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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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umzubringen. Ich hab sie nur ermuntert, wieder zu Stufen auf dem Hügel zu werden und uns den Aufstieg leicht zu machen, damit ihre steinige Haut am Ende nicht doch Bekanntschaft mit meiner Freundin machen muss.«
    »Sie sind schon mal hier gewesen?«
    »Selbstverständlich! Wir steigen auf zum Elysium, dem Anfang von allem; der exakten Stelle, wo Mutter aus dem Urnichts hervorgegangen ist.«
    »Teil Sieben des Vermächtnisses wird dort in einem goldenen Käfig gefangen gehalten«, sagte Arthur. Er musste immer wieder nach hinten sehen, wenn er mit dem Mariner sprach, denn egal, wie sehr er auch versuchte, langsamer zu machen, irgendwann war er immer mehrere Meter vor ihm. »Ich glaube, Ihre Harpune wird das Schloss sprengen, und dann kann das Vermächtnis Sonntag dazu bringen, mir den Schlüssel zu geben, und dann –«
    »Was du nicht sagst!«, unterbrach ihn der Mariner. Er blickte erneut nach oben. Sonntags Libelle war jetzt weniger als einen Kilometer entfernt. »Ich sagte zwar, wir bräuchten nicht zu rennen –«
    »Und?«
    »Ich hab mich geirrt. Rasch jetzt!«
    Der Mariner sprintete los und nahm jedes Mal drei Wurmschlangenstufen auf einmal, aber Arthur rannte noch schneller und ließ ihn bald hinter sich.
    Sie hatten gerade die nächste Terrasse erreicht, als Sonntags Blitze hinter ihnen einschlugen. Einen Moment lang war Arthur geblendet und taub vom Krachen des Donners, der die Schreie der Bürgermatrosen übertönte. Er blickte zurück, konnte aber nur den Mariner sehen, der selbst nach hinten schaute, allerdings nur eine Sekunde lang, bevor er wieder zu rennen begann.
    »Benutze deine Schlüssel, um uns abzuschirmen!«, verlangte der Kapitän. Er kam dicht an Arthur heran, so dicht, dass ihre Schultern sich berührten.
    Arthur hielt beim Rennen die Schlüssel über den Kopf und dachte an Schilde. Er erinnerte sich an Abbildungen römischer Testudines, Schildkrötenformationen, und dabei musste er an Schildkröten selbst und ihre dicken Panzer denken. Er merkte, wie der Spiegel und der Federkiel in seinen Händen zuckten, und spürte den inzwischen schon vertrauten Schmerz der Zauberei. Dann prasselten die Blitze erneut herab, und er war kurz geblendet, doch gleich darauf sah er die abklingenden Nachbilder der mächtigen Bogenentladung, die von ihnen abprallte und in den Hügel einschlug.
    Dreimal kamen die Blitze, während sie die letzte Böschung erklommen, und dreimal lenkte Arthurs Schild sie ab. Aber das forderte seinen Preis: Arthur fühlte sich, als hätte er ein schweres Gewicht über dem Kopf getragen und schaffte die letzten zehn Schritt bis zum Elysium und dem gepflasterten Bereich mit dem vergoldeten Käfig nur mit knapper Not. Oben angekommen, schwankte er und drohte zu fallen, aber der Mariner hielt ihn unterm Arm fest.
    »An diesem Ort wird Sonntag uns nicht aus der Luft angreifen«, sagte der Mariner nach einem schnellen Blick nach oben. »Aber da kommt er schon! Nun sprich, ist es wirklich dein Wunsch, dass ich dieses Schloss aufbreche und den Käfig öffne?«
    Arthur ließ die Arme sinken und blickte ebenfalls nach oben. Die Libelle kam heran und blieb in der Luft schweben, und er konnte Sonntag auf ihren Schwanz zurennen sehen.
    »Ja«, sagte er.
    »Dies ist das dritte von drei Malen, die ich geschworen habe, dir zu helfen«, fuhr der Mariner fort. »Ein weiteres Mal wird es nicht geben!«
    »Bitte! Machen Sie ihn auf!«
    Sonntag hielt sich nicht lange mit der Leiter auf: Er sprang aus fünfzehn Meter Höhe ohne Flügel von der Libelle, als der Mariner das Schloss des Käfigs mit der Spitze seiner Harpune berührte.
    Arthur hielt sich einen Arm vors Gesicht, denn er rechnete mit einer Explosion oder wenigstens mit einer Kaskade weiß glühender Funken. Es gab jedoch nur ein leises Klicken. Die Tür sprang auf. Der Mariner trat einen Schritt zurück und ließ die Harpune aus der Hand gleiten; im Fall verwandelte die Waffe sich in Wasser und wurde zu einer dunklen, schaumgekrönten Welle, die an Arthurs Füßen brach, und während sie im Boden versank, erfüllte der starke Geruch von Salz die Luft.
    »Alle Reisen enden«, sagte der Mariner. Er verbeugte sich vor Arthur, dann wandte er sich nach links und nickte. »Lebe wohl, Bruder!«
    Lord Sonntag fing den Mariner auf, als er fiel, und legte ihn nieder. Dann schlug der Treuhänder die Hand vor die Brust, und seine Finger griffen nach dem Spalt zwischen den beiden oberen Knöpfen seines Hemds, knapp oberhalb der Weste, wo etwas Goldenes

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