Goettin meines Herzens
Grazie vor den beiden die breiten, polierten Marmorstufen hinauf. Sie konnte beinahe fühlen, wie der Blick Seiner Arroganten Lordschaft auf ihren Hüften ruhte. Sollte er doch denken, was er wollte. Der Rest der Welt schien sowieso dazu entschlossen, und sie weigerte sich, ihm zu erlauben, sich vom Rest der Welt zu unterscheiden.
„Ich muss meine Tante begrüßen, ehe ich mich meines Reiseschmutzes entledige“, sagte sie betont munter.
Celia blickte ob der Aussicht, sich auf diese Weise der Gesellschaft ihrer Cousine zu entledigen, recht erfreut drein, woraufhin Seine Lordschaft die Stirn runzelte, geradewegs auf die Bibliothek zusteuerte und die Tür nachdrücklich hinter sich schloss. Nur mühsam konnte sich Miranda das Lachen über die bestürzte Miene ihrer Cousine verbeißen, stellte seine offenkundige Ablehnung eines Tête-à-Tête mit Celia, während man den unwillkommenen Neuankömmling Lady Clarissa überließ, sie mit ihrer Cousine doch seit Langem endlich einmal auf dieselbe Stufe.
2. KAPITEL
„Cousin Christopher hat immer viel zu erledigen, wenn er wegen geschäftlicher Angelegenheiten in London weilte“, bemerkte Celia distanziert.
Vor nicht allzu langer Zeit hätte die Cousine bei der Erwähnung des Wortes „Geschäft“ ihr aristokratisches Näschen voller Abscheu gerümpft. Nun aber schien es, dass ein kurz angebundener Earl, obendrein das Familienoberhaupt der Alstones, selbst dann noch Gnade vor ihren Augen fand, wenn er sich seine Hände mit Arbeit beschmutzte.
„Wie lange gedenkst du zu bleiben?“, fuhr Celia fort.
„Nicht lange, im Frühling gibt es in Wales immer viel zu tun.“
„Ich hoffe, Lady Rhys erwartet nicht, dass du ihren Schäfern beim Hüten hilfst?“
„Meine Patin würde es am liebsten sehen, wenn ich mich, ganz Dame, nur dem Müßiggang widme. Ich würde mich jedoch zu Tode langweilen, wenn ich ihrem Wunsch Folge leistete“, erwiderte Miranda liebenswürdig.
„Sie hat sich schon immer törichterweise zu sehr ihren wohltätigen Aufgaben verschrieben“, sagte Celia, in der Hoffnung, Mirandas Wut zu entfachen, wie es ihr früher immer so mühelos gelungen war.
Zum Glück, so dachte Miranda mit kühlem ironischen Lächeln, habe ich seitdem gelernt, mich selbst zu beherrschen. „Deshalb nutzt auch keiner von uns ihre Großzügigkeit aus, ebenso wenig wie es uns gefällt, wenn man schlecht von ihr spricht“, erwiderte sie.
„Die Meinung von Galgenvögeln, Kerkerabschaum, Gossenbälgern und gefallenen Frauen wird einen Menschen von Stand wohl kaum beeinflussen. Auch ist eine erbärmliche Witwe, die man auf einem abgelegenen Anwesen versteckt, das nicht einmal über die segensreichen Einrichtungen der Zivilisation verfügt, kaum von Interesse für ihresgleichen“, fuhr Celia unbeeindruckt fort.
„Meine Patin wird zweifellos entzückt sein, dies zu hören“, erwiderte Miranda verbindlich und bemerkte erfreut die leichte Röte der Wut, die sich auf den Wangen ihrer Cousine abzeichnete.
„Wenn du ihrem abgelegenen kleinen Tal lange genug fern bleibst, wirst du selbstverständlich nicht ganz so unbedeutend bleiben“, meinte sie bissig.
„Welch Unglück für mich“, antwortete Miranda gelassen, mit der festen Absicht, Celia nicht anzuvertrauen, dass sie in eben diesem Moment beschlossen hatte, so schnell wie möglich zu ihrem neuen Leben zurückzukehren.
„Ja, das wäre es in der Tat.“
„Das klingt ja fast wie eine Drohung, Cecilia, wie plump von dir“, meinte sie leise, bevor sie mit ihrer Cousine in den Großen Salon trat. „Ah, Tante Clarissa. Ich sehe, du bist wie gewöhnlich bei bester Gesundheit.“
„Nichte.“ Ihrer meistgehassten Verwandten merkte man den Mangel an Begeisterung über ihren Besuch deutlich an. Sie betrachtete Miranda mit selbstgerechter Entrüstung, als ob sie ein Ärgernis sei, das man notgedrungen in Kauf nehmen muss. „Du siehst schrecklich mitgenommen aus, außerdem bist du viel zu dünn.“
„Dann werde ich während meines Aufenthaltes hier reichlich essen und mir mehr Ruhe gönnen“, antwortete Miranda höflich, froh über den wütenden Ausdruck, der sich daraufhin in der ansonsten steinernen Miene ihrer Tante zeigte.
Wut konnte Miranda weit besser ertragen als die hämischen Blicke, die sich Cousine und Tante immer zugeworfen hatten, wenn sie ihr damals ihre Fehler vorwarfen.
Trotz ihrer offensichtlichen Rage ließ sich Lady Clarissa dazu herab, einige höfliche Floskeln mit der unwillkommenen Besucherin
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