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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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»Ich hätte Eurem Befehl, einen Plan für Euch zu zeichnen, nachkommen sollen, ihn zu Euch bringen und gleich wieder in meine Höhle zurückkehren.«
    »Ich habe dir nicht befohlen, den Plan zu zeichnen. Ich habe dich darum gebeten, genau wie ich dich darum gebeten habe, mit mir zu essen. Du hast nichts Unrechtes getan – wir haben nichts Unrechtes getan«, sagte sie, immer noch völlig verwirrt von seiner unerwarteten Veränderung.
    »Da irrt Ihr Euch. Ihr habt nichts Unrechtes getan, aber ich schon. Heute habe ich begonnen, die Fäden der Realität zu einem Wachtraum zu flechten, etwas, das selbst in diesem Reich der Träume und der Magie nicht nur unmöglich, sondern auch gefährlich ist. Es darf nicht noch einmal geschehen.«
    Der Wächter schwang sich vom Balkon. Mit der Behändigkeit eines Tiers und der Kraft eines Gottes entfernte er sich von Mikki. Langsam ließ der Schmerz in seinem Körper nach, und er blieb erschöpft und leer zurück.
    Das also war aus seinem Leben geworden. So würde es aussehen. Er war ein Mann in einer Bestie, gefesselt von einer Göttin. Er sollte die Sehnsucht kennen, aber nicht ihre Erfüllung. Wie Tantalus würde er mit Qualen leben müssen – die Erlösung in Sichtweite, aber unerreichbar. Stolpernd blieb Asterius stehen, warf den Kopf in den Nacken und brüllte seine Qual hinauf in den Himmel, der ihn nicht hörte.

21
    Mikki erwachte mit Kopfschmerzen und verschwollenen, geröteten Augen. Gähnend und sich streckend ging sie zur Fensterfront und öffnete die Terrassentür. Gerade kletterte die Sonne über den Horizont, und der Morgen war so kühl, dass sie ihren Atem sehen konnte. Jemand hatte schon das Geschirr vom Abendessen weggeräumt, was Mikki traurig machte – als wäre der gestrige Abend einfach weggewischt, das Gute wie das Schlechte. Langsam ging sie zu dem Stuhl hinüber, auf dem er gesessen hatte, und ließ die Hände auf der Lehne ruhen.
    Asterius …
    Nie mehr würde er für sie einfach nur der Wächter sein, nicht nach dem, was er ihr gestern Abend erzählt hatte, nicht nach dem, was sie in seinen Augen gesehen hatte – eine seelentiefe Einsamkeit und, wenn auch nur einen Moment, eine Sehnsucht, die in ihr eine Saite zum Schwingen brachte.
    Aber es spielte keine Rolle, dass er ihr einen kurzen Einblick in seine Seele gewährt hatte. Es konnte nichts daraus erwachsen. Und nicht nur aus den augenfälligen Gründen – dass er eine Bestie war, genauer noch, eine Kreatur, ein Mischwesen aus sterblichen und göttlichen Anteilen, ein Geschöpf wie kein anderes. Denn das Augenfällige wurde ihr immer unwichtiger. Wenn sie ganz ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass ihr seine äußere Erscheinung nicht einmal in Tulsa, als er sie in ihren Träumen verführt hatte, jemals abstoßend erschienen war. Nein, das Gegenteil war der Fall. Sein Äußeres hatte sie von Anfang an fasziniert.
    Dass sich zwischen ihnen etwas entwickelte, war unmöglich, aber nur, weil er es unmöglich machte. Es war, als gäbe es irgendein ungeschriebenes Gesetz, das ihm niemand nahekommen durfte. Er hatte sie berührt, er hatte sie geküsst, und es war offensichtlich, dass er sie begehrte. Aber er war vor ihr weggelaufen, als wäre sie gefährlich. Sein Verhalten war verwirrend und eigentlich schlicht unerfreulich.
    Mikki rieb sich noch einmal die Augen. Okay, vielleicht gab es ja tatsächlich ein Gesetz. Vielleicht durfte ihm keiner zu nahekommen. Das Vernünftigste war sicher, mit Hekate über ihn zu sprechen. Die Göttin zu fragen, ob … ob … ja, was eigentlich? Wollte sie die imposante Hekate wirklich fragen, ob es okay war, dass ihre neue Empousa sich in den Biestmann verliebt hatte, der ihr Wächter war? Also bitte. Mikki war keine Idiotin. Natürlich war es nicht okay. Das hatte Asterius schon zur Genüge klargemacht. Wenn sie die Göttin direkt fragte und Hekate ihr befahl, sich von ihm fernzuhalten, was würde sie dann tun? Sie würde sich von ihm fernhalten müssen. Oder nicht?
    Also war es besser, Hekate nicht zu fragen.
    Zog sie tatsächlich in Erwägung, Asterius nachzulaufen, selbst nach dem, was gestern zwischen ihnen passiert war? Ja. Ja, auf jeden Fall. Zwar hatte Mikki keine Ahnung, wo das hinführen würde, aber sie konnte das Gefühl nicht vergessen, das ihren Körper durchzuckt hatte, als er sie berührte. Geistesabwesend rieb sie ihr Handgelenk und erinnerte sich an die Hitze seiner Lippen. Und sie hatte nicht nur die magnetische körperliche Anziehung gespürt,

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