Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
Vom Netzwerk:
Wiese liegenden Liebespaares beeindruckte das Geschehen gar nicht.
    Berenike ließ sich hinter die anderen Schaulustigen zurückfallen. Sollte doch Ellen das diesmal alles durchexerzieren, mit der Polizei und der Zeugenaussage. Da war schon Inspektor Kain, ihr alter Bekannter. Sein Bauch wurde immer dicker. Markig warf er die Tür des Streifenwagens hinter sich zu, ein weiterer Uniformierter stapfte hinter ihm drein. Berenike atmete tief ein und aus. Gut, Kain zu sehen – jetzt würde alles seinen Gang gehen, selbst wenn der Mann nur Dorfpolizist war. Vorsichtig, halb hinter einem älteren Ehepaar versteckt und mit hoffentlich neutralem Gesichtsausdruck beobachtete sie, was er tat.
    Langsam kämpfte Kain sich den rutschigen Abhang zum Flussufer hinunter. Tatsächlich kam er heil unten an, obwohl er ein paar Mal stolperte. Er ging halb um den Fund herum, begutachtete ihn von allen Seiten. Berührte den Körper leicht, seufzte. Beriet sich mit seinem Kollegen, ohne dass Berenike die Worte verstand. Griff zum Funkgerät, sagte irgendwas. Gemeinsam sperrten die Uniformierten den Bereich rund um die Fundstelle ab, scheuchten allzu eifrige Schaulustige weg. Das Stimmengewirr wurde noch lauter, Unmut war zu spüren.
    »Geh, Franz, was soll das, lass mich doch schauen!«, schimpfte Johnny, der nun seine Filmkamera geholt hatte und sie auf die Tote und den Inspektor hielt. Er wollte sich an den Herumstehenden vorbeidrängen und unter der Absperrung durchtauchen.
    »Nichts da!«, beschied Kain, »wenn ich sage, hier geht keiner weiter, dann geht keiner weiter! Und ›keiner‹ ist auch die Presse!« Damit funkelte er den jungen Journalisten böse an. Der trippelte nervös vor dem Absperrband auf der Stelle. Schon hielt er seine Kamera hoch – die Dinger waren heute ja ziemlich klein –, vor deren Auge prompt Kain mit der Hand wedelte. »Abschalten! Dalli!«
    Murrend nahm Johnny die Kamera runter. »Jetzt sei doch nicht so, Inspektor! Das ist meine Chance, Mann! Ich bin nur freier Mitarbeiter, ich brauch das Geld! Mit einer G’schicht wie dieser könnt ich endlich punkten!«
    »Mir egal, Johnny. Hier wird nicht gefilmt.«
    Schmollend wartete Johnny auf eine andere Gelegenheit.
    Bald darauf neuerliches Blaulicht und Sirenengeheul – die Feuerwehrtaucher. Vorsichtig stiegen sie ins Wasser und hievten den Körper ans Ufer. Sanft, als könnte man ihr noch wehtun, legten sie die Tote auf den Rücken. Berenike versuchte, zwischen Schultern und Köpfen der anderen etwas zu erkennen, ohne sich selbst zu zeigen, zumindest Kain gegenüber.
    Tatsächlich. Es war wie befürchtet. Berenike biss sich auf die Lippen. Die Tote trug Dirndl, der Leib war dunkelgrün, der Rock rosa. Ein Stück der lila Schürze hatte sich um den Hals gewickelt. Die Farben der Ausseer Tracht also. Alles hatte sich vollgesogen mit Wasser, Algen hingen am Stoff, in den Haaren. Die blonden Locken trieften und klebten schwer von Feuchtigkeit um das schmale Gesicht. Etwas am Hals blitzte silbrig auf. Berenike kannte den Anhänger. Und die Frau. Leider.
    »Jössas – die Monika«, rief Kain und sah auf, ihr scheinbar in die Augen – schnell duckte sich Berenike.
    »Oh du meine Güte!«, entfuhr es Ellen.
    »Als ich sie gesehen hab, war sie noch quietschfidel«, rief Berenike – und hätte sich gleich darauf auf die Lippen beißen können. Wie dumm von ihr, das zu sagen.
    »Die lustige Moni!«, jammerte der Dicke, der irgendwie wieder neben Berenike zu stehen gekommen war. Dabei nestelte er an seiner Lodenjacke. »Sie war eine wirklich Lebenslustige!«
    »Sie war mit dem Bernd zusammen, nicht wahr?«, fragte das Mädchen im schwarzen Dirndl.
    Der Dicke zuckte die Achseln. »Bei der Moni weiß man das nie genau.«
    »Und jetzt ist sie tot …«
    »Also ist sie es tatsächlich«, flüsterte Ellen. »Ich hab es befürchtet.«
    »Wer denn sonst? Eine Alte, die den Weg nicht gefunden hat?«, schrie jemand in der Menge mit heller Stimme und lachte. Keiner fiel in das Lachen ein.
    Oh Göttin, hilf!, dachte Berenike. Sie musste sich irgendwas einfallen lassen, sonst würden es alle erfahren. Wenn man Johnny befragte, überhaupt. Wo war der eigentlich hin? Vorne an der Absperrung stand er nicht mehr. Dafür war die Frau im schwarzen Dirndl näher gerückt und machte große Augen.
    Berenike wartete auf eine Reaktion von Inspektor Kain, dass er sie ebenfalls verscheuchen würde, doch der grüßte sie stattdessen. »Servus, Franzi! Bleib besser, wo du bist.« Für

Weitere Kostenlose Bücher