Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
unbedeutenden Dieb zu seinem Werkzeug zu machen. Dieser Dieb war es schließlich, der Themuron nach Andobras brachte, wo die Klinge Arton zu ihrem neuen Träger erwählte. Arton begegnete auf Andobras dem Erleuchteten Nataol, der den Klingenträger schließlich zu mir brachte. So schließt sich der Kreis. Alles geschieht nach dem Willen der Götter.«
    »Daran habe ich keinen Moment gezweifelt«, versicherte Malun bewegt. »Wollt Ihr mir auch anvertrauen, wo sich der Themuronträger jetzt aufhält?«
    »Er vollendet seine Ausbildung und sammelt bereits sein Heer im Norden. Der Erleuchtete Nataol steht ihm zur Seite, denn ihm scheint er mittlerweile uneingeschränkt zu vertrauen. Nicht mehr lange, dann kann die Drachenhatz beginnen und mit ihr die große Weltenläuterung!« Wieder loderte jene glühende Leidenschaft in den stechenden Augen des Kirchenführers auf, die sich dort nur entzündete, wenn er von seinen allumfassenden Plänen sprach.
    »Eure Heiligkeit«, ließ sich Malun erneut vernehmen, diesmal aber in deutlich besorgtem Tonfall.
    »Was ist denn noch?«, erkundigte sich der Citarim unwirsch.
    »Euer Arm«, bemerkte Malun und deutete beunruhigt auf den Ärmel des Ordensgewandes.
    Der Citarim sah zu der bezeichneten Stelle. Das vorher schneeweiße Gewand wurde dort nun durch mehrere dunkelrote Blutflecken verunziert. »Ach, die Verwundung durch den Iroxin«, murmelte der Citarim geistesabwesend, als kämen ihm die Folgen der Berührung durch die Giftklauen des Sonnenläufers erst jetzt wieder in den Sinn.
    »Soll ich einen Heiler kommen lassen?«, fragte Malun.
    »Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen«, erwiderte Torion Menaurain unwillig. »Das sterbliche Fleisch fordert bisweilen doch sein Recht – ärgerlich, aber unvermeidlich.«

 
FREUNDSCHAFTSDIENST
     
    E s dauerte ganze fünfzehn Tage, bis sie wieder in Kersilon eintrafen. Da weder Sal Oibrin und seine Sklaven noch Rai und Selira über irgendwelche Vorräte verfügten, hatten sie sich täglich ein paar Stunden Zeit nehmen müssen, um nach Essbarem Ausschau zu halten. Trotz der scharfen Augen der kreisenden Säbelschwinge Resa, die sie nach Kräften zu unterstützen versuchte, stellte das Aufspüren der Beute in dieser Einöde wahrlich kein einfaches Unterfangen dar. Nur dank Oibrins herausragenden Kenntnissen über die Pflanzen – und Tierwelt dieser lebensfeindlichen Gegend gelang es, das Allernotwendigste zum Überleben zu beschaffen. Er fand immer irgendetwas – das stachelige Hartlaubgewächs, aus dessen Blättern sich süßer Saft pressen ließ, einigermaßen genießbare Insekten unter einem Stein und hin und wieder auch mäßig giftige Schlangen, die gar nicht so schlecht schmeckten, wie Rai feststellte. Ebenso führte er sie mit traumwandlerischer Sicherheit zu den wenigen Wasserlöchern dieser Region. Am Tag nach seiner Befreiung hatte er es sogar fertig gebracht, in der Nähe des Heerlagers drei der sechs Riesenschweine ausfindig zu machen, die zwar ein wenig mitgenommen, aber ansonsten unversehrt entkommen waren. Somit hatte Oibrin zwar seine Waren eingebüßt, aber zumindest einige seiner Packtiere gerettet. Außerdem hatte ihre offensichtliche Not auch ihr Gutes: Sie blieben gänzlich unbehelligt von Räuberbanden. Diese kamen zwar einige Male in Sichtweite, aber weil sie sich von der Gruppe offenbar keine lohnende Beute versprachen, sahen sie von einem Überfall ab. Das stellte ein großes Glück dar, denn da Oibrins Leute nach ihrer Gefangennahme gänzlich unbewaffnet waren, hätten sie dem Angriff auch kaum etwas entgegensetzen können.
    Als sie endlich wieder in Kersilon ankamen, ließ sich an Oibrins sorgenvollem Gesicht überdeutlich erkennen, wie ernst es um die Zukunft seines kleinen Handelsunternehmens stand. Rai hatte mittlerweile erfahren, dass Oibrin die Seidenrollen, die er in Tanduco verkaufen wollte, von einem Kersiloner Weber ohne Bezahlung und nur gegen sein Ehrenwort erhalten hatte. Oibrin hatte gehofft, sie wie immer zu einem Vielfachen des Wertes verkaufen zu können und damit dann seine Schulden und die anfallenden Zinsen begleichen zu können. Jetzt, da er ohne Waren und ohne Geld heimkehrte, brachte ihn das nicht nur in finanzielle Nöte, sondern, was noch schwerer wog, es beschmutzte auch seine Ehre, weil er nicht in der Lage gewesen war, sein Wort zu halten. Von nun an würde ihm niemand in Kersilon jemals wieder etwas ohne vorherige Bezahlung überlassen, was ihn jeglicher Möglichkeit beraubte, von

Weitere Kostenlose Bücher