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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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zischte er ihr ins Ohr und schüttelte sie grob, um seinen Fragen mehr Nachdruck zu verleihen. Aber sie war jenseits von allem Sprachverständnis.
    Hilflos fing sie an, vor Wut zu kreischen, aber dann zwang sie sich, damit aufzuhören. Erst jetzt, wo sie seine Augen nicht mehr sehen konnte, fiel ihr auf, dass die halbe Lehrerschaft versuchte, sie von ihm wegzuzerren. Alle starrten sie an.
    Helen krümmte sich, als die Krämpfe einsetzten. Lucas ließ sie so plötzlich los, als hätte sie sich in ein brennendes Streichholz verwandelt, und sie fiel zu Boden.
    »Helen! Helen, sieh mich an«, sagte Mr Hergesheimer. Er kniete neben ihr auf dem Boden, wo sie nach Luft schnappte und versuchte, ihre Muskeln zu entspannen. Sie schaute in sein verschwitztes Gesicht. Seine Haare waren zerzaust und bei dem Handgemenge war seine Brille verbogen worden. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie es gewesen war, die ihn geschlagen hatte, dann brach sie in Tränen aus.
    »Was stimmt nicht mit mir?«, wimmerte sie.
    »Jetzt ist alles gut. Beruhige dich«, sagte Mr Hergesheimer. »Ihr geht jetzt alle in eure Klassen. Sofort!«, befahl er den Schülern, die mit offenem Mund um sie herumstanden. Alle ergriffen die Flucht, als sich Mr Hergesheimer aufrichtete und das Kommando übernahm.
    »Ihr Jungen«, er zeigte auf Lucas und Jason, »kommt mit mir ins Büro des Schulleiters. Matt! Claire! Ihr bringt Helen zur Schulschwester und geht dann auf direktem Weg in eure Klassen. Verstanden?«
    Matt trat sofort vor, legte sich Helens Arm um die Schultern und half ihr beim Aufstehen. Claire nahm Helens Hand und drückte sie beruhigend. Helen schaute auf und bemerkte, wie Lucas sie kurz ansah, während er mit Mr Hergesheimer wegging. Eine zweite Welle des Hasses überfiel sie und erneut traten Tränen in ihre Augen. Matt tätschelte ihr verlegen die Wange und steuerte sie gleichzeitig in die Richtung des Erste-Hilfe-Raums. Claire ging schweigsam neben Helen her.
    »Was hat er dir getan, Lennie?«, fragte Matt hitzig.
    »Ich h-h-hab ihn n-n-noch nie in meinem L-l-l-eben gesehen!«, schluchzte Helen und weinte noch heftiger.
    »Super, Matt! Nerv sie mit Fragen! Kannst du vielleicht einfach mal den Mund halten?«, fuhr Claire ihn an und versuchte, sich selbst halbwegs zu beruhigen.
    Den Rest des Weges legten sie wortlos zurück. Als sie bei der Schulschwester angekommen waren, erzählten sie Mrs Crane, was passiert war, und betonten auch, dass Helen am Morgen bereits mit einem Hitzschlag zur Schule gekommen war. Mrs Crane sorgte dafür, dass sich Helen mit einem kühlen Handtuchüber den Augen hinlegte, und ging dann in ihr Büro, um Jerry anzurufen.
    »Dein Vater ist unterwegs, Liebes. Nein, nein, lass das Tuch liegen. Die Dunkelheit tut dir gut.«
    Helen lag unter dem Handtuch und war froh, dass man sie in Ruhe ließ und dass sie zumindest eine gewisse Privatsphäre hatte. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn jemandem erklären, was los war. Am meisten Angst machte ihr, dass sie aus irgendeinem Grund davon überzeugt war, dass ihre Tat richtig war. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie diesen Jungen getötet hätte, wenn es möglich gewesen wäre, und sie fühlte sich deswegen kein bisschen schuldig. Bis sie ihren Vater sah.
    Er sah furchtbar aus. Mrs Crane erzählte ihm alles und erklärte, dass Helen unter einem schweren Hitzschlag litt, was ihren merkwürdigen Ausbruch begründete. Er hörte geduldig zu und bat dann, einen Moment mit seiner Tochter allein sein zu dürfen, was Mrs Crane natürlich erlaubte.
    Anfangs sagte Jerry gar nichts. Er stand nur an der Liege, während Helen sich allmählich aufsetzte und begann, an ihrer Kette herumzufingern. Schließlich setzte er sich neben sie.
    »Du würdest mich doch jetzt nicht anlügen, oder?«, fragte er ruhig. Sie schüttelte den Kopf. »Bist du krank?«
    »Ich weiß nicht, Dad. Ich fühle mich irgendwie komisch, aber ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt.«
    »Wir werden zum Arzt gehen müssen.«
    »Das dachte ich mir«, sagte sie nickend.
    Plötzlich drehten beide den Kopf zur Seite, weil von draußen hastige Schritte zu hören waren.
    Jerry stand auf und stellte sich schützend vor Helen. Ein großer, unglaublich durchtrainierter Mann Anfang vierzig stürmte in den Raum. Helen sprang auf der anderen Seite von der Liege und suchte instinktiv nach einem zweiten Ausgang. Doch da war keiner. Helen war überzeugt, dass sie jetzt sterben würde.
    In der Ecke des Raums

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