Götterschild
Festung gegen Techels ganzes Heer gehalten habt. Eure Namen sind in aller Munde.«
»Das ist ja schön und gut«, meinte Daia und kam dann ein wenig ungeduldig auf ihre eigentliche Frage zurück: »Aber wir interessieren uns doch mehr für Neuigkeiten über die Ecorimkämpfer Meatril, Targ, Deran und Eringar. Überlegt doch bitte noch einmal, ob Ihr wirklich nichts über sie wisst.«
Der Geist des Mannes begann sich wieder zu verschließen, sodass Thalia große Mühe hatte, noch etwas darin zu erkennen. Eines war für sie jedoch sonnenklar: Jemand, der es ehrlich meinte, musste sich nicht auf diese Weise verstellen. Also nahm sie ihre ganze Kraft zusammen und kämpfte sich noch einmal voran, hinein in das dunkle Gestrüpp seiner Gedanken. So gelang es ihr, ein einzelnes Bild aufzuschnappen: ein dicker Beutel, gefüllt mit Goldmünzen. Thalia wurde daraus jedoch nicht wirklich schlau.
»Natürlich, natürlich«, verkündete der Händler auf einmal überschwänglich. »Ich habe zwei von ihnen doch erst kürzlich in Seewaith gesehen!«
»In Seewaith?«, wiederholten Tarana und Daia beinahe gleichzeitig. Freude flutete Thalia von den beiden Frauen entgegen, was sie unwillkürlich lächeln ließ.
»Ja, ja, dort habe ich sie gesehen, so wahr ich hier stehe«, bestätigte der Mann. »Ich glaube, es waren die beiden, die sich Meatril und Targ nennen.«
Daia fiel Tarana spontan um den Hals. »Sie leben!«, jubelte sie. »Den Göttern sei Dank!«
»Aber selbstverständlich leben sie«, versicherte der Kaufmann. »Sie sind vor etwa vierzig Tagen in Seewaith angekommen und haben Quartier im alten Ratsgebäude bezogen. Die Bevölkerung setzt große Hoffnungen in sie, dass sie das Joch der Citkirche brechen werden, aber leicht wird das sicher nicht. Ich kann mir vorstellen, dass sie für jede Hilfe dankbar sind, die sie kriegen können.«
›Mann ist schwarz im Kopf‹, beschwerte sich Arlion plötzlich in den Gedanken seiner Geistschwester. ›Denkt böse, redet nett. Arlion mag Mann nicht.‹
›Hab ich auch gemerkt, Arlion‹, dachte Thalia zurück, ›und ich kann ihn genauso wenig leiden wie du. Aber wenn wir unserer Mutter und Daia von seinen dunklen Gedanken erzählen, wird sie das wieder traurig machen.‹
› Nicht traurig machen‹, erwiderte Arlion sofort und sah besorgt zu seiner Schwester auf.
›Das will ich ja auch nicht‹, entgegnete diese. ›Unsere Mutter und Daia haben sich so sehr über das gefreut, was er ihnen erzählt hat. Da werden sie bestimmt traurig sein, wenn sie von uns hören, dass der Mann nicht die Wahrheit sagt.‹
Thalia nahm Verwirrung in ihrem Bruder wahr, denn offenbar hatte sie ihn damit ein wenig überfordert. Schließlich kam er aber doch zu einem Entschluss: ›Nichts sagen über bösen Mann.‹
Thalia seufzte und nickte. Angestrengt verfolgte sie weiter, was zwischen dem Kaufmann, ihrer Mutter und Daia gesprochen wurde.
»… könnt ihr mit mir nach Seewaith reisen«, schlug der Mann den beiden Frauen gerade vor, »denn ich will ohnehin in diese Richtung, wenn ich meine Geschäfte hier erledigt habe. Ich kenne die Strecke sehr genau und kann euch führen.«
Thalias Mutter und Daia wechselten einen kurzen Blick, dann meinte Taran: »Wir müssen das erst noch besprechen, aber danke für das Angebot.«
»Zögert nicht zu lange«, warnte sie der Händler eindringlich, als wäre Seewaith ohne seine Hilfe unauffindbar, »ich bin voraussichtlich nur noch bis morgen hier.«
»Wir werden Euch rechtzeitig Bescheid geben«, versprach Tarana, »wir danken Euch für Eure Auskünfte.« Damit ging sie mit Daia zu ihrem Zelt zurück.
Thalia und Arlion folgten ihnen, allerdings machten sie einen kleinen Umweg, um dem unsympathischen Händler nicht unter die Augen zu kommen. Als sie schließlich das kleine Wohnzelt betraten, in dem sie lebten, wurden sie von ihrer Mutter erst einmal mit einer Ermahnung begrüßt:
»Da seid ihr ja endlich, ihr kleinen Herumtreiber! Wir haben uns schon Sorgen gemacht, wo ihr steckt.«
»Haben Hase gesehen, Arlion fällt hin und macht Knack, Hase weg«, fasste Arlion die zurückliegenden Ereignisse knapp zusammen.
»Aha.« Tarana musste schmunzeln und Thalia spürte erleichtert, wie die ohnehin nur milde Verärgerung ihrer Mutter dahinschmolz. »Na ja, so ein Hase ist natürlich sehr interessant. Dafür kann man sich schon mal verspäten.« Sie strich beiden Kindern liebevoll über den Kopf. »Das Essen ist gerade fertig.«
»Was gibt es denn?«,
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