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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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machen.
    »Möchtet Ihr, dass der Wunsch zu einem Traum gemacht wird?«, fragte Asterius.
    Mikki sah von der erotischen Szene zu dem Biestmann, der neben ihr stand, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und ließ den Blick langsam von seinem muskulösen Brustkorb hinauf zu seinen üppigen und sehr menschlichen Lippen wandern. »Ja, das möchte ich«, antwortete sie. Ohne dass jemand ihr sagen musste, was sie als Nächstes zu tun hatte, schnippte sie mit den Fingern, und die Münze explodierte in einer rosaroten Rauchwolke, die träge nach oben waberte und schließlich durch die Decke verschwand.
    »Wollt Ihr noch einen anderen Traum auswählen, Empousa?«, fragte die Frau, die neben ihr saß.
    »Gern, aber ich möchte auch noch die anderen Zimmer besuchen.«
    Zum zweiten Mal an diesem Abend streckte Mikki Asterius die Hand hin. Diesmal zögerte er keine Sekunde, sondern nahm sie sofort und half ihr beim Aufstehen. Dann ließ er sie los, aber Mikki entfernte sich nicht von ihm, sondern legte ihre Hand in seine Armbeuge, als wäre er ein altmodischer Gentleman, der sie aus dem Raum eskortierte. »Komm, wir sehen uns noch ein paar andere Räume an.«
    »Wie Ihr wünscht, Empousa.«
    Obwohl seine Worte noch immer förmlich klangen, war unverkennbar, wie sanft sein Gesicht wurde, wenn er mit ihr sprach, und wie sich ihre Körper einander zuneigten, wie vertraut sie einander anlächelten und die Köpfe zusammensteckten. So verließen sie das Zimmer, und keiner von beiden achtete auf die schockierten Blicke der Traumweberinnen.

25
    Mikkis Gedanken schwirrten, erfüllt von der unglaublichen Schönheit, die sie in den Räumen der Traumweberinnen erwartete. Jedes Mal, wenn sie glaubte, dass das, was sie gerade gesehen hatte, nicht mehr zu übertreffen war, führte Asterius sie ins nächste Zimmer, und sie konnte wieder nur staunen. Sie wünschte, ihre Mutter und ihre Großmutter wären mit ihr hier. Vor allem ihre Mutter hätte den Raum geliebt, in dem die Frauen winzige Porzellantiere bemalten, die lebendig wurden, wenn sie durch die Decke verschwanden. Ihrer Großmutter hätte wahrscheinlich das Traumweben am besten gefallen, das mit Magie verbunden war, beispielsweise das Zimmer, in dem auf lange Pergamentrollen, die so fein waren, dass man hindurchsehen konnte, farbenfrohe Szenen gezeichnet wurden. Sobald eine Szene fertig war, löste sich das zarte Papier plötzlich auf, flatterte in die Luft und verschwand. Asterius hatte ihr erklärt, dass die Frauen hier die Essenz von Tarot-Karten geschaffen hatten. Und dann gab es noch den Raum, in dem die Frauen mit glänzenden Häkelnadeln transparente Decken häkelten, in einem Farbspektrum von Dotterblumengelb bis Rauchgrau. Mondschleier, mit denen man den Mond herunterzog, so hatte er sie genannt. Und Mikki wurde klar, dass es tatsächlich all die verschiedenen Farbschattierungen der Mondphasen waren.
    Aber ihr Lieblingsraum war das Kerzenzimmer. Es war mit übereinandergeschichteten dicken Stumpenkerzen gefüllt, und in das weiche Wachs schnitzten die Frauen phantastische Traumszenen. Sobald eine Szene fertig war, wurde die Kerze angezündet, und wenn sie brannte, wurde die Szene freigesetzt und auf dem duftenden, schneeweißen Rauch in die Welt hinausgetragen.
    »Jetzt aber nur noch einen Raum«, sagte Asterius streng, als sie das Kerzenzimmer verließen. Ehe Mikki protestieren konnte, erklärte er kopfschüttelnd: »Nein, Ihr habt schon Ringe unter den Augen. Ihr könnt Eure Entdeckungsreise morgen Abend fortsetzen.«
    »Ist es eher deine Pflicht, für mich zu sorgen, oder bist du es leid, mich von einem Zimmer zum nächsten zu schleppen?«
    »Keines von beidem«, erwiderte er ruhig, als sie sich der nächsten Tür näherten. Zärtlich nahm er ihr Gesicht zwischen die Hände und ließ die Daumen über die dunklen Ränder unter ihren Augen gleiten. »Es ist nur, dass ich es nicht mag, wenn Ihr so erschöpft ausseht. Obwohl ich mir wünsche, dass dieser Abend niemals endet.«
    Mikki schaute zu ihm empor, angenehm überrascht von seinen Worten und der zarten Berührung. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass ihr das Missverständnis leidtat, oder sich bedankt, oder – Himmel! – ihm gestanden, dass der Abend auch für sie ganz wundervoll war, aber er öffnete bereits die kunstvoll geschnitzte Tür. Und schon war ihre Aufmerksamkeit gefangen von dem neuen Zimmer und den Wundern, die es enthielt.
    Auf den ersten Blick sah alles ganz normal aus. Überall im Raum verteilt

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