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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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auch, dass Chronos es geschafft hatte, in ihr Bett zu kommen, und allein dieser Gedanke war ihr zuwider. Mein Anblick war eine ständige Erinnerung daran, dass der Titan sie betrogen und ihren Körper in Besitz genommen hatte. Deshalb überredete sie Minos, ein riesiges Labyrinth anzulegen, in dessen Zentrum er die Schätze Kretas verstecken sollte, und ich würde sie bewachen. Also lebte ich im Labyrinth von Kreta, aus den Augen meiner Mutter und derer, die sich gern einen Spaß daraus machten, mich zu jagen. Ohne Hekate wäre ich heute noch dort.«
    »Meine Güte! Man erzählt sich Geschichten über dich. Geschichten, die behaupten, dass man dir Jungfrauen und junge Männer geopfert hat.«
    Als sie den bestürzten Ausdruck auf seinem Gesicht sah, überlief es sie gleichzeitig heiß und kalt.
    »Ihr müsst wissen, dass ich nicht immer so war, wie ich jetzt bin. Ehe ich Hekates Ruf folgte, war ich so, wie Rhea mich verflucht hat, ein Ungeheuer in Körper und Seele. Als ich mich der Göttin verpflichtet habe, hat sie Rheas Fluch aufgehoben und mir das Herz und die Seele eines Menschen gegeben, aber an meiner körperlichen Erscheinung konnte nicht einmal die Große Göttin etwas ändern.«
    Seine Hand lag neben dem ausgebreiteten Plan auf dem Tisch. Die Empousa streckte die Hand aus und legte sie auf seine. Er blickte auf ihre beiden Hände hinunter.
    »Wenn ich dich anschaue, sehe ich kein Ungeheuer«, erklärte Mikki.
    »Vielleicht müsst Ihr tiefer in mich blicken. Denn die Bestie ist noch immer in mir.«
    »Aber ich möchte an den Mann glauben, wenn du mich lässt, Asterius.«
    »Der Mann …« Seine Worte waren kaum hörbar, und er blickte von ihrer Hand hoch und in ihre Augen. »Der Mann hört Euch, Mikado, obwohl Eure Stimme aus seinen Träumen zu sprechen scheint.«
    »Vielleicht ist es ja so«, erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln. »Wir haben beide schon des Öfteren voneinander geträumt.«
    Er drehte ihre Hand in seiner um und zog mit dem Daumen behutsam die zarte Lebenslinie nach, die ihre Handfläche zweiteilte, folgte ihr bis zu dem Pulspunkt am Gelenk. Mit einer Liebkosung, die so sanft war wie die Berührung von Schmetterlingsflügeln, strich er mit dem Daumen in sinnlichen Kreisen darüber.
    »Ich fühle, wie dein Herz schlägt«, murmelte er.
    »Fühlst du auch, dass es schneller schlägt?«
    Wieder hob er den Blick und sah ihr in die Augen. »Ja.« Ihr Gesicht war so dicht bei seinem, dass er die Wärme ihres Atems auf der Haut spürte. Ihre Augen waren sanft geworden, ihre Lippen hatten sich leicht geöffnet. Er wollte sie schmecken! Er wollte sie trinken und sich in ihrer Süße verlieren. Mit einem tiefen Knurren beugte er den Kopf vor und drückte die Lippen auf die Stelle, die sein Daumen liebkost hatte. Er spürte, wie ihr Lebensblut pulsierte, schmeckte das Salz auf ihrer Haut. Sie schauderte unter seiner Berührung, und er bewegte die Lippen sacht zu der zarten Vertiefung an ihrem Ellbogen. Dann hob er den Kopf. Ihre Atmung hatte sich vertieft, und sie starrte ihn mit großen, feuchten Augen an. Ehe ihn Verstand und Vernunft umstimmen konnten, beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf ihre. Sie stieß ein leises Keuchen aus, das seine Seele zu rufen schien, und er vertiefte den Kuss.
    Doch auf einmal durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Sein Blut hatte sich in glühend heiße Lava verwandelt, und es pochte wild und heftig in seinem Innern. Einen Augenblick war er so desorientiert, dass ganz automatisch die Klauen aus seinen Fingern schossen und er knurrend die Zähne fletschte, bereit für den unsichtbaren Feind, der sich an ihn heranpirschte. Dann verstand er plötzlich. Hekates Zauberbann!
    Die Empousa liebte ihn nicht, deshalb war ihre Leidenschaft nicht erlaubt.
    Gequält hob er den Blick. Mikado sah blass und erschrocken aus und war auf ihrem Stuhl so weit von ihm weggerutscht, wie sie konnte.
    Abrupt sprang er auf, warf dabei den Stuhl um und brachte den kleinen Tisch gefährlich ins Wanken. »Das war töricht. Ich sollte nicht hier bei Euch sein.«
    »Was ist denn los? Was ist passiert? Du siehst aus, als hättest du Schmerzen.«
    Zögernd streckte sie die Hand nach ihm aus, aber er taumelte zurück, unfähig, ihre freundliche Geste als solche zu erkennen.
    »Ihr dürft mich nicht berühren!«
    »Okay!« Zitternd ließ sie die Hand sinken. »Ich werde dich nicht berühren. Setz dich einfach hin und sag mir, was los ist.«
    »Nein.« Er trat noch einen Schritt zurück.

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