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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gunjirs mehr als zwanzig Pfund Gewicht verwandelten sich in einen bronzefarbenen Blitz, der die Luft rings um ihn herum in einem perfekten Kreis spaltete.
Doch dann sah er: Auch hinter ihm war niemand. Der Hof war leer.
Andrej fuhr noch einmal und womöglich noch schneller auf dem Absatz herum, wechselte das Schwert von der rechten in die linke Hand und wieder zurück und sah sich gehetzt um.
Sein Blick tastete über jeden Schatten, jede noch so winzige Unebenheit und jedes mögliche Versteck, das groß genug für eine Ratte gewesen wäre, und zugleich lauschte er mit all seinen anderen, übermenschlich scharfen Sinnen. Aber es blieb dabei: Der Hof war leer. Das einzige andere Lebewesen, das er sah, war der gescheckte Hengst, dessen gehortete Wasservorräte er sich angeeignet hatte und der ihn jetzt hinter der Stalltür hervor vorwurfsvoll ansah, vielleicht auch ein bisschen schadenfroh.
Lässig an den Türrahmen des Goldenen Ebers gelehnt, stand ein schwarz gekleideter Riese mit einem noch schwärzeren Gesicht, der ihm nun spöttischen Beifall zollte.
»Mein Kompliment, Hexenmeister«, sagte Abu Dun auf Arabisch. »Für einen Mann, der gestern beinahe ein Auge und um ein Haar das Leben verloren hätte, bist du schon wieder in erstaunlicher Verfassung … aber übertreib es nicht. Es reicht vollkommen aus, wenn du deine morgendlichen Übungen nach dem Frühstück absolvierst.«
Andrej würdigte ihn keiner Antwort, sondern drehte sich noch einmal – langsam – im Kreis und lauschte angestrengt. Nichts. Der einzige andere Mensch weit und breit außer ihm war Abu Dun.
»Hast du irgendjemanden gesehen oder gehört?«, fragte er, während er Gunjir langsam sinken ließ. Sein Herz klopfte, als wäre er eine Meile weit aus Leibeskräften gerannt, und er begann das enorme Gewicht der Waffe zu spüren; selbst ihm fiel es nicht leicht, das schwere Schwert länger als einige wenige Augenblicke mit ausgestrecktem Arm zu halten.
»Außer dir?« Abu Dun hörte endlich mit dem albernen Klatschen auf und schüttelte den Kopf. »Nein. Ist alles in Ordnung mit dir?« Das spöttische Grinsen blieb wie eingemeißelt auf seinem Gesicht, aber Andrej spürte auch die unterdrückte Sorge, die in seinen letzten Worten mitschwang.
»Nein«, raunzte er. »Nichts ist in Ordnung. Jemand war hier.« Er rammte das Schwert so heftig in die Lederscheide an seinem Gürtel zurück, dass die Klinge schmerzhaft gegen seinen Knöchel schlug, und musste plötzlich mit aller Macht gegen den Impuls ankämpfen, den leeren Eimer zu nehmen und dem grinsenden Gaul auf den Schädel zu schlagen.
»Hast du gerade irgendetwas von Frühstück gesagt?« Abu Dun verbeugte sich so tief, dass sein Turban bedrohlich zu wackeln begann und er ihn hastig mit der linken Hand festhalten musste. Mit der anderen machte er eine übertrieben einladende Geste auf die Tür hinter sich. »Wenn Ihr mir in Eurer unendlichen Großmut folgen würdet, Sahib? Euer Mahl ist angerichtet.«
Andrej sagte nichts, sah sich noch einmal prüfend um (wobei er die Gelegenheit nutzte, dem Schecken hinter der Stalltür einen so mordlüsternen Blick zuzuwerfen, dass der Hengst es vorzog, hastig zurückzuweichen) und stolzierte hoch erhobenen Hauptes an dem Nubier vorbei; wenn auch nicht annähernd so sicheren Schrittes, wie ihm lieb gewesen wäre.
Sie durchquerten einen halbdunklen, schlecht riechenden Raum, der so niedrig war, dass nicht einmal Andrej sich zu seiner ganzen Größe aufrichten konnte – von Abu Dun ganz zu schweigen –, und betraten den eigentlichen Schankraum. Er war nicht nennenswert höher als die Kammer, durch die sie gerade gekommen waren, roch beinahe genauso schlecht und kam ihm sonderbarerweise dunkler vor als am Abend zuvor, obwohl Türen und Fenster weit offen standen, um das Tageslicht und den stickigen Hauch hereinzulassen, den die Menschen hierzulande anscheinend für frische Luft hielten. Immerhin war der Schankraum nicht mehr voller Betrunkener und Raufbolde, wie am vergangenen Abend. Abu Dun deutete auf einen Tisch am anderen Ende des Raumes, schob ihn mit sanfter Gewalt voran und hob die andere Hand, um dem Wirt zuzuwinken.
Auf dem Tisch wartete bereits ein einfaches, dafür aber umso reichhaltigeres Frühstück auf sie: Brot, Käse und ein hölzernes Tablett mit dünn geschnittenem Schinken, dazu zwei kostspielig aussehende Zinnbecher. Den dazugehörigen Krug brachte der Wirt genau in dem Moment, in dem Andrej sich setzte. Beiläufig bemerkte er, dass Abu Dun erst

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