Goettin der Legenden
etwas zu sagen, Komtess.« Dann nahm sie, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, Kurs auf den dritten Koffer und zog ein wunderschönes Gewand heraus. »Das ist aber eher rosa als pink, Mary.«
»Es ist nicht Euer … Pink?«
Ist das etwa deine Vorstellung von Pink, Viviane?
Was für eine Rolle spielt denn eine Nuance hin oder her? Spar dir deine Wortklaubereien.
»Ich finde, das würde sehr gut zu Eurer hellen Haut passen, Mylady, und Eure Schönheit hervorragend zur Geltung bringen.«
Eine Zofe mit ausgezeichnetem Geschmack – wirklich ein Geschenk des Himmels. »Ja, ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen, Mary.«
»Da bin ich gewiss, Mylady.«
Isabel brauchte nicht zu fragen, wer oder was Mary diese Gewissheit verschaffte, während sie erneut ihre Kette berührte. »Dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für den Wein und das Bad.«
»Sehr wohl.«
»Kennst du dich denn womöglich auch mit Haaren aus?«
»Wäre Euch das recht, Komtess?«
»O ja, sehr sogar.«
»Mylady, Haare sind meine Leidenschaft, ich kenne mich sehr gut damit aus.«
Zwar war alles ein bisschen primitiv, aber Isabel fühlte sich wunderbar verwöhnt. Nachdem das Wasser, das eimerweise in ihr Zimmer geschleppt wurde, auf die perfekte Temperatur abgekühlt war, hatte Mary Lavendel und Rosmarin in die Wanne gestreut, und das wirkte wunderbar entspannend. Als Isabel wieder fertig war, hatte Mary ihr Versprechen eingelöst und Isabels Haare zu einem kunstvoll verknoteten Pferdeschwanz frisiert.
Außerdem hatte sie das nicht ganz pinkfarbene Kleid noch mit einer Messingbrosche aufgepeppt, und als Isabel dann von Tom und Dick zum Speisesaal geleitet wurde, fühlte sie sich beinahe wie eine Königin. Nun war es Zeit, die echte Königin kennenzulernen. Wunderbar.
Beim Abendessen lernte Isabel sowohl Lancelot als auch Guinevere kennen. Gwen, wie König Arthur sie nannte, war eine ausgesprochen nette und wirklich sehr schöne junge Frau – wobei »jung« das ausschlaggebende Wort war. Ihre kastanienbraunen Haare waren zu einem komplizierten Knoten frisiert, und auf ihrer beneidenswert faltenfreien Stirn trug sie ein mit winzigen Edelsteinen geschmücktes Diadem.
Am liebsten hätte Isabel sie gefragt, was für eine Gesichtscreme sie benutzte, aber dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass Gwen ja wirklich fast noch ein Kind war. In ihrem Alter hatte Isabel sich noch nicht einmal mit Jungen verabreden dürfen, von heiraten – oder ihren Ehemann zu betrügen – mal ganz zu schweigen. Isabel hätte sie gern gehasst, aber die Königin war einfach zu nett. Außerdem duftete sie nach Rosenblättern, was nach dem Schweißgestank und den Tiergerüchen, die sogar im Speisesaal vorherrschten, eine sehr angenehme Abwechslung war.
Eigentlich war der Gestank keine große Überraschung, denn natürlich gab es auch hier verschwitzte Männer und jede Menge Hunde, und Isabel wünschte sich, sie hätte sich irgendwann einmal über die Zusammensetzung bewährter Raumdeos informiert. Dann hätte sie vielleicht so etwas hier nachmachen können.
Gwen trug ein Kleid aus silbern schimmerndem Stoff und um die beneidenswert schmale Taille eine kunstvolle Kette. Vermutlich hätte dieser Gürtel kaum einem der stämmigen Männer, die um den riesigen Tisch versammelt waren, um den Arm gepasst.
»Es ist uns eine große Ehre, dass Ihr Euch heute in unserer Halle zu uns gesellt«, sagte Guinevere. »Wir haben Eurer Ankunft bereits voller Vorfreude entgegengesehen. Wie mein Gemahl mir erklärt hat, hat Euer Besuch den Zweck, dass unsere Länder ein wichtiges und für beide Seiten förderliches Abkommen abschließen werden.«
Na toll, Gwen war also auch kein kleines Dummchen, sondern politisch absolut auf dem Laufenden. Gab es denn gar nichts, was man an ihr hassen konnte? Abgesehen davon, dass sie das Privileg hatte, ihre Nächte im Bett des Mannes zu verbringen, der Isabels Blut gnadenlos in Wallung brachte.
Wieder einmal bekam sie einen Schlag aufs Brustbein.
Könntest du damit bitte aufhören?
Reiß dich zusammen. Verneige dich vor der Königin, und heb dir deine Gelüste für später auf.
Isabel versuchte wieder einen tiefen Knicks, der total danebengegangen wäre, hätten Tom und Dick sie nicht rechtzeitig festgehalten. Isabel nahm sich vor, diese gymnastischen Höflichkeitsbezeugungen bei Gelegenheit zu trainieren. »Ich fühle mich geehrt, nach Camelot eingeladen worden zu sein, Hoheit, und bin Euch sehr dankbar für Eure
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