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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Gründen gar nicht behagte.
    Hunter warf einen Blick nach hinten und sah, dass die Cassandra der El Trinidad so dicht im Kielwasser folgte, dass er sehen konnte, wie ängstlich der Mann mit der Lotleine am Bug der Schaluppe dreinblickte. Und hinter der Cassandra sah er das spanische Kriegsschiff, nur noch höchstens zwei Meilen entfernt.
    Aber die Sonne sank. Das Kriegsschiff würde nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit in die Monkey Bay einlaufen können. Und falls Bosquet entschied, einen Vorstoß in der Morgendämmerung zu wagen, wäre Hunter auf ihn vorbereitet.
    »Anker werfen!«, rief Enders. »Festmachen!«
    Die El Trinidad kam bebend im Zwielicht zum Stehen. Die Cassandra glitt an ihr vorbei, tiefer in die Bucht hinein. Das kleinere Schiff konnte mit seinem geringeren Tiefgang in das flache Wasser näher am Ufer. Kurz darauf klatschte Sansons Anker ins Wasser, und beide Schiffe wurden festgemacht.
    Sie waren in Sicherheit, wenigstens vorläufig.

KAPITEL 28
    Nach der nervenaufreibenden Fahrt durch das Riff herrschte auf beiden Schiffen eine fröhlich ausgelassene Stimmung, und die Besatzungen riefen einander im Dämmerlicht Glückwünsche und scherzhafte Unverschämtheiten zu. Hunter war nicht nach Jubeln zumute. Er stand auf dem Heckkastell der Galeone und beobachtete das Kriegsschiff, das trotz der rasch zunehmenden Dunkelheit immer näher kam.
    Die Spanier waren jetzt keine halbe Meile mehr von der Bucht entfernt, kurz vor der Lücke im Riff. Bosquet hatte großen Wagemut, dachte Hunter, sich so weit zu nähern, wo es fast dunkel war. Er ging damit ein großes und unnötiges Risiko ein.
    Enders, der die Spanier ebenfalls beobachtete, stellte die unausgesprochene Frage: »Warum?«
    Hunter schüttelte den Kopf. Er sah, wie das Kriegsschiff die Ankerleine auswarf, er sah das Aufspritzen, als der Anker ins Wasser fiel.
    Das feindliche Schiff war so nahe, dass er die lauten spanischen Befehle hören konnte, die übers Wasser zu ihm trieben. Am Heck des Schiffes herrschte geschäftiges Treiben. Dann wurde ein zweiter Anker ausgeworfen.
    »Das versteh ich nicht«, sagte Enders. »Er hat um sich meilenweit tiefes Wasser, um die Nacht abzuwarten, aber er geht bei vier Faden vor Anker.«
    Hunter ließ das andere Schiff nicht aus den Augen. Ein weiterer Heckanker landete im Wasser, und viele Hände zogen an der Leine. Das Heck des Kriegsschiffes schwenkte herum Richtung Ufer.
    »Verdammt«, sagte Enders. »Die werden doch wohl nicht …«
    »Oh doch«, sagte Hunter. »Die gehen in Breitseitenstellung. Anker lichten.«
    »Anker lichten!«, rief Enders seiner überraschten Besatzung zu. »Fock bereit machen, los! Alle Mann an die Leinen!« Er drehte sich wieder zu Hunter um. »Wir laufen ganz sicher auf Grund.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Hunter.
    Bosquets Absicht war nur allzu klar. Er hatte vor der Mündung der Bucht so nah am Riff geankert, dass seine Breitseitkanonen die El Trinidad erreichen konnten. Er hatte vor, dort zu bleiben und die Galeone die Nacht hindurch zu beschießen. Hunter musste sich ins flache Wasser retten, um außer Reichweite zu kommen, sonst wären seine Schiffe am nächsten Morgen zerstört.
    Und tatsächlich, schon öffneten sich am spanischen Kriegsschiff die Geschützluken und die Mündungen der Kanonen tauchten auf, um gleich darauf das Feuer zu eröffnen. Kugeln fetzten durch die Takelage der El Trinidad und platschten ringsherum ins Wasser.
    »Setzt den Kahn in Bewegung, Mr Enders«, bellte Hunter.
    Wie als Antwort darauf schoss das spanische Kriegsschiff eine zweite Breitseite ab, die gezielter war. Etliche Kugeln trafen die El Trinidad, ließen Holz splittern und Leinen reißen.
    »Verdammt«, sagte Enders, mit so viel Schmerz in der Stimme, als wäre er selbst verwundet worden.
    Doch jetzt kam Hunters Schiff in Bewegung und schob sich langsam außer Reichweite, sodass die Kugeln der nächsten Breitseite in einer beeindruckend schnurgeraden Linie von Platschern harmlos im Wasser landeten.
    »Die haben gute Leute an Bord«, sagte Enders.
    »Manchmal«, sagte Hunter, »zeigt Ihr für meinen Geschmack zu viel Wertschätzung für gute Seemannskunst.«
    Inzwischen war es fast dunkel; die vierte Breitseite war als Muster roter zuckender Blitze von den schwarzen Umrissen des Kriegsschiffes zu sehen. Sie konnten zwar kaum etwas erkennen, hörten aber das Platschen der Kugeln in ihrem Kielwasser.
    Und dann verdeckte das niedrige geschwungene Hügelland den Blick auf das feindliche

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