Göttersturz, Band 1: Das Efeumädchen (German Edition)
durch ihr Licht liefen.
»Zieh den Kopf ein, wenn wir gleich da vorne sind!«, brüllte er Jalina zu, die vor ihm lief.
Ohne getroffen zu werden, gelangte sie durch den Fackelschein. Erleichtert legte Corellius einen Sprint ein und duckte sich, so weit er konnte.
Surren.
Schmerz fraß sich tief in seine linke Wade. Er strauchelte und fiel der Länge nach auf den Fels.
»Corellius! Nein!« Jalina fuhr herum und machte Anstalten, zu ihm zurück zu rennen.
»Lauf weiter! Sie dürfen dich nicht kriegen!«, rief er. »Wir treffen uns oben.«
»Gut«, schluchzte sie. »Bitte bleib bei mir – mein Held.«
Er hörte ihre Schritte, die erst zögerlich, dann immer schneller wurden. Wenigstens sie würde es vielleicht schaffen.
Ächzend befühlte er den Pfeil, der aus seiner Wade ragte. Tatsächlich, ein Schwammlingpfeil. Besonders tief gedrungen war er nicht. Mit ein wenig Glück konnte er noch weiterhumpeln.
In Gedanken wiederholte er Jalinas letzte Worte, die beinahe aus einem der kitschigen Ritterbücher hätten stammen können.
Ich bin ihr Held , sagte er sich. Ich bin ein Held. Und anscheinend doch kein so miserabler Kartenspieler.
»Eure Demütigungen habe ich nicht vergessen, mein Freund«, drang eine näselnde Stimme aus der Finsternis.
Corellius erkannte sie sofort. Wie ein Funke setzte sie das Feuer seiner Wut in Brand. »Du!«
Arlot Asht trat in den Schein der Fackel. »Ich werde ein Lied über Euch dichten, Corellius Adanor. Ein Lied über einen verbitterten Söldner, der in den Leeren Landen den Tod fand. Ein trauriges Lied. Mit einem bösen Ende.«
Ein Schwammlingpfeil lag bereits in seinem Kompositbogen. Er spannte die Sehne.
Die Pfeilspitze zeigte genau auf Corellius' Herz.
Tiefe
Am Fuße des Trichters öffnete das, was einmal Ulme gewesen war, seine milchig-weißen Augen.
Sein Blick wurde aus zwei Dutzend anderen, bleichen Augenpaaren erwidert. Die gefallenen Efeumädchen umringten ihn. Sie rochen an ihm und erkannten, dass er einer von ihnen geworden war.
Gemeinsam legten sie den Kopf in den Nacken und witterten. Der Geruch nach Tod hing in der Luft.
Ein Grollen drang aus dem verzweigten System aus Gängen und Schächten, das sich unter dem Trichter erstreckte.
»Tekeli-li! Tekeli-li!«
Ihr Meister rief sie.
Der falsche Gott war tot und ihre Zeit gekommen.
Fortsetzung folgt
© Lara Studer
Lars Schütz , Jahrgang 1992, lebt in Duisburg und studiert Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Geschichten erzählen wollte er schon immer und als er merkte, dass sein Zeichentalent für Comics nicht ausreichte, konzentrierte er sich allein aufs Schreiben. Seinen ersten Roman veröffentlichte er bereits zu Schulzeiten, wobei er komplette Deutschstunden mit dem Vorlesen seiner Geschichten füllte. Mit der "Göttersturz"-Serie hat er zum ersten Mal eine ganz eigene Welt entworfen.
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