GOLDAUGEN (German Edition)
mehr, es dauerte einige Sekunden.
Eine gefühlte Ewigkeit. Diese feinstaubige Masse sammelte sich unter der Decke, kroch seltsam langsam oberhalb der Tür, verharrte dort und fiel nun von oben nach unten. Wie ein ständiger, reißender, flimmernder Fluss aus Goldsternen, der auf den Fußboden prallte, sich aber nicht anhäufte. Als wenn es im Boden versinkt und aus der Decke wieder herausfließen würde.
Auch in der zweiten unterirdischen Etage, mit ihren weitläufigen Räumen der Klinik und der Forschungsabteilung, alles in drei Sektoren durch Panzerglastrennwände und besondere Schleusen aufgeteilt, war im mittleren Teil das Labor untergebracht.
Hier stiegen Dämpfe auf. Schemenhaft konnte man den riesigen weißen Metallschrank erkennen, wo verschiedene Chemikalien aufbewahrt wurden. Die Türen barsten auf, die Druckwelle hatte so einiges zerstört. Feuerschwaden züngelten.
Viel sah man auf diesem Film erst einmal nicht mehr, durch den Rauch und d ie Sprinkler an der Decke, die stoßweise Wasser in den Raum versprühten. Eine Rauchabzugsanlage setzte ein. Von der ersten unterirdischen Etage, dem Museum der Bruderschaft der Goldklingen, sah sie einen Zusammenschnitt mehrerer Kameraeinstellungen.
Kunst- und Sammlerstücke von mehr oder weniger unschätzbarem Wert waren in Regalen, Vitrinen und Schränken mit Auszügen untergebracht. Hier musste man genauer hinschauen, einiges war nicht offensichtlich, vieles bemerkten sie erst später. Alle Gegenstände mit einem hohen Goldanteil waren nicht betroffen. Aber alles mit leichten Goldverzierungen, Blattgoldeinlagen oder Goldüberzug, hier zog sich die Oberfläche zusammen. Es schmolz nicht, bildete aber eine seltsame Struktur. Das waren die ersten prägenden Bilder, einer der schwenkbaren Kameras in diesen Räumlichkeiten.
In der Bibliothek und dem Archiv, mit dem angrenzenden Rechenzentrum, das Herzstück aller Computer im Château, sah sie Pierre an der Stelle, an der sie sich jetzt beide befanden. Er bediente an dem großen Tisch selbige Computertastatur und blätterte zwischendurch in einem aufgeschlagenen Buch oder Ähnlichem.
Celine konnte es nicht so genau erkennen. Aus den bis zur Decke reichenden Regalen an den Wänden fielen einige Bücher heraus. In einem anderen Bereich ging ein Schubladenschrank auf, was dort geschah, sah man nicht. Celine wusste nur, dass sich dort alte Landkarten und dergleichen befanden. Sie zog mehrfach tief Luft in ihre Lungen, bis sie wieder sprech- und aufnahmefähig war.
» Was habe ich im Detail nicht gesehen, was ist beschädigt, und was geschah danach?«
» Puuh! Zunächst die Uhrzeit, das alles geschah genau um 21.05 Uhr.«
» Das ist sicher exakt der Zeitpunkt, als meine Uhr im Flieger auch stehen geblieben ist. Ich habe eine Stewardess gefragt, da war es 21.07 Uhr. Das passt! Aber wieso zeigten die Zeiger bei mir 19.22 Uhr an und verharrten dort?«
» Das weiß ich im Moment noch nicht. Du weißt aber, dass in vielen technischen Geräten, winzige Mengen von Gold sind. Zum Beispiel in PCs, auf Handys, deren Platinen und Leiterplatten. Diese Gruppe war hier im Château am meisten betroffen, das haben wir aber erst einmal nicht bemerkt. Diese seltsame chemisch-physikalische Reaktion muss schon vor der Explosion angefangen haben. Deshalb konntest du hier auch nicht anrufen. Wir haben ja schon so einiges aus der Vergangenheit zusammengetragen. Auch dank Francks Großvater Francois und Sir Arthur. Dementsprechend haben wir reagiert und Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Unser Server sowie alle wichtigen angeschlossenen Rechner in diesem Gemäuer enthalten aus Bedacht kein Gold. Neun Rechner vom Personal und der Verwaltung, die nicht zu diesem besonderen System gehören, müssen wir ersetzen. Sowie einundzwanzig Handys und Telefone.
Und Franck s Lieblingsmusikanlage von Denon.
Im Grunde ge nommen begann, ich nenne es mal „die Sabotage“, wohl schon, als der Junge hier eintraf. Einiges ist nicht mehr reparabel und kam auf den Müll. Leider auch einige wichtige uralte Schriften, die mit einem goldenen Stempel, Farbe oder Blattgold versehen waren. Das geschah irgendwie willkürlich, denn die meisten Gegenstände haben nachweislich nichts mit unserem Phänomen der Goldaugen zu tun. Wieder haben wir dazugelernt. Niemand zuvor hat ja auch ein besessenes Goldauge so kontrolliert gefangen gehalten. Niemals zuvor hatten sie diese technischen Möglichkeiten. Keine Angst, wir kontrollieren „es“ wirklich. Nichts kann aus
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