GOLDAUGEN (German Edition)
Gerätschaften zu tun. Vorsichtig und akribisch - wie Pierre es bevorzugte. Er würde Augen machen.
Warum aber ging Franck nicht ans Telefon?
Er hatte ihr nicht einmal eine Nachricht zukommen lassen, weder eine SMS, noch übers Personal, das kannte sie nicht. Celine wurde von Minute zu Minute unruhiger, schaute auf ihre Armbanduhr und war entsetzt.
Die Zeiger verharrten genau auf 19.22 Uhr! Sie schüttelte ihr Handgelenk, aber das Autom atikwerk reagierte nicht. Sie war nicht zu der Zeit, als sie die Schatulle des keltischen Druiden das erste Mal berührte, stehen geblieben. Das hätte Celine nicht sonderlich überrascht. Aber warum bei 19.22 Uhr? Es müsste ungefähr 21.00 Uhr sein, sie erkundigte sich beim Bordpersonal nach der Uhrzeit, es war genau 21.07 Uhr.
Gab es doch eine natürliche Erklärung, ein en Defekt der Mechanik?
Sie versuchte über die Krone die Zeiger zu verstellen, aber sie bewegten sich keinen Millimeter. Celine forschte in ihren Gedächniskammern, gibt es einen Zusammenhang zum Jahr 1922?
Celine atmete tief durch und warf ihren Kopf nach hinten. Noch ungefähr eine quälende Stunde Flugzeit war ihr letzter Gedanke, als sie besinnungslos zusammensackte. Den kleinen stechenden Schmerz im Nacken spürte sie noch mit Entsetzen, als sie blitzschnell ins Reich der Träume versank. Eine Reihe hinter ihr saß eine nett aussehende ältere Dame, die mit einer ihrer sich bewegenden Stricknadeln nicht versehentlich in Celines Hals stieß …
Kapitel 5
Spanien im Mai 1922
Baron Francois Dubloné saß mit Sir Arthur Peckington allein im Speisewagen des Zuges von Paris nach Barcelona. Es war frühmorgens vier Uhr. Es lagen noch mehr als vier Stunden Fahrt vor ihnen, sie konnten nicht schlafen. Gegen ein großzügiges Trinkgeld öffnete der Schaffner den Waggon für die beiden gut betuchten Bahngäste aus der ersten Klasse. Er weckte auch den Kellner, dieser bot gern seine Dienste an. Zügig wurden frischer Kaffee und Tee serviert, dann zog er sich diskret wieder zurück. Beide wirkten entspannt, waren es aber ganz und gar nicht. »Du hättest die Augen meines Sohnes sehen sollen, als ich ihm gesagt habe, dass er nicht mit nach Spanien reisen dürfe.«
» Ja, ich sehe das Blitzen direkt vor mir. Aber es ist sicherlich besser so. Obwohl er mit seinen neunzehn Jahren so erwachsen wirkt, muss er sich gedulden. Er ist äußerst intelligent und einfach liebenswert. Ich beneide dich nicht um deine bezaubernde Ehefrau, aber um deinen Sohn, Francois. Ich wünschte, ich könnte von meinem Sohn ähnlich reden.«
» Danke. Carla ist meine Sonne und meine große Liebe. Aber mein Sohn ist, neben meinen Freunden, mein Lebenselixier. Er wird unsere Bruderschaft in die Moderne führen. Lasse uns, wenn wir wieder zu Hause sind, seine Idee mit der Gründung eines Automobilclubs voranbringen.
Dieser bietet unserer Bruderschaft viele Möglichkeiten. Ich denke nicht, dass einer unserer Freunde es anders sehen wird. Diese motorisierten Ungeheuer machen uns alle mobiler. Wir können schneller agieren, sind nicht mehr auf Eisenbahnen und Kutschen oder Fluggeräte angewiesen. Übrigens habe ich mir ein deutsches Auto bestellt, einen Maybach.«
» Bist du an den Zeppelin-Werken nicht auch beteiligt?«
Sir Art hur lächelte schelmisch und entgegnete:
» Ja, geringfügig …
In den Zeppelinen stecken die kräftigen Motoren von Maybach, aber sie sind eine eigenständige Motorenschmiede und bauen nun auch prachtvolle Automobile.
Ich h abe mir in Friedrichshafen welche ansehen dürfen. Wirklich beeindruckend, du kannst dich mächtig auf das Gefährt freuen. Ja, wir sind an der Schwelle einer rasanten Zeitepoche. Ihr beide habt vollkommen recht, wir müssen die Gunst der Stunde nutzen, es wird sich künftig alles verändern. Es wird den Zusammenhalt und den schnelleren Austausch unter uns noch fördern.
Die Automobile werden in ein paar Jahren hunderttausendfach herumfahren. Ich habe mich kürzlich an eine britische Firma namens Bentley Motors Ltd. in Cricklewood beteiligt. Sie wurde 1919 gegründet, im Moment haben sie leichte finanzielle Schwierigkeiten. Ich habe eine größere Summe investiert, denn die haben gewaltiges Potenzial. Sie bauen kraftvolle, schnelle und luxuriöse Fahrzeuge, wirklich fantastisch. Ich habe ein Modell geschenkt bekommen. Das fährt mehr als 160 km/h! Stelle dir das mal vor, weitaus schneller als dieser Zug. Wenn wir mit dem Bentley-Renner nach Barcelona gefahren wären, hätten wir
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