GOLDAUGEN (German Edition)
liebste Kollegin und Freundin Rita Sanders. Sie wünschte sich, ihre Mutter hätte nur einmal so viel mit ihr geredet und Verständnis aufgebracht wie Rita.
Auch Ritas Bill, sie bemühten sich so liebevoll, sie in ihre Familie zu integrieren, dass es ihr schon selbst manchmal peinlich war. Rita hätte locker ihre Mutter sein können, kam ihr aber mehr wie eine gleichaltrige Schwester vor. Sie waren wohl Seelenverwandte. Rita, eine kleine Matrone, hat, genauso wie ihr Bill, ein paar Pfunde zu viel. Ein außergewöhnliches Paar, das man einfach lieb haben musste. Beide gingen so herzlich miteinander um, davon träumen wohl viele Männer und Frauen. Nur ihr „Mittwoch“, der war ihnen heilig. In diesem Moment stellte sie sich bildlich vor, wie wohl die Massage der beiden lieben Nashörner aussehen könnte. Sie bekam einen Lachanfall und hatte Tränen in den Augen. Es dauerte, bis Nancy endlich losfahren konnte. Nun ging es. Der erste Gang hakelte, sie fluchte: »Elvis, wenn du weiter so rumzickst, dann kommst du in die Schrottpresse.«
Sie fuhr übermüdet in den frühen Morgen, der Verkehr nahm merklich zu. Bei „Best Coffee“ hielt sie an, erwischte hinter einem Streifenwagen einen Parkplatz.
» Vielleicht treffe ich wieder auf den niedlichen Cop von neulich?«
Ihre Laune besserte sich sofort. Auf dem Gehweg zum Café sah sie in einer Ecke zu einem Kellerschacht ein seltsames Flackern. Ein goldenes Licht zuckte, blitzte sie förmlich an. Sie bewegte sich darauf zu. Hatte da jemand etwa ein Schmuckstück oder eine Münze verloren? Eine magische Anziehungskraft erfasste sie …
Nun war sie vielleicht fünfzig Zentimeter entfernt.
„Was ist das?“, fragte sie sich selbst.
„Ein kleiner Stern? Nein … du bist ja eine kleine Libelle! Und so schön …“
Nancy musste das Tier einfach berühren, stieß ihren rechten Zeigefinger an den zuckenden goldenen Flügel und zog ihn sofort wieder zurück.
Sie schaute ungläubig … ihr Finger nahm eine bronzegoldene Farbe an. Sie starrte auf ihre Hand. Wie ferngesteuert bestieg sie wieder ihren Honda und fuhr zum Haus von Rita und Bill. Sie steuerte nicht kontrolliert, ihre rechte Hand zuckte.
Nancy zog wie eine Betrunkene in Schlangenlinien ihre Amokfahrt fort, demolierte mehrere parkende Autos. Es war ein kleines Wunder, das sie niemand verletzte. Wenige Minuten später hielt sie vor dem schmucken kleinen Häuschen der Sanders. Mit quietschenden Reifen str eifte sie noch einen der neben der Treppe stehenden dicken Pflanztöpfe. Nancy ging schnurstracks zum Kofferraum und wühlte herum. Sie fand, was sie suchte. Rita stand mittlerweile im Bademantel vor ihrer Haustür, ihre Haare hingen wild durcheinander ins Gesicht.
» Nancy, mein Schatz, was ist denn los?
W arum fährst du meine Rosen um?«
Sie hatte Schwierigkeiten Worte zu finden, stammelte, war völlig fassungslos. Es waren ihre le tzten Laute auf diesem Planeten …
Nancy rannte auf ihre liebste Freundin zu und schlug ihr einen Wagenheber auf den Kopf. Rita fiel hin, sie setzte nach. Wieder und wieder, der Schädel brach auf, Hirnmasse quoll mit Blut heraus. Bill eilte, auch im Bademantel, seiner Frau zur Hilfe.
»Nancyyyyyy!«
Bill war entschlossen, aber hilflos. Auch er musste viele schwere Hiebe einstecken. Sie setzte immer wieder an. Seine Abwehrhaltung brachte sie nicht zum Stoppen. Es war ein fürchterliches Massaker einer unbändigen Furie. Das Brechen von Knochen war in der näheren Nachbarschaft zu hören. Unmenschlich, brutal, niemand würde diese Geräusche je vergessen. Ihre Kraft schien nicht nachzulassen. Die beiden Körper wurden regelrecht zermalmt und letztlich getötet. Das Eintreffen eines Polizeifahrzeuges und des Rettungswagens kündigte sich mit heulenden Sirenen an. Wild riss sie ihren Körper herum, lief mit weit geöffneten Augen auf die Polizisten zu. Sie schrien sie laut an:
» Stopp! Bleiben Sie stehen, legen Sie den Gegenstand auf den Boden und die Hände hinter den Kopf. Stopp!«
Sie ging mit wirrem Blick weiter. Beide Beamten schossen ihre Magazine leer …
Das Blutbad wurde mit mehreren Treffern im zierlichen Körper und im Kopf von Nancy - abrupt beendet.
Aus dem herbeigeeilten Krankenwagen liefen Rettungssanitäter auf die beiden Opfer auf der Treppe zu. Jede Hilfe kam zu spät.
Schock! So viel Hass. Die beiden Polizisten standen vor Nancy, sie waren über sich selbst entsetzt. Sie suchten eine Erklärung.
» Dan, die war doch geisteskrank, mit
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