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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Konnten die nicht ein paar einfache Dinge gleichzeitig erledigen?«
    »Bitte. Ich flehe Euch an, mir nicht etwas zu sagen, das Ihr nicht so meint.«
    Seine Stimme klang, als wäre sein Herz wund.
    »Was meinst du denn damit? Ich bin vollkommen ehrlich mit dir.«
    »Eine sterbliche Frau kann kein Monster lieben.«
    »Wer hat dir das gesagt?«
    Hastig wandte er den Blick ab.
    Doch Mikki streichelte erneut sein Gesicht. Er schloss die Augen, als schmerzte ihn die Berührung. »War es die letzte Empousa? Die, wegen der Hekate wütend auf dich geworden ist?«
    Mit einem Ruck riss er die Augen auf. »Wer hat Euch von ihr erzählt?«
    »Niemand – mir erzählt ja keiner was. Aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Du hast Hekate verärgert. Die Empousa ist weg. Die Rosen sind krank. Ich bin hier, und du hast mich hergebracht. Also komm – da ist es doch wohl nicht so schwierig zu erraten, dass zwischen euch irgendetwas vorgefallen ist.«
    »Ich darf nicht über die Vergangenheit sprechen.«
    »Ich weiß. Man hat es dir und allen anderen hier verboten. Aber mir nicht, also möchte ich dir etwas erklären. Erstens – ich bin nicht meine Vorgängerin. Bestimmt bin ich älter als sie und demzufolge auch klüger, möchte ich behaupten. Zweitens – ich komme aus einer anderen Welt, was bedeutet, dass ich nicht die Vorurteile der Frauen in dieser Welt hier habe. Beispielsweise habe ich kein Problem damit, mir bei der Pflege der Rosen die Finger schmutzig zu machen. Und ich habe auch kein Problem damit, den Mann in dir zu sehen. Also, ich möchte, dass du mir bitte eine Frage offen und ehrlich beantwortest, und ich möchte nichts von diesem Mist von wegen ›darüber darf ich nicht sprechen‹ hören.«
    »Dann fragt«, sagte er.
    »Gibt es ein Gesetz, das besagt, dass Hekates Empousa den Wächter nicht lieben darf?«
    Seine dunklen Augen blickten in ihre. »Ich kenne kein solches Gesetz, aber es hat auch nie einen Grund dafür gegeben.«
    Mikki hielt kurz die Luft an und meinte dann: »Aber jetzt gibt es einen.«
    »Mikado, Ihr sagt, Ihr seht den Mann in mir?«, fragte er mit angespannter Stimme.
    »Eigentlich will ich sagen, dass ich womöglich dabei bin, mich in den Mann in dir zu verlieben. Ich glaube, das geht mir schon so, seit du mich in meinen Träumen besucht hast.« Sie fasste ihn nicht an, aber sie stand nahe genug bei ihm, um zu sehen, dass er am ganzen Leib zitterte.
    »Für mich ist es ein außerordentliches und wundervolles Geschenk, Euch das sagen zu hören. Noch nie hat jemand mir ein solches Geschenk gemacht. Aber Ihr müsst verstehen, dass ich zwar das Herz und die Seele eines Menschen besitze, aber auch die Leidenschaft eines Tiers. Ich zwinge das Biest, sich mir zu unterwerfen, aber es ist immer da, und es ist genauso gierig nach Liebe wie der Mann.«
    Ein Schwall von Gefühlen überflutete Mikki, und ihr Herz schlug schneller. Aber sie hatte keine Angst. Nein, sie war fasziniert. Behutsam nahm sie seine Hand und führte sie an die Lippen.
    »Ich könnte den Mann nicht lieben, ohne das Tier zu akzeptieren.«
    »Macht dir das keine Angst?«, grollte seine tiefe Stimme.
    Sie legte seine Hand an ihre Wange, er umfasste ihr Gesicht, und sie küsste seine Handfläche. »Möchte die Bestie in dir mir etwas zuleide tun?«
    »Nein! Sie möchte dich lieben, sie weiß nur nicht, wie.«
    »Dann werden wir es ihr wohl beibringen müssen.«
    Schweigend sammelten sie die übrigen Traumstränge ein, aber immer wieder trafen sich ihre Hände, und ihre Augen sprachen zueinander von Träumen, die in Erfüllung gehen würden. Als sie fertig waren, liefen sie den Weg durch den Wald zurück und waren dabei so ineinander versunken, dass sie nicht bemerkten, dass etwas in den Schatten lauerte und mit seinen roten Augen lüstern jede ihrer Bewegungen verfolgte.

26
    Asterius trug die in die Seiden-Palla gewickelten Traumfäden, und so durchquerten sie rasch den schlafenden Garten. Sie gingen so dicht nebeneinander, dass sich ihre Arme berührten, und er hieß das schmerzhafte Prickeln willkommen, das der Kontakt ihm bescherte. Er war mehr als willens, diesen Preis für ihre Nähe zu bezahlen.
    Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Ihre Berührung bereitet mir noch immer Schmerz, also liebt sie mich noch nicht – aber könnte es sein, dass sie sich tatsächlich in mich verliebt? Ist das möglich? Und wenn nicht – wenn es nur eine Täuschung ist oder ein seltsamer Impuls, den sie bald bereuen wird? Seine Brust wurde eng.

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