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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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getroffen und stürzten schreiend aufs Deck.
    Dann hörte das Feuer genauso unvermittelt wieder auf. Bis auf einen grauen Pulverschleier, der am Ufer in der Luft hing, war keine Bewegung zu sehen, kein Blätterrascheln zu hören, nichts.
    Hunter hatte an der Spitze der Landzunge Posten bezogen und beobachtete das Kriegsschiff zufrieden durch sein Fernrohr. Er hörte die verwirrten Rufe und sah die halb gerefften Segel in der Brise flattern und knattern. Etliche Minuten verstrichen, bis wieder Männer der Besatzung in die Takelage kletterten und sich an den Ankerwinden zu schaffen machten. Sie fingen zunächst zaghaft an, wurden jedoch wagemutiger, als eine weitere Salve ausblieb.
    Hunter wartete.
    Er hatte einen deutlichen Vorteil, das wusste er. In einer Zeit, in der weder Musketen noch Musketiere sich durch besondere Treffsicherheit auszeichneten, waren die Freibeuter hervorragende Schützen. Seine Männer konnten selbst bei unruhigem Wellengang Seeleute an Deck eines fliehenden Schiffes erschießen. Vom Ufer aus zu feuern war für sie ein Kinderspiel.
    Es war nicht einmal eine Herausforderung.
    Hunter wartete ab, bis er sah, wie die Ankerleine sich bewegte, dann erst gab er das Zeichen zum Feuern. Eine weitere Salve peitsche auf das Kriegsschiff, mit der gleichen verheerenden Wirkung. Dann wurde es wieder still.
    Bosquet war gewiss inzwischen klar geworden, dass ihn die Einfahrt in die Korallenpassage, die ihn noch näher ans Ufer bringen musste, ungeheure Verluste kosten würde. Er könnte es wahrscheinlich durch die Passage und bis in die Bucht schaffen, aber dann würden Dutzende, vielleicht Hunderte seiner Männer getötet. Noch bedrohlicher war das Risiko, dass wichtige Männer in der Takelage oder sogar der Steuermann selbst erschossen würden und das Schiff dann in gefährlichen Gewässern führerlos wäre.
    Hunter wartete. Er hörte, wie Kommandos gerufen wurden, dann trat erneut Stille ein. Und auf einmal sah er die Hauptankerleine ins Wasser fallen. Sie hatten sie gekappt. Gleich darauf wurden auch die Heckleinen gekappt, und das Schiff trieb langsam vom Riff weg.
    Sobald sie außer Reichweite der Musketen waren, tauchten wieder Männer an Deck und in der Takelage auf. Die Segel wurden ausgerollt. Hunter wartete ab, ob das Kriegsschiff Richtung Ufer drehen würde. Aber nein. Es glitt vielleicht hundert Yards nach Norden und warf dort wieder einen Anker aus. Die Segel wurden eingeholt und das Schiff dümpelte sanft vor Anker, unmittelbar vor den Hügeln, die die Bucht schützten.
    »Tja«, sagte Enders. »Das war’s dann erst mal. Die Spanier können nicht rein und wir können nicht raus.«
    Um die Mittagsstunde war es in der Monkey Bay brütend heiß und stickig geworden. Hunter schritt auf dem aufgeheizten Deck seiner Galeone hin und her und spürte das weich gewordene Pech klebrig unter den Füßen. Er war sich der Ironie seiner misslichen Lage durchaus bewusst. Er hatte die tollkühnste Kaperfahrt des Jahrhunderts mit vollem Erfolg durchgeführt – nur um sich von einem einzigen spanischen Kriegsschiff in die Falle einer drückend heißen, ungesunden Bucht jagen zu lassen.
    Es war ein schwieriger Augenblick für ihn und noch schwieriger für seine Leute. Die Freibeuter erwarteten von ihrem Captain eine starke Führung und neue Pläne, und es war nur allzu offensichtlich, dass Hunter nicht weiterwusste. Irgendwer war an die Rumvorräte gekommen, und es gab etliche trunkene Schlägereien unter den Männern; ein Seemann forderte einen anderen nach einem Streit zum Duell. Enders konnte das Schlimmste gerade noch verhindern. Hunter ließ verlauten, dass er jeden, der einen anderen tötete, ebenfalls töten würde. Der Captain wollte seine Besatzung unversehrt, und persönliche Unstimmigkeiten konnten bis zu ihrer Rückkehr nach Port Royal warten.
    »Ich weiß nicht, ob sie das hinnehmen«, sagte Enders düster wie eh und je.
    »Sie werden«, sagte Hunter.
    Er stand gerade mit Lady Sarah an Deck im Schatten des Hauptmastes, als irgendwo unter Deck ein Pistolenschuss fiel.
    »Was war das?«, sagte Lady Sarah beunruhigt.
    »Ein Unglückszeichen«, sagte Hunter.
    Einige Augenblicke später brachte Bassa einen Mann nach oben, der verzweifelt versuchte, sich aus dem Griff des riesigen Mauren zu befreien. Enders folgte niedergeschlagen hinterdrein.
    Hunter blickte den Seemann an. Er war ein angegrauter Mann von fünfunddreißig Jahren namens Lockwood. Hunter kannte ihn ein kaum.
    »Hat Perkins hiermit ins Ohr

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