Goettin meines Herzens
Feindin zu nehmen, denn sie wusste, über welch scharfen Blick Mrs. Cecilia Grant verfügte. Ihre sechs Jahre ältere Cousine ließ die prunkvolle Marmorhalle von Wychwood noch prächtiger und eleganter wirken, doch Miranda erschauerte ob der Kälte in ihren Augen.
Offensichtlich wird nur noch ein Herzog oder ein gut platzierter Kanonenschlag Celia dazu bewegen können, Wychwood zu verlassen, dachte Miranda. Sie hatte den Besitz ergreifenden Schimmer in den eisgrauen Augen ihrer Cousine bemerkt, deren Blick bedeutungsvoll auf der breitschultrigen Figur Seiner Lordschaft ruhte, dann zu Miranda schweifte. Ja ja, ich habe verstanden, sagte sie sich stumm.
Nur zu gut wusste Miranda, dass das herzliche Lächeln ihrer Cousine allein Lord Carnwood galt. Für ihr gegenüber hegte Celia keinerlei Sympathien, da brauchte sie sich keine falschen Vorstellungen zu machen. Wie dem auch sei, Celia und der neue Herr von Wychwood passten offenbar ausgezeichnet zueinander, sofern sie das beurteilen konnte. Eine Ehe der beiden hätte zumindest den Vorteil, dass sie keinen anderen Menschen, der Besseres verdient hatte, für den Rest seines Lebens an sich fesseln und unglücklich machen könnten.
„Guten Tag, Cousine Cecilia.“
„Miranda“, erwiderte diese kühl, als hätten sie sich erst gestern gesehen und diese Begegnung nicht genossen.
„Wie geht es dir?“
„So wie immer“, erwiderte Celia.
„Das sehe ich“, bestätigte Miranda, nicht im Geringsten darüber überrascht, dass man ihr nicht ebenfalls die Liebenswürdigkeit erwies und nach ihrem Befinden fragte. „Meine Tante ist wie gewöhnlich bei bester Gesundheit, nehme ich an?“
„Mama scheint sich endlich von ihrem schweren Verlust erholt zu haben. Lord Carnwood hat uns eine Unmenge von Sorgen abgenommen.“
Sie schenkte ihm einen schmelzenden Blick, wie Miranda zynisch beobachtete. Da Celia sich auf der Suche nach einem zweiten Ehemann befand, der sich wundersamerweise bislang noch nicht gefunden hatte, musste die Ankunft des neuen Earls ihr wie ein Geschenk des Himmels erschienen sein.
„Den Haushalt allein zu führen hat uns beide sehr belastet“, fuhr Celia mit diesem ersterbenden Ton in der Stimme fort, der Miranda immer schon hatte innerlich aufseufzen lassen.
„Dessen bin ich mir sicher“, entgegnete sie höflich, beeindruckt von ihrer eigenen Beherrschtheit. Es gelang ihr sogar, sich das Schmunzeln über Leahs vernehmliches Schnauben ob Celias schamloser Lüge zu verkneifen. Jeder, der sie kannte, wusste, dass Celia und ihre Mutter es genossen, Hof zu halten und über alles zu bestimmen, während sie dabei der eigentlichen Arbeit sorgfältig aus dem Weg gingen. Möglicherweise hatten sich ihre Gedanken trotz aller Zurückhaltung in ihrem Gesicht gespiegelt, denn Celia musterte sie mit steinernem Blick. Zu sehr Dame, um die Nase zu rümpfen, ließ die Cousine Lord Carnwood durch ihr Mienenspiel von ihrer vornehm unterdrückten Empörung wissen, die er zweifellos teilte. In trauter Zweisamkeit konnten die beiden sich gegenseitig ob ihres verrufenen Hausgastes bedauern.
„Mama ist zum Tee im Großen Salon“, verkündete Celia mit schadenfrohem Funkeln in den grauen Augen, das zeigte, sie wusste genau, welch meisterhafter Schachzug ihr damit gelungen war. Früher hatte Miranda das Herz immer vor Angst bis zum Halse geschlagen, wenn sie in Tante Clarissas Lieblingszimmer bestellt wurde. Wenn Tante Clarissa und Celia aber dachten, sie sei noch immer das unsichere Mädchen, das Wychwood vor fünf Jahren verlassen hatte, mussten sie sich auf eine Überraschung gefasst machen. Sie hätte die Ehe mit Nevin Braxton nie mit gesundem Verstand überstehen können, wenn ihr Seelenfrieden immer noch davon abhängen würde, Anerkennung von anderen zu erhalten.
Dem kühlen Blick ihrer Cousine standhaltend nickte Miranda nur kurz, worauf sich Celias Lippen zu dem schmalsten Strich zusammenpressten, den sie sich in männlicher Gesellschaft erlaubte.
„Eine Erfrischung nach der langen, anstrengenden Reise wäre höchst willkommen“, teilte Miranda ihrem widerwilligen Empfangskomitee gelassen mit.
„Wie nachlässig von uns, diese nicht schon eher anzubieten“, erwiderte der Earl mit schneidender Ironie, bevor er mit all der, noch zuvor von ihm abgestrittenen gesellschaftlichen Eleganz formvollendet zur Seite trat, um den Damen den Vortritt zu lassen.
Sich einen unverblümt abschätzenden Blick verkneifend schwebte Miranda mit absichtlich übertriebener
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