Göttin des Lichts
ich dir.«
Apollo wandte sich wieder Pamela zu. »Dann musst du nur noch zustimmen, Liebste.«
Sie fühlte sich, als müsste ihr Herz jeden Augenblick vor Glück zerspringen. »Ja! Natürlich!«
Apollo sah Hades an und hob eine Augenbraue. »Jetzt?«
Hades zuckte die Achseln, und Persephone knuffte ihn mit dem Ellbogen in die Seite.
»Jetzt ist perfekt«, sagte die Göttin der Unterwelt.
Apollo entfernte sich einen Schritt von Pamela, die immer noch leicht verwirrt dreinblickte. Dann hob er hoheitsvoll das Kinn, und Pamela fand, dass er in diesem Moment genauso aussah wie auf der Münze, die er ihr vor so langer Zeit geschenkt hatte. Das wollte sie ihm gerade sagen, als sein Körper plötzlich erzitterte. Mit staunenden Augen beobachtete sie, wie Apollos Körper zu Stein erstarrte und sein Geist daraus hervortrat.
Die leuchtende Gestalt des Lichtgottes wandte sich Hades zu. »Kümmere dich gut um ihn. Eines Tages werde ich ihn wieder brauchen.«
»Ganz sicher, mein Freund.«
Persephone nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn leicht auf die Lippen, dann kehrte sie an die Seite ihres Ehemannes zurück. »Ich wünsche euch beiden ein von Glück und Lachen erfülltes Leben. Du kennst den Weg, oder nicht, Apollo?«
Der Gott des Lichts nickte.
»Ihr kommt nicht mit uns?«, fragte Pamela.
Persephone lächelte sie an. »Für das, was ihr vorhabt, braucht ihr keine Götter. Diesen Weg sollten eure Seelen alleine gehen.«
»Dann werde ich hier auch Abschied nehmen«, sagte Artemis leise. Zuerst ging sie zu Pamela und schloss sie in eine feste Umarmung. »Kümmere dich gut um ihn«, flüsterte sie der Sterblichen zu, die ihr Bruder so innig liebte. Dann ging sie zu Apollo und ließ sich in seine Arme sinken. Diesmal versuchte sie gar nicht erst, die Tränen aufzuhalten, die ihr in Strömen übers Gesicht liefen, als sie sich eng an die Brust ihres Bruders schmiegte und ihre Wange an seine drückte. »Wo auch immer du bist. Wer auch immer du bist. Ich werde dich immer lieben und über dich wachen, genau wie über deine Kinder und deine Kindeskinder.«
»Danke für dein Verständnis, Schwesterherz. Und danke, dass du mein Licht bist!« Apollo zwinkerte ihr grinsend zu und küsste sie auf ihre nasse Wange.
»Ich werde immer an dich denken. Ich liebe dich«, flüsterte die Göttin der Jagd, dann war sie verschwunden.
Apollo und Pamela schlenderten wortlos durch den dichten Kiefernwald, der sich hinter Hades’ Gärten erstreckte. Ihre Hände waren ineinander verschränkt, und ihre Schultern und Hüften berührten sich. Schon bald entdeckten sie zwischen den Bäumen das Schimmern von kristallklarem Wasser. Lethe rief sie mit verlockend flüsternder Stimme. Sie beschleunigten ihre Schritte. Schließlich traten sie zwischen den Bäumen hervor und sahen auf den Fluss des Vergessens hinab, der wie flüssige Juwelen glitzerte.
»Hast du Angst?«, fragte Apollo.
»Nein«, antwortete Pamela. »Du wirst mich finden. Das weiß ich ganz genau.«
»Immer.« Er lächelte.
Zusammen knieten sie sich an den Rand des Flusses. Apollo hielt seine Hände wie eine Schale und tauchte sie tief in das kühle Wasser, dann hob er sie an Pamelas Lippen, um sie trinken zu lassen. Als sie fertig war, trank er selbst, dann stand er auf, zog sie in seine Arme und küsste sie. Als ihre Körper miteinander verschmolzen, fingen sie an zu strahlen. Ihre Haare und Kleider flatterten um sie herum, als würden sie mitten in einem tobenden Sturm stehen.
Apollo warf den Kopf in den Nacken und lachte laut, und einen Augenblick später stimmte Pamela in seinen Freudenschrei mit ein, als ihre Seelen von einem überwältigenden Gefühl puren Glücks erfüllt wurden. Erneut zog Apollo seine Seelenverwandte an sich, und Pamela schlang ihre leuchtenden Arme um ihn. Während sie sich aneinanderschmiegten, veränderten sich ihre Körper immer weiter, bis es aussah, als wären sie tatsächlich miteinander verschmolzen und eins geworden. In diesem Moment löste sich die gleißend hell strahlende Lichtgestalt in einem gewaltigen Funkenregen auf. Wo die Funken das Wasser berührten, stiegen zwei kleine, völlig identische Lichter auf. Einen Moment schwebten sie über dem Fluss, um sich an ihre neuen Sinne zu gewöhnen. Dann machten sie sich auf den Weg stromabwärts, ihrem gemeinsamen Leben entgegen.
Epilog
Kristin dachte, sie würde vor Langeweile sterben. Sie wünschte sich fast, sie würde sterben. Hier gab es ja sonst nichts zu tun.
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