«, er wies auf die Istanoit, »stehen sich sehr nahe und mit Arlion, unserem Sohn, verbindet deine Tochter etwas, das keiner von uns so ganz versteht. Aber dieses Band zwischen den beiden Kindern ist mit Sicherheit noch stärker als bei normalen Geschwistern und sollte nicht durchtrennt werden.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Belena voller neu erwachendem Misstrauen.
    »Leider müssen wir auf unbestimmte Zeit nach Tilet reisen«, erklärte Arton und vermied es ganz bewusst, zu erwähnen, dass der Grund dafür war, Thalia als Ardens Tochter den Thron zu sichern. Er wollte Belena lieber ganz behutsam darauf vorbereiten, denn schließlich brachte die Königswürde, wie sich gezeigt hatte, auch eine Menge Gefahren mit sich. »Ich will dir natürlich keine Vorschriften machen«, fuhr er daher fort, »aber ich würde es für das Beste halten, wenn du uns auf dieser Reise begleitest. Thalia wird auf diese Weise nicht von Arlion und Tarana getrennt, trotzdem kannst du immer bei deiner Tochter sein und bist außerdem versorgt.«
    »Ich brauche deine Almosen nicht«, spie sie ihm verächtlich entgegen.
    »Sieh es als Teil meiner Wiedergutmachung an«, erwiderte Arton ruhig.
    Belena betrachtete wieder ihre Tochter, schließlich nickte sie. »Ich will niemals wieder von Thalia getrennt sein, so viel ist sicher. Dennoch möchte ich auch nicht, dass Thalia ohne die Menschen auskommen muss, die sie liebt. Also bin ich einverstanden.«
    »Gut«, Arton atmete erleichtert auf, »dann warten wir hier, bis du deine Sachen gepackt hast. Wir wollen noch heute aufbrechen. Das Schiff steht schon im Hafen bereit.«
    Sie lachte auf. »Es gibt nichts, was ich mitnehmen könnte.«
    Belena trat aus dem Haus und machte sich noch nicht einmal die Mühe, die Tür hinter sich zu schließen. »Das hier ist mein einziger Besitz.« Sie griff in eine Tasche ihres zerschlissenen Kittels und holte ein kleines, vergilbtes Stückchen Stoff hervor, das fünf Knoten aufwies. Auf den größten war mit Kohlestrichen ein lachendes Gesicht gemalt, sodass sich, etwas Fantasie vorausgesetzt, ein Männchen mit einem Knoten als Kopf und jeweils zwei Knoten als Arme und

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