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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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deinem Instinkt, Empousa«, antwortete er. »Und ich werde da sein, um das Tor zu bewachen.«
    »Das weiß ich, deshalb habe ich ja Angst, es zu öffnen.« Sie lächelte ihren Dienerinnen zu und musste sich anstrengen, die Tränen zurückzuhalten. »Und ich weiß, dass ihr alle alles in eurer Macht Stehende tun werdet, um die Rosen zu heilen. Ich bin stolz auf euch, und ich glaube an euch. Das Reich der Rose wird wieder aufblühen, das verspreche ich.«
    »Wir glauben an Euch, Empousa«, rief Gii, ging zu Mikki und küsste sie zärtlich auf die Wange. Dann knickste sie und eilte hinaus zu den Rosen.
    »Wir vertrauen Euch, Empousa«, sagte Aeras. Auch sie küsste Mikki, ehe sie sich aus ihrem üblichen graziösen Hofknicks aufrichtete und den Tempel verließ.
    Nun trat die Dienerin des Wassers vor, um die Hohepriesterin zu küssen, aber Mikkis Frage ließ sie innehalten.
    »Nera, ich erinnere mich dunkel, dass mir jemand gesagt hat« – Mikki wies zu dem großen Becken vor Hekates Tempel, in dem das Wasser blubberte und schäumte –, »der Brunnen sei die Hauptquelle für die Bewässerung des Reichs. Ist das richtig?«
    »Ja, Empousa.«
    »Dann erreicht das Wasser in den Becken also alle unsere Rosenbeete?«
    »Selbstverständlich, Empousa«, antwortete Nera lächelnd und fuhr fort: »Ehe Ihr befohlen habt, dass mein Element uns jeden vierten Morgen besucht, hat es hier kaum einmal geregnet.«
    Mikki erwiderte Neras Lächeln. »Danke. Das ist gut zu wissen.«
    »Wir unterstützen Euch, Empousa«, erwiderte Nera. Dann gab auch sie Mikki einen Kuss und ging davon.
    »Wir lieben Euch, Empousa«, sagte Floga. Sie war die Letzte, die Mikki küsste, und zögerte, ehe sie knickste. Langsam rollte eine Träne über ihre glatte Wange, als sie sagte: »Vergebt mir, dass ich an Euch gezweifelt habe, Empousa. Genau wie das Element, dem ich diene, bin auch ich gelegentlich unbesonnen und überstürzt, und meine Gedanken brennen zu hell.«
    Mikki drückte sie an sich. »Es gibt nichts zu vergeben«, flüsterte sie.
    Als sie allein waren, ging Mikki zu Asterius, und er nahm sie in die Arme. Einen kurzen Moment gestattete sie sich, seine Stärke und seine Liebe in sich aufzunehmen, denn sie wusste, dass sich innerer Friede einstellt, wenn man den Partner gefunden hat, für den man bestimmt ist. Aber schon bald machte sie sich wieder los. Es ging nicht anders.

    Zu Mikkis Verwunderung verging die Zeit sehr langsam. Vielleicht, weil es eine verdammt harte und deprimierende Arbeit war, die kranken Rosen abzuschneiden, vor die Mauer zu schleppen und dort zu verbrennen. Vielleicht auch, weil sie nicht aufhören konnte, über die Zukunft zu grübeln. Wie auch immer – es kam ihr vor, als wären während dieses einen, endlosen Tages mehrere Ewigkeiten vergangen. Irgendwann verfiel Mikki in den hypnotischen Rhythmus von Schneiden-Eintauchen-Schneiden-Eintauchen und war überrascht, als sie aufblickte und sah, dass der Himmel endlich dunkel genug war und Floga die Fackeln an der Rosenmauer entzünden konnte.
    »Gii«, rief sie der Dienerin der Erde zu, die sofort zu ihr eilte, lächelnd, obwohl ihre Augen umschattet und ihre Arme von Kratzern übersät waren. »Mehr können wir heute nicht mehr schaffen. Sag den Frauen, sie sollen das, was sie abgeschnitten haben, durchs Tor tragen und dann Schluss machen.«
    »Ja, Empousa«, antwortete Gii erleichtert.
    Mikki konnte ihr keinen Vorwurf machen. Auch ihre Schultern schmerzten, und ihre Hände waren von der Schere verschrammt und wund. Zum Glück waren alle Scheren sehr scharf – eine Gruppe von Frauen hatte die Klingen den ganzen Tag über immer wieder neu geschliffen. Vorsichtig tunkte Mikki ihre Schere in den Weinkübel und wischte sie im Gras sauber, ehe sie sie am Fuß des Busches verbarg, mit dem sie gerade fertig geworden war.
    »Die Frauen beenden die Arbeit, wie Ihr es befohlen habt, Empousa.«
    Beim Klang von Giis Stimme fuhr Mikki schuldbewusst zusammen, versuchte aber, es mit einem kleinen Lachen zu überspielen. Dann nahm sie den Arm der Dienerin und sagte: »Gehst du ein Stück mit mir?«
    »Natürlich«, antwortete Gii.
    Schweigend schlenderten sie nebeneinander zurück zum Rosentor. Mikki war zufrieden mit dem, was sie in den Rosenbeeten sah – die kranken Büsche waren gründlich gesäubert, was ein wenig krass wirkte, aber Mikki wusste ja, dass sie im Frühling umso gesünder und kräftiger nachwachsen würden. Rosen waren Überlebenskünstler – nicht die zarten

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