Götterschild
verließ.
Malun trat mit einem bewundernden Ausdruck auf seinem geröteten und schweißbenetzten Gesicht neben den Citarim, der immer noch auf seinem Stuhl saß, als wäre nichts vorgefallen. »Wenn Ihr mir diese Bemerkung gestattet, Eure Heiligkeit«, sagte Malun ehrerbietig, »das war nicht nur ein beeindruckender Beweis Eurer unantastbaren Überlegenheit, sondern auch eine erleuchtende Demonstration der Kraft unseres Gottes, die durch Euch wirkt. Ich bin überwältigt.«
»Wenn dein Vertrauen in die Macht, die mir Cit verleiht, so groß wäre, hättest du dich wohl kaum in den hintersten Winkel der Terrasse zurückgezogen, als ich den Käfig des Iroxins geöffnet habe.« Der Kirchenfürst unterzog seinen Priester einer kritischen Musterung. »Vielleicht solltest du weniger Zeit darauf verwenden, deinen Gaumen zu erfreuen, und stattdessen mehr an deinem Glauben arbeiten.«
»Selbstverständlich, Eure Heiligkeit«, beeilte sich Malun zu erwidern und senkte dabei schuldbewusst seinen Blick. »Ich werde mich zukünftig in Mäßigung üben und den großen Cit um mehr Standhaftigkeit bitten. Aber gerade meine eigene Schwäche lässt mich umso bewundernder zu Euch aufsehen. Wie Ihr diesen aufsässigen Inselherrn in seine Schranken verwiesen und ihm die Bedeutung wahrer Gottesfurcht näher gebracht habt, kann gar nicht genug gepriesen werden.«
»Der junge Arud’Adakin erscheint mir wie ein schlecht abgerichteter Jagdhund«, bemerkte Torion Menaurain bedächtig, ohne auf die Schmeicheleien seines Priesters einzugehen. »Wenn ihm nicht ab und an mit dem Stock das Fell gegerbt wird, dann beißt er seinen Herrn früher oder später ins Bein. Man muss ihn kleinhalten, um ihn zu kontrollieren.«
»Nun, das ist Euch vortrefflich gelungen«, ereiferte sich Malun. »Zunächst habt Ihr seine Vorherrschaft zur See gebrochen, indem Techel von Euch Informationen über den besten Zeitpunkt für einen Angriff auf Lechia zugespielt bekam, und dann habt Ihr auch noch dafür gesorgt, dass Megas Euch zu Dank verpflichtet ist, weil er von Euch gerade noch rechtzeitig vor der Attacke gewarnt wurde. Und heute ist es Euch gelungen, seinen Stolz zu brechen. Er wird Euch keine Schwierigkeiten mehr bereiten, da bin ich sicher. Euren Plänen für eine große Drachenhatz, an der sich alle Völker der Ostlande unter der Führung der Kirche beteiligen, steht nichts mehr im Wege. Nachdem sich Kersilon uns angeschlossen hat und Tanduco gefallen ist, werden sich auch die anderen Städte Etecrars unterwerfen. Citheon, Süd- und Nordantheon, Fendland und Skardoskoin sind bereits unter Eurer Kontrolle und in Jovena entzieht sich nach der Zähmung des Inselherrn Arud’Adakin jetzt nur noch Jorig Techels Insel Tar’Tianoch unserer Vorherrschaft.«
»Noch brauchen wir Techel, um Megas zu beschäftigen«, erklärte der Citarim und das erste Mal während ihres Gesprächs leuchteten seine eisig blauen Augen vor Begeisterung. »Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis auch über Tar’Tianoch das vierstrahlige Sonnenbanner weht. Dann erstreckt sich das Herrschaftsgebiet der Kirche über die ganzen Ostlande.«
»Mit Truppen aus all diesen Reichen«, frohlockte Malun, »werdet Ihr bald das größte Heer gegen den Drachen aufstellen können, das es je gegeben hat. Damit ist das Ende der Echsenpest besiegelt. Gelobt sei Cit!«
»Doch damit ist es noch nicht getan«, dämpfte Torion die Begeisterung seines Priesters. »Vergiss nicht, dass alle Götterfrevler bestraft werden müssen, bevor das göttliche Volk zurückkehren kann. Die Naurain werden keine Ausnahmen dulden.«
Malun nickte zustimmend, aber sein Gesicht verlor zusehends an Farbe. Dieser letzte Teil des alles umwälzenden Vorhabens des Citarim erschien sogar ihm erschreckend. Doch wer außer seiner Heiligkeit konnte schon beurteilen, was zur Läuterung der Welt vonnöten sein würde? Schließlich war Torion Menaurain der höchste Vertreter des Cit unter den Sterblichen. Sein Wort wog beinahe so schwer wie das des Gottes selbst.
»Darf ich noch eine Frage stellen, Eure Heiligkeit?«, bat Malun unterwürfig.
»Frag«, erwiderte der Citarim knapp.
»Ist das der Grund, warum Ihr die Ecorimkämpfer in Gewahrsam nehmen lasst? Wollt Ihr damit sicherstellen, dass Arden Erenor den ihm zugedachten Teil Eures monumentalen Plans wunschgemäß ausführt?«
»Der Fendralinträger bewegt sich bereits genau entlang des Pfades, den ich ihm vorgeben habe«, erklärte der Citarim und winkte unwillig ab.
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