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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Lechia nichts verloren hat.«
    Diese Umschreibung der Ereignisse stellte freilich eine maßlose Untertreibung dar. Techel hatte mit seiner ganzen verbliebenen Streitmacht in einem für Megas sehr ungünstigen Moment zugeschlagen, als die eine Hälfte von Megas’ Schiffen noch wegen der Seeblockade vor Tilet gebunden war, während der Rest den Auftrag hatte, in anderen Teilen des Inselreichs die Vorherrschaft Ho’Nebs zu demonstrieren. Diese Zerstreuung von Megas’ Flotte hatte Techel genutzt, um überraschend früh zu einem Vergeltungsschlag gegen Ho’Neb auszuholen. Er war wie aus dem Nichts mit seiner gesamten Flotte vor Lechia aufgetaucht und es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre die für uneinnehmbar gehaltene Stadt gefallen. Gerade noch rechtzeitig war Megas mit seinen Schiffen von Tilet aus nach Hause zurückgekehrt, nachdem ihn der Citarim über den Angriff auf seine Hauptstadt in Kenntnis gesetzt hatte. Das bedeutete für Megas unglücklicherweise auch, dass er dem herrischen Kirchenfürsten großen Dank schuldete, denn ohne dessen Warnung wäre Lechia verloren gewesen.
    »Das weiß ich in der Tat«, bemerkte Torion Menaurain, wobei er sich nach wie vor nicht die Mühe machte, seinen Gast anzusehen, »daher ist es unnötig, diesen Umstand zu erwähnen. Mich erreichte allerdings Kunde, dass die Kämpfe nun vorüber sind und Techel sich zurückgezogen hat.«
    »So ist es«, bestätigte Megas und versuchte zähneknirschend, die Maßregelung des Citarim zu ignorieren. Irgendwann würde der Glaubensdiener dafür bezahlen, dass er den Inselherrn von Ho’Neb so herablassend behandelte.
    »Dann gibt es also keine Entschuldigung für Euer Zaudern, meiner Bitte um ein Treffen zu entsprechen?« Eine merkliche Spannung lag nach dieser Frage des Citarim in der Luft, sodass sogar Malun nicht wie sonst behäbig in seinem Sessel hing, sondern sich nervös aufsetzte und das Geschehen gebannt verfolgte.
    Doch Megas ließ sich nicht beeindrucken. »Was kann man von einem Ungläubigen wie mir auch anderes erwarten«, entgegnete er zynisch.
    »Wohl wahr, wohl wahr«, nickte der Citarim mit unbewegtem Gesicht. »Ihr wisst es eben nicht besser. Daher werde ich Euch Eure Respektlosigkeit noch einmal verzeihen, denn am Ende aller Tage wird Euch das große Himmelsauge ohnehin zur Rechenschaft ziehen.« Er klopfte an die Stangen des vor ihm stehenden Käfigs, worauf drinnen ein aufgeregtes Flattern zu vernehmen war.
    »Ich bitte Euch demütigst, Vorsicht walten zu lassen, Eure Heiligkeit«, warnte Malun mit geradezu kriecherischer Unterwürfigkeit. »Die Wesire von Kersilon haben bei der Übergabe des Geschenks wiederholt darauf hingewiesen, wie ungemein gefährlich dieser Vogel ist.«
    Der Citarim fixierte seinen Untergebenen kurz mit seinen kalten Raubvogelaugen, was diesen nur noch mehr ins Schwitzen brachte.
    »Das ist ein Iroxin, auch Sonnenläufer genannt«, begann der Citarim unvermittelt zu erklären. »Ein überaus beeindruckender und seltener Laufvogel. Seine Federn werfen das Sonnenlicht in allen Farbtönen zurück, in denen Cit seine wunderbare Welt erstrahlen lässt. Eine einzige Feder dieses Vogels wird in Etecrar mit dem Hundertfachen in Gold aufgewogen und dennoch gibt es kaum jemanden, der es wagt, diese Tiere zu jagen. Denn sie gehören zu den tödlichsten Geschöpfen der Wüste. Eine einzige Berührung mit seinen giftigen Krallen verursacht unerträgliche Schmerzen. Kommt man dieser göttlichen Kreatur zu nahe, lässt sie ihre Zunge hervorschnellen, in der sich ein Giftdorn verbirgt, mit dem ihr Opfer in wenigen Herzschlägen zur Strecke gebracht wird. Ganz im Sinne unseres himmlischen Herrschers Cit jagt der Sonnenläufer hauptsächlich Schlangen – die widerlichen Schwestern der Drachen –, wobei er sich selbst gänzlich unempfindlich gegen das Gift des echsischen Gewürms zeigt. Du siehst also, Malun, dass meine Kenntnisse über dieses vortreffliche Geschenk unserer neuen Verbündeten bereits als recht umfangreich bezeichnet werden können und deine Warnung daher gänzlich überflüssig war.«
    »Verzeiht, Eure Heiligkeit.« Malun senkte demütig das Haupt. »Wie so oft unterschätze ich Euer allumfassendes Wissen aufgrund meiner eigenen Unzulänglichkeit. Ich hoffe, Ihr seht mir diese Verfehlung nach.«
    Der Citarim machte eine abrupte Bewegung mit der Hand, so als wolle er Malun zum Schweigen bringen. Dann richtete er seinen bohrenden Blick auf Megas, der bereits ein wenig ungeduldig zu werden

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