Göttin der Rosen
sie Asterius, breitete sich bei den Rosen der sogenannte Sternrußtau aus, und es war schwierig, diese Pilzerkrankung wieder loszuwerden.
Mikki unterhielt sich gern mit ihm, und es dauerte nicht lang, bis ihr klarwurde, warum: Asterius hörte ihr zu, aufmerksam und intensiv. Er hörte alles, was sie sagte. Als sie sich an den letzten Mann zu erinnern versuchte, bei dem es ihr so ergangen war, fiel ihr keiner ein. Kein einziger Mann hatte ihr jemals den Respekt und das stille Interesse entgegengebracht wie jetzt Asterius. Was für eine Ironie, dass ausgerechnet ein Wesen, das genau genommen gar kein Mann war, instinktiv wusste, was so viele »echte« Männer anscheinend nicht begreifen konnten: Frauen wollen gehört und respektiert werden. Dabei war es doch so einfach.
Seine Kraft war für Mikki so erregend, so verführerisch und verlockend, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte, jemals genug davon bekommen zu können. Sie genoss das Hochgefühl, ihn einfach nur zu berühren, seinen unglaublichen Körper zu streicheln und zu wissen, dass er ihr gehörte.
In dieser Nacht liebten sie sich auf dem Felllager und entdeckten zärtlich weitere Geheimnisse ihrer Körper. Mikki genoss es, wie sensibel seine Haut war, so dass er schon von einer leichten Liebkosung voll erregt und bereit für sie war. Aneinandergekuschelt schliefen sie schließlich ein, satt und zufrieden, geborgen in ihrer Liebe und in dem Bewusstsein, dass morgen ein neuer Tag war, den sie zusammen verbringen würden.
»Empousa! Kommt bitte, schnell!«
Erst dachte Mikki, sie hätte geträumt. Sie wusste, dass sie mit Asterius im Bett lag, denn sie spürte, wie er sich anspannte und blitzschnell von ihrem Lager aufsprang, aber sie hörte auch ganz deutlich Giis verzweifelte Stimme. Was machte die Dienerin in Asterius’ Höhle? Dann klärte sich ihr Kopf, und sie begriff endlich.
»Wo gibt es Gefahr?«, erkundigte Asterius sich mit lauter Stimme, während er seine Tunika überzog und seinen Brustharnisch umschnallte.
»Die Rosen …« Mikkis Mund wurde trocken, ihr Magen krampfte sich zusammen. »Gii, was ist mit den Rosen?«
Gii eilte an ihre Seite und hüllte Mikkis nackten Körper eilig in den Chiton, den sie bei sich trug, während sie in kurzen, schnellen Sätzen erklärte, was los war.
»Die anderen Elementare und ich sind in der Morgendämmerung zum Rosentor gegangen, weil wir uns vergewissern wollten, dass es keine Spuren von dem gestrigen Vorfall mehr gibt, die Euch belästigen könnten.« Giis Stimme zitterte, ihr Gesicht war totenbleich. »Sie sterben, Empousa. Sie sterben alle.«
»Die Rosen!«, rief Mikki entsetzt.
Obwohl es keine Frage, sondern eine Feststellung war, antwortete Gii: »Ja.«
»Ist denn die Mauer noch intakt?«, wollte Asterius wissen.
»Ja, und es sind auch keine Traumdiebe im Reich. Niemand ist hier, der nicht hierhergehört. Wir haben dafür gesorgt, dass gestern alle von uns eingeladenen Männer wieder gegangen sind, und wir haben auch keinen von ihnen zum Wiederkommen aufgefordert.«
»Ich muss mich auf den Weg machen«, sagte Asterius zu Mikki.
»Ja – geh nur, schnell. Ich folge dir gleich«, erwiderte Mikki.
Er hielt lange genug inne, um zärtlich über ihre Wange zu streicheln, dann donnerte er aus der Höhle, dass die Wände vom Getrappel seiner Hufe widerhallten.
»Rasch«, rief Mikki, »ich muss zu den Rosen.«
Nur wenige Minuten nach ihm stürmten die beiden Frauen in den Garten. Im gleichen Moment, als sie die Höhle verließen, spürte Mikki bereits die Veränderung. Ihr Kopf schmerzte, Übelkeit stieg in ihr auf.
»Zeig mir den schnellsten Weg zum Tor«, sagte sie zu Gii, aber dann redeten sie nicht mehr, sondern rannten los, so schnell sie konnten.
Die Frauen hatten sich um die Rosenbeete am Tor versammelt und liefen herum wie verschreckte Schafe. Und Mikki verstand auch, warum. Es war noch schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte. Entschlossen drängte sie sich mit Gii an den Frauen vorbei, warf jedoch nur einen oberflächlichen Blick auf die sterbenden Rosen. Sie musste zum Ursprung der Krankheit vordringen, die so plötzlich Besitz von den Stöcken ergriffen hatte, und sie wusste, dass sie ihn am Tor finden würde. Dort angekommen, hielt sie inne. Asterius war bereits am Tor, ging davor auf und ab und spähte immer wieder aufmerksam in den Wald. Auch die drei anderen Elementare hatten sich hier eingefunden, beachteten den Wächter aber kaum, sondern starrten besorgt auf die Rosen in
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