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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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finden, sich aber irgendwie damit abgefunden. Doch jetzt fand er Abu Duns gespielte Unterwürfigkeit nicht mehr nur albern; sie ärgerte ihn. Vielleicht zum ersten Mal, seit sie zusammen waren, fragte er sich allen Ernstes, ob der Nubier ihn auf diese Weise möglicherweise verhöhnte.
»Was wir immer tun«, antwortete er gepresst, ohne Abu Dun dabei anzusehen.
»Alle umbringen und hinterher nachsehen, ob der Richtige dabei war?«, fragte Abu Dun.
    Das ärgerte Andrej noch mehr, aber er ließ es sich nicht anmerken. »Wir werden uns umsehen«, sagte er, so ruhig er konnte. »Cádiz ist groß, aber wir haben den Kerl auf einem ganzen Kontinent aufgespürt. Da wird es uns wohl gelingen, ihn in einer einzelnen Stadt zu finden.« Er sah Abu Dun an, dass ihm eine Menge auf der Zunge lag … doch der Nubier schüttelte nur den Kopf, seufzte tief und klaubte die letzte Scheibe Schinken von der Platte, um sie zwischen seinen strahlend weißen Zähnen verschwinden zu lassen.
»Was für ein genialer Plan«, sagte er schmatzend. »Nicht, dass ich als Besserwisser dastehen will … aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man hier Fremden, die neugierige Fragen stellen, bereitwillig Auskunft erteilt.« Er deutete mit großer Geste auf den Schankraum. »Diese Stadt bereitet sich auf einen Krieg vor. Die Menschen sind misstrauisch.«
»Tut das nicht irgendwie jede Stadt, in die wir kommen, und zu allen Zeiten?«, murmelte Andrej lahm. Der Anblick des Schinkens, der zwischen Abu Duns mahlenden Zähnen verschwand, erfüllte ihn mit Ekel. Saurer Speichel sammelte sich unter seiner Zunge, und er musste einige Male krampfhaft schlucken.
Abu Dun griff nach einem Apfel und biss krachend hinein. »Aber da ich in weiser Voraussicht mit einer solchen Antwort gerechnet habe«, fuhr er mit vollem Mund und ungeniert kauend fort, »habe ich bereits ein paar Erkundigungen eingezogen, während du deinen Schönheitsschlaf gehalten hast … wenn auch mit wenig Erfolg, wenn du mir die Bemerkung gestattest.« Speichel und Saft liefen aus seinem Mundwinkel und zogen eine glitzernde Spur an seinem Kinn hinab; ein Anblick, der Andrejs Magen vollends rebellieren ließ. Sein Ekel wurde so stark, dass er befürchtete, sich übergeben zu müssen, wenn er dem Nubier noch länger beim Essen zusah. Unbeschadet – weil nichts ahnend – von alledem biss Abu Dun ein weiteres gewaltiges Stück von seinem Apfel und deutete mit der anderen Hand auf den Wirt. »Der Bursche da ist gar nicht so übel, wenn man ihn halbwegs freundlich behandelt«, sagte er. »Er hat mir eine Menge über die Stadt und die Lage hier verraten. Was möchtest du zuerst hören? Die guten oder die schlechten Neuigkeiten?«
Als Andrej nicht antwortete, deutete Abu Dun nur ein Schulterzucken an und biss zum dritten Mal in den Apfel und redete kauend weiter. Wieder schluckte Andrej sauren Speichel. »Die gute Nachricht ist, dass viele Fremde in der Stadt sind. So viele, dass nicht einmal du und ich sonderlich auffallen – solange du deinen Verband nicht abnimmst, heißt das.«
Er wartete einen Moment vergebens darauf, dass Andrej lachte, schluckte seinen Bissen geräuschvoll herunter und fuhr in unverändertem Ton fort: »Die schlechte Nachricht ist, dass viele Fremde in der Stadt sind. Niemand weiß genau, wie viele. Der Wirt meinte, sicherlich zehntausend, aber ich denke, es ist ein Mehrfaches dieser Zahl. Es wird schwer werden, hier jemanden zu finden. Selbst jemanden, der sich nicht vor uns versteckt.« »Vor allem, wenn wir hier herumsitzen und darauf warten, dass er zur Tür hereinspaziert kommt«, fügte Andrej hinzu.
»Oh, wir wären längst unterwegs, wenn du nicht verschlafen hättest«, versetzte Abu Dun. »Nicht zu vergessen den Krug Bier, den ich noch bestellt habe. Aber keine Sorge, ich weiß, wo wir mit unserer Suche beginnen können … wenn du dich kräftig genug dazu fühlst, heißt das.« Andrej wollte auffahren, doch er spürte auch, dass Abu Dun ihn keineswegs auf den Arm hatte nehmen wollen. Seine Sorge war echt. Bevor er noch irgendetwas sagen konnte, beugte sich der Nubier über den Tisch und legte die flache Hand auf seine Stirn. Ärgerlich schlug Andrej seinen Arm zur Seite. »Was soll das?«
»Du hast Fieber.«
»Unsinn!«, fauchte Andrej. »Ich kann kein Fieber bekommen, so wenig wie du.«
»Dann musst du die Nacht wohl versehentlich auf dem Herd verbracht haben statt dahinter«, antwortete Abu Dun ungerührt. »Du glühst. Was zum Teufel ist los mit dir,

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