Göttin der Rosen
Blümchen, für die viele Menschen sie hielten. Mikki kannte ihre verborgene Stärke und ihre Widerstandskraft. Nur allzu oft war ihr das gleiche Schicksal widerfahren – Menschen hatten sie falsch eingeschätzt, sie als hübsches Gesicht abgetan oder, schlimmer noch, ihre Meinung als unerheblich abgestempelt, weil sie ja »nur« eine Frau war. Sie dachte an Asterius. Auch er war aufgrund seines Äußeren falsch eingeschätzt worden. Kein Wunder, dass sie so gut zusammenpassten.
»Ihr habt euch in ihm geirrt«, sagte Mikki leise.
Gii sah sie verständnislos an. »In wem, Empousa?«
»In eurem Wächter. Er ist kein Biest, und er verdient es auch nicht, wie eines behandelt zu werden.«
Gii schwieg.
»Ich weiß nicht, was früher passiert ist. Ich weiß nicht, was er getan hat, und jetzt will ich es auch gar nicht mehr wissen. Aber ich weiß, dass er gestern, als mein Fehler dieses Reich fast zerstört hätte, das Reich gerettet hat. Das Gleiche würde er heute und morgen wieder tun – bis in alle Ewigkeit. Er ist achtbar und ehrenwert, Gii. Und gut. Wusstest du, dass er auch ein Künstler ist?«
»Nein«, antwortete Gii.
»Er malt.«
»Er liebt Euch«, fügte Gii zögernd hinzu.
»Ich weiß. Und ich liebe ihn auch.« Mikki schöpfte tief Luft. »Und deshalb möchte ich, dass du mir etwas versprichst. Nämlich, dass ihr ihn in Zukunft besser behandelt und nicht mehr ausgrenzt. Er …« Sie stockte und musste eine Woge von Emotionen zurückdrängen. »Er fühlt sich manchmal einsam, und ich möchte nicht, dass er die Ewigkeit allein verbringt. Wenn du deinen Umgang mit ihm änderst, werden die anderen Dienerinnen deinem Beispiel folgen. Tust du das für mich?«
Gii bleib stehen und sah der Hohepriesterin in die Augen. Was sie dort sah, überzeugte sie, denn sie nickte langsam. »Ja, Empousa, ich schwöre es Euch.«
»Danke, Gii. Jetzt sollten wir aber gehen, es war ein verdammt langer Tag«, schloss sie mit etwas gezwungener Fröhlichkeit.
Sie erreichten die Rosenmauer gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Asterius das Tor verschloss – zu Mikkis großer Erleichterung. Eine Weile standen die vier Elementare, der Wächter und die Empousa noch mit den Frauen des Reichs zusammen und sahen zu, wie die kranken Rosen am Waldrand verbrannten. Dann wanderten die Frauen mit einem müden Abschiedsgruß davon, bis schließlich nur noch die Elementare da waren.
»Ihr habt heute sehr gut gearbeitet«, sagte Mikki zu ihnen und sah einer Dienerin nach der anderen in die Augen. »Ich bin unglaublich stolz auf euch.«
Die Dienerinnen lächelten ihre Empousa müde an.
»Ich möchte, dass ihr morgen bis nach Sonnenaufgang schlaft – wir müssen uns alle ausruhen. Nach dem Frühstück treffen wir uns in Hekates Tempel. Dann machen wir genauso weiter wie heute – wir schneiden und brennen die Krankheit der Rosen weg. Aber ich glaube, dass es ihnen morgen schon bessergeht.«
»Sagt Euch das Euer Instinkt?«, fragte Gii und lächelte sie an.
»Genauso ist es.« Trotz des engen, heißen Gefühls in ihrer Brust erwiderte Mikki das Lächeln. Dann nahm sie alle vier Dienerinnen nacheinander in den Arm und sagte: »Wenn ihr mich braucht, findet ihr mich im Heim des Wächters.« Bewusst betonte sie das Wort »Heim«, denn sie hatte beschlossen, nie wieder von seiner »Höhle« zu sprechen. »Gute Nacht«, rief sie dann und wandte sich Asterius zu, der im Schatten auf sie wartete.
»Schlaft gut, Empousa«, antwortete Gii, zögerte einen winzigen Moment und fügte dann hinzu: »Gute Nacht, Wächter.«
Zufrieden nahm Mikki den Ausdruck freudiger Überraschung in seinem Gesicht zur Kenntnis.
»Leb wohl, Dienerin der Erde«, antwortete er ein wenig steif.
Dann riefen auch die anderen drei Elementare einen ähnlichen Gutenachtgruß und wandten sich zum Gehen. Staunend blickte der Wächter ihnen nach.
»In all den Jahrhunderten, in denen ich nun schon Wächter des Reichs bin, ist so etwas noch nie passiert.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich einiges ändern werde.« Mikki hakte sich bei ihm unter. »Gehen wir heim.«
34
Mikki streckte sich neben Asterius aus, und die weichen Pelze fühlten sich an ihrer erhitzten, schweißbedeckten Haut sehr angenehm an. Geistesabwesend fuhr sie mit dem Finger über seine Bauchmuskeln. Sie hatten zweimal miteinander geschlafen. Das erste Mal wieder im Bad, rau und schnell, und Mikki wusste, dass auf ihrem Po immer noch die Kratzer zu sehen waren, die seine Krallen dort auf dem Höhepunkt
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