Goettin der Legenden
seine wichtigsten Bediensteten vorzustellen.
Der Erste Knappe – was immer dieser Rang genau bedeuten mochte – war James. Da er größer und breiter war als ein Profiringer, vermutete Isabel, dass er seinen Dienst hauptsächlich als Leibwächter verrichtete.
Tristan, der Zweite Knappe, war nur geringfügig kleiner als James und senkte grüßend den Kopf. Sofort erinnerte Isabel sich daran, dass er ihr schon bei ihrer Ankunft im Wald begegnet war, und sie winkte ihm freundlich zu. Hoffentlich hatte er nicht ihren nackten Hintern gesehen, als sie zum Pinkeln vom Pferd gestiegen war – er grinste sie so anzüglich an, dass sie es sich durchaus vorstellen konnte.
So ging es mit den anderen Männern weiter, die für Arthur und Gwen eine besondere Bedeutung hatten, und da die Tafelrunde recht groß war, dauerte es eine ganze Weile.
Endlich war Lancelot, Isabels Zielperson, an der Reihe. Er stand auf und verbeugte sich noch tiefer als alle anderen, doch in Isabel regte sich nichts, er hätte ihr kaum gleichgültiger sein können.
Obwohl Lancelot sehr schüchtern war und bei jeder Gelegenheit errötete, war er ein sehr gutaussehender junger Mann, und Isabel hätte am liebsten gleich ihren Friseur damit beauftragt, ihr genau solche sonnenhellen goldenen Strähnen einzufärben, wie sie in seinen hellbraunen Haaren glänzten. Als er dann endlich den Mut aufbrachte, ihrem Blick zu begegnen, sah sie, dass seine Augen grünlich schimmerten, was aber vermutlich seiner tannengrünen Tunika zu verdanken war – normalerweise tendierten sie sicher eher ins Haselnussbraun. Wie er durch die Begrüßungsworte stolperte, war äußerst charmant, aber für Isabel nicht das kleinste bisschen sexy – vor allem nicht im Vergleich zu dem herzhaften Lachen, das sie gleich bei ihrer ersten Begegnung mit König Arthur so bezaubert hatte. Verdammt, verdammt und nochmal verdammt – nichts, aber auch gar nichts in Isabel reagierte auf Lancelot.
Die übrigen Männer des Königs verhielten sich beim Essen ein wenig mürrisch, vielleicht, weil es ihnen nicht gefiel, dass Isabel ihre eigenen Bediensteten mitgebracht hatte.
Und auch sie fühlte sich unwohl, nicht nur wegen Lancelot, auch die Scherze des Hofnarren Hester the Jester waren nicht dazu angetan, sie auf angenehme Weise abzulenken. Der bedauernswerte Narr war bestimmt schon an die siebzig Jahre alt, und sein blau-violettes Seidengewand machte sein Gesicht noch käsiger, als es sowieso schon war. Dennoch entwickelte Isabel eine gewisse Sympathie für ihn, hauptsächlich, weil er sich solche Mühe gab, die Gäste zu unterhalten.
Arthur zwinkerte ihr vergnügt zu, als Hester sich endlich mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete. »Das war ungeheuer spaßig«, meinte Isabel höflich, doch keiner der Anwesenden schien ihrer Meinung zu sein. Nur Arthur konnte gar nicht aufhören zu grinsen.
Dann wurde das Essen aufgetragen, ungeheure Mengen, jedoch fast ausschließlich Fleischgerichte. Zwar war Isabel keine strenge Vegetarierin, doch ihr verging immer mehr der Appetit: Wildschwein, Kaninchen, Eichhörnchen – aber am schlimmsten war eindeutig der sauer eingelegte Aal. An Gemüse gab es Kohl und Rote Bete, was leider beides auch nicht zu Isabels Lieblingsspeisen gehörte.
Sonst war Isabel nicht sonderlich scharf auf Alkohol, aber an diesem Abend trank sie wie ein alter Seebär, denn sie hoffte, auf diese Weise ihre Mission vielleicht eher erledigen zu können – sowohl den Aal hinunterzuwürgen, ohne sich übergeben zu müssen, als auch den jungen und für sie so gar nicht verführerischen Ritter zu verführen.
Das ist ein Scherz, Viviane, oder? Das ist ein Auftrag, den ich unmöglich erfüllen kann.
Du musst es wenigstens versuchen, Izzy. Denk an Merlin.
Aber es funktionierte einfach nicht. Sicher, Lancelot war nett und süß – vorausgesetzt, man stand auf kleine Jungs. Als kleines Mädchen hätte Isabel ihn sicher gemocht, aber so hübsch Lancelot auch anzusehen war, er war einfach zu jung. Viel zu jung.
Obendrein hatte auch er ganz offensichtlich kein Interesse an Isabel, sondern nur Augen für Gwen, was für jeden im Raum unübersehbar war. Außer für Arthur. Der König war so damit beschäftigt, von seinem Treffen mit den anderen Rittern des Reichs zu erzählen, dass er für die Blicke, die zwischen Gwen und dem süßen Lancelot hin und her gingen, vollkommen blind zu sein schien.
So machten alle gute Miene zum bösen Spiel. Wahrscheinlich traute sich keiner
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