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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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gegangen waren, sehnte sich Rai bereits nach der ersten Rast. Auch bei Selira, die weiter vorn an Position zwei der Schweinekarawane ging, meinte Rai schon erste Anzeichen der Erschöpfung zu erkennen, was kein Wunder war, denn sie hatte ebenso mit ihrem ungehorsamen Lasttier zu kämpfen wie Rai. Zudem musste für sie das ungewohnte Sonnenlicht eine zusätzliche Tortur darstellen. Eine Rastmöglichkeit war jedoch weit und breit nicht in Sicht.
     
    Die erste Pause befahl Sal Oibrin nach vier Stunden, als die Sonne senkrecht über ihnen stand und Rai schon das Gefühl beschlich, das feurige Auge des Cit wäre so nahe, dass es ihn jeden Moment versengen konnte. Vollkommen ausgelaugt ließ er sich mit den anderen an einem kleinen Loch im Boden nieder, für das der Begriff »Brunnen« maßlos übertrieben war. Dennoch förderten Oibrins Sklaven mithilfe einer Tierhaut an einem langen Seil einige Handvoll schlammiges Wasser zutage, mit dem der größte Durst gelöscht und die Trinkschläuche wieder befüllt werden konnten. Die Schweine schienen dagegen in der Stadt bereits genug Wasser zu sich genommen zu haben, denn sie erhielten keinen Tropfen des kostbaren Nass.
    Viel zu früh und ohne dass Zeit für Essen geblieben wäre, ließ Oibrin die Karawane wieder aufbrechen. Rai schleppte sich dem kühleren Abend entgegen, der nicht nur eine Mahlzeit versprach, sondern vor allem etwas Schlaf. Die durchwachte vergangene Nacht erwies sich nun während der Strapazen des Wüstenmarsches als besonders verheerend.
    Tatsächlich wurde kurz vor Sonnenuntergang haltgemacht und das Lager für die Nacht aufgeschlagen. Nachdem alle, auch Resa, ihren Hunger am gedörrten Reiseproviant gestillt hatten, suchte sich Rai unverzüglich einen geeigneten Schlafplatz. Er machte sich vor lauter Müdigkeit nicht einmal mehr die Mühe, nach Selira zu sehen, aber vermutlich würde sie wie immer bestens ohne ihn zurechtkommen. Seit sich die beiden gemeinsam als Bashras im Dienste Sal Oibrins verdingten, hatten sie noch kein einziges Wort gewechselt. Aber Rai fehlte jetzt die Kraft, über diesen betrüblichen Umstand nachzudenken. Er brauchte erst einmal Schlaf und morgen war schließlich auch noch ein Tag.
     
    Es folgten noch sieben weitere Tage, angefüllt mit trübsinnigem Marschieren in der mörderischen Hitze des etecrischen Binnenlands. Am Vormittag des achten Tages, als Rai schon kurz davor stand, einfach an Ort und Stelle stehen zu bleiben, begann ihm unversehens eine wohltuend kühle Brise entgegenzuwehen, die eindeutig den salzigen Duft des Meeres herantrug. Wenig später ließ sich in einiger Entfernung die glitzernde Wasseroberfläche des Quasul-Hor erkennen, der nun nicht mehr durch vorgelagerte Küstenwälder den Blicken entzogen wurde. Von der etwas erhöht gelegenen Karawanenstraße aus fiel das zunehmend in frischem Grün erstrahlende Land vor ihnen sanft bis zu einem makellos weißen Sandstrand hin ab, wo sich in beruhigender Regelmäßigkeit die Wellen des Ozeans brachen. Rai verspürte einen solch unwiderstehlichen Drang, augenblicklich hinunterzustürmen zu diesem verlockend erscheinenden Ufer, dass er bereits zwei Schritte in diese Richtung gemacht hatte, ehe ihm bewusst wurde, dass er dafür die Erlaubnis seines Herrn benötigte. Und der machte nicht den Eindruck, als wüsste er die Schönheit dieses Küstenabschnitts zu würdigen. Ohne Rücksicht ging es weiter die Karawanenroute entlang, bis sie schließlich an eine Stelle kamen, wo die Küstenlinie einen scharfen Knick in Richtung Norden beschrieb, während der Weg weiter nach Osten ins Landesinnere führte. Ein kleiner Trampelpfad zweigte hier von der Hauptstrecke ab und folgte dem zackigen Küstenverlauf weiter in nördlicher Richtung.
    Oibrin ließ anhalten und stieg vom Pferd. Er sank auf ein Knie herab und untersuchte den Weg sorgfältig auf etwaige Spuren, dann blickte er forschend nach oben zu Resa, die jedoch wie jeden Tag gemächlich ihre weiten Kreise am Himmel beschrieb. Schließlich ging er zu Selira und winkte auch Rai zu sich heran.
    »Wenn du diesem kleinen Küstenpfad dort folgst«, meinte er abwesend zu der Xelitin, »dann kannst du in zwei Tagen dein Dorf erreichen.«
    Seliras Augen wurden groß. Erwartungsvolle Spannung vertrieb die Zeichen der Erschöpfung, die der lange Marsch auf ihrem Gesicht hinterlassen hatte.
    »Ich dachte, Ihr wolltet uns persönlich dort hinbringen«, fragte Rai erstaunt dazwischen.
    »Ich hatte zunächst tatsächlich

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