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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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sich, wie man mit solchen Pranken überhaupt irgendetwas anfassen konnte, ohne es zu zerbrechen.
    »Angeblich regt sich dort von Neuem der alte Drache.« Der Händler senkte bei diesen Worten seine Stimme, als würde das Wesen, von dem er sprach, hinter dem nächsten Zelt sitzen und sie belauschen.
    ,Dache?’, rätselte Arlion in Gedanken über den unbekannten Begriff.
    .Drache’, korrigierte ihn Thalia, ›aber ich weiß auch nicht, was das ist. Bestimmt nichts Gutes.‹
    »Der Citarim in Tilet hat eine gewaltige Drachenhatz ausgerufen«, erzählte der Kaufmann weiter. »Daran sollen sich alle Länder und alle Völker beteiligen, um die Ostlande von diesem Übel zu befreien. Es wird das größte Heer aufgestellt, das die Welt je gesehen hat, und angeführt wird es vom neuen König von Citheon, Arden Erenor.«
    »Habt Ihr vielleicht irgendetwas gehört von den Gefährten des Königs?«, forschte ihre Mutter nach und augenblicklich dominierten wieder die üblichen Sorgen ihren Geist. »Beteiligen sie sich auch an dieser Drachenhatz?«
    Der Händler schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, von Gefährten des Königs weiß ich nichts. Es wird nur immer von der Treue des Königs zum Citarim und der Kirche berichtet und dass er sein gesamtes Tun stets mit seinen priesterlichen Ratgebern abstimmt.«
    Bei diesen Worten drängte sich Daia zu Tarana nach vorn. Daias Denken erschien Thalia normalerweise nicht ganz so sorgengetrübt wie das von Tarana, aber heute wirkte auch sie äußerst bedrückt.
    »Euch muss doch etwas von Meatril Westmarken zu Ohren gekommen sein«, rief sie fast schon ein wenig verzweifelt, »dem treuen Freund und Berater des Königs, dem Helden von Königswacht, der mit Arden Erenor nach Tilet gezogen ist! Es kann doch nicht sein, dass Meatril spurlos verschwunden ist.«
    In den Gedanken des Händlers veränderte sich etwas, als er Daia zu Gesicht bekam. Thalia schien es fast so, als achte der Mann plötzlich weniger darauf, seine Gedanken zu verbergen, weil seine Aufmerksamkeit von Daias Anblick in Beschlag genommen wurde.
    »Hallo, hallo, schönes Kind«, sagte der Kaufmann, wobei seine Augen aufhörten herumzuwandern und sich auf Daia hefteten. Thalia fragte sich unwillkürlich, ob der Mann vielleicht schlecht sah, denn ganz offensichtlich handelte es sich doch bei Daia nicht um ein Kind. Schön war sie allerdings, soweit Thalia das beurteilen konnte, das hatte der Kerl trotz seiner schlechten Augen durchaus richtig erkannt. Dem Mädchen war schon des Öfteren aufgefallen, dass sich auch einige Männer des Stammes in der Gegenwart der Freundin ihrer Mutter irgendwie seltsam verhielten. Vielleicht lag es daran, dass Daia neben Thalia die Einzige unter den Nomaden war mit goldenem Haar. Jedenfalls sorgte ihr Auftauchen vor allem bei den noch ungebundenen männlichen Stammesmitgliedern meist für eine merkwürdige Verwirrung der Gedanken. Anscheinend erging es dem Händler nun nicht anders, was Thalia die Gelegenheit gab, etwas zu versuchen, das sie nur noch sehr selten tat, weil ihre Mutter es ihr eigentlich verboten hatte. Anstatt einfach nur die herantreibenden Gedanken des Mannes auf sich wirken zu lassen, beschloss sie, ein Stück weit in seinen Geist vorzustoßen, um herauszufinden, was er tatsächlich im Schilde führte. Das war nicht ganz einfach, aber nach ein wenig Herumprobieren gelang es ihr schließlich.
    »Darf ich fragen, welchen Namen eine solch wunderhübsche Blume der Steppe trägt?« Thalia stellte erstaunt fest, dass der Mann für diesen Satz seine gesamte Konzentration aufbringen musste. Er wollte offenbar ganz besonders freundlich zu Daia sein.
    Diese reagierte trotz seiner Bemühungen eher irritiert. »Ich heiße Daia«, antwortete sie knapp, »und ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir etwas über Meatril erzählen könntet.«
    Was jetzt im Kopf des Mannes geschah, war interessant. Thalia nahm freudige Überraschung, gepaart mit einem großen Erfolgsgefühl, wahr. Ein einzelner Gedanke rollte immer wieder durch den Geist des Händlers, wie eine Murmel, die von den Wänden einer Holzkiste hin und her geworfen wird: ›Gefunden! Ich habe sie gefunden!‹
    »Und Euer Name lautet dann Tarana, habe ich recht?« Der Mann wandte sich mit seinem Dauergrinsen an Thalias Mutter.
    Diese hob verblüfft die Brauen. »Woher wisst Ihr das?«
    »Auch von euch beiden werden viele Geschichten erzählt«, erklärte der Kaufmann. »Wie Ihr bei Königswacht mit nur hundert Bogenschützen die

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