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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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»Für ihn ist kein zusätzliches Druckmittel vonnöten, er ist zu schwach und zu selbstverliebt, um sich zu widersetzen. Er nutzt lediglich einen verschwindend geringen Teil der ihm verliehen Kräfte und seine heilige Waffe gebraucht er nur instinktiv, ohne sich seiner Möglichkeiten voll bewusst zu sein. Aber das alles ist, wie es sein soll, denn er verfügt ohnehin nicht über reines Blut, da sein Großvater Taron Erenor, der Vater Ecorims, kein Fardjani, sondern ein Mensch war. Daher ist es der Fendralinträger nicht wert, eine weitergehende Förderung zu erhalten. Er ist nur Mittel zum Zweck und wird nicht mehr benötigt, wenn er seine Aufgabe erfüllt hat.
    Nein, der Grund für die Gefangennahme der Ecorimkämpfer ist nicht er, sondern der Themuronträger, Ardens Halbbruder Arton. Ihm kommt eine weit bedeutungsvollere Aufgabe beim bevorstehenden letzten Drachenkrieg zu, die auch ein höheres Maß an Loyalität gegenüber der Kirche und den Göttern erfordert. Ich habe im Laufe seiner Ausbildung einige Male tiefe Einblicke in seinen Geist erhalten und die Verbundenheit zu seinen ehemaligen Schülern, die sich als Ecorimkämpfer bezeichnen, ist selbst jetzt, nachdem er sich zunehmend als Fardjani begreift und den Menschen entfremdet, immer noch sehr stark. Besonders tiefe Gefühle hegt er für eine seiner Schülerinnen namens Tarana, die er jedoch für tot hält und sich auch noch selbst dafür die Schuld gibt. Du, Malun, hast mir jedoch berichtet, dass diese Tarana an der Schlacht bei Königswacht teilnahm und danach verwundet nach Seewaith gebracht wurde. Wenn nun diese Frau noch lebt, an deren Schicksal der Themuronträger durch solch eine fatale Mixtur aus menschlichen Gefühlsregungen gekettet ist, dann stellt sie zusammen mit den anderen Ecorimkämpfern die letzte Verbindung des Themuronträgers zum Menschenvolk dar. Dies könnte jedoch seine Entschlossenheit im entscheidenden Augenblick gefährden. Befinden sich diese Personen allerdings in unserer Gewalt, lässt sich dieses mögliche Hindernis nicht nur aus dem Weg räumen, wir können es sogar zu unserem Vorteil nutzen. Deshalb bin ich zu dem Schluss gelangt, dass es nicht in unserem Interesse liegen kann, die Ecorimkämpfer gänzlich zu beseitigen, worin du und Megas ohnehin bislang versagt habt. Stattdessen benutzen wir sie als Unterpfand, um uns die Loyalität des Themuronträgers zu sichern, falls seine Göttertreue wanken sollte.«
    Malun ließ das Gehörte eine Weile auf sich wirken, bis er vorsichtig eine weitere Frage nachschob: »Stellt dann aber die Verwandtschaft der beiden Klingenträger nicht ebenfalls eine mögliche Gefährdung des göttlichen Planes dar? Immerhin werden sie sich früher oder später gegenübertreten müssen und sehr wahrscheinlich wird nur einer diese Auseinandersetzung überleben. Arden glaubt immer noch, Arton wäre bei dem Überfall auf die Kriegerschule Ecorim ums Leben gekommen. Was, wenn sich Arden im Moment ihres Aufeinandertreffens weigert, mit seinem tot geglaubten Bruder zu kämpfen?«
    Der Citarim faltete die Hände und lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück. »Die Götter haben bereits alles in die Wege gleitet, lange bevor wir uns überhaupt bewusst waren, wer die neuen Träger der Götterklingen sein würden. Denn sie verstanden es in ihrer grenzenlosen Weisheit, die beiden Halbbrüder zu erbitterten Rivalen zu machen, die keinerlei brüderliche Liebe verbindet. Auch das las ich im Geist des Themuronträgers. Sein Hass auf seinen Halbbruder steht seiner Liebe zu seiner menschlichen Schülerin in nichts nach. Daher ist es auch so bedeutsam, dass die beiden nichts voneinander erfahren, denn weder dürfen sie ihren Kampf austragen, bevor die Zeit gekommen ist, noch dürfen sie die Möglichkeit erhalten, ihren Streit beizulegen. Alles fügt sich zusammen wie ein großes Mosaik, doch damit das von den Göttern erdachte Bildnis am Ende vollkommen wird, dürfen wir nichts übereilen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass jedes Steinchen seinen vorgesehenen Platz einnehmen kann, selbst wenn wir nicht ermessen können, wie das fertige Werk aussehen mag. Die bemerkenswerten Umwege, die das Schwert Themuron nahm, um seinen von Cit ausersehenen Träger zu erreichen, können uns als lehrreiches Beispiel dienen. Die Themuraia, die wir vor zwei Jahren ausschickten, um die Götterklinge aus der Schatzkammer des Königs zurückzuholen, scheiterten nur deshalb, weil das große Himmelsauge entschieden hatte, einen

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