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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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war mit dem Kind?«
    »Welchem Kind?«
    »Sie sprachen eben davon, dass das mit dem Kind nicht gegangen wäre. Wie meinten Sie das?«
    Charlotte Munder richtete sich wieder etwas auf. »Er wollte es behalten. Das müssen Sie sich mal vorstellen! Er wollte das Balg behalten.«
    Golsten bekam einen trockenen Mund. »Sprechen Sie von Ihrem Mann?«
    »Natürlich. Erst macht er der Schlampe ein Kind und dann will er es auch noch behalten«, brach es plötzlich voller Hass aus ihr heraus. »Adoti… Aptoi… Wie heißt das denn nur?«
    »Adoptieren?«, vermutete Golsten.
    »Ja, genau. Einen polnischen Bastard.« Sie spuckte die Worte förmlich aus. Die eben noch verschwommenen Augen funkelten vor Wut. »Nicht genug, dass er jedem Rock hinterhergerannt …« Sie verschluckte die letzten Worte und nahm einen großen Schluck Kognak. Plötzlich begann sie zu schluchzen. Tränen liefen über ihr Gesicht. »Ich konnte doch nichts dafür, dass ich keine Kinder bekommen konnte«, weinte sie. »Ich wollte doch sehr gerne Kinder. Und einmal wäre es ja auch fast …« Die Worte waren nicht mehr zu verstehen und gingen im Geschluchze unter.
    Für einen Moment tat Golsten die Frau leid. Aber etwas verheimlichte sie ihm noch. »Marta Slowacki war also schwanger von Ihrem Mann?«
    »Ja. Dieses Schwein.«
    »Und das Kind? Was ist mit dem geschehen?«
    Charlotte Munder sah auf. »Was soll mit dem schon geschehen sein?«, wiederholte sie. »Wie es so dalag auf der Pritsche, mit seinen schwarzen Haaren und ihren Augen … Ich wollte ihm nichts tun. Aber wie es so dalag … Es schrie, als ich es hochhob. Immer lauter. Und dann war es plötzlich still. Machte keinen Mucks mehr. Einfach so. Dann kam sie. Schlug auf mich ein. Können Sie sich das vorstellen?« Der Gesichtsausdruck wurde leer. »Diese Polin. Schlägt mich, ihre Herrschaft. Gut, dass mein Vater gekommen ist. Ohne ihn … Diese Schlampe schlägt mich. Einfach so. Das geht doch nicht, nicht wahr, Herr Kommissar? Die durfte mich doch nicht schlagen, oder? Und als ich ihm dann später alles erzählt habe …«
    »Sie meinen Ihren Mann?«
    »Ja. Da machte er mir nur Vorwürfe wegen des Kindes, das er zu einem überzeugten Nationalsozialisten hatte erziehen wollen. Wie in einem Lebensborn – ein Lebensborn in unserem Haus. Mit dem Bastard einer Polin!«
    Golsten stellte seinen Kognakschwenker ab. Ihm reichte, was er gehört hatte. Ihm reichte es grundsätzlich. Er hatte genug vom Sterben und der Angst, genug von diesen verlogenen Phrasen, vom Führergebrüll und dem Gerede von Endsieg, genug von Deutschland und seinen Herrenmenschen, genug von Goldfasanen und ihren Familien.
    Sein Schwiegervater hatte recht. Die Nazis waren nichts anderes als eine Mörderbande. Im Kleinen wie im Großen. Allesamt Mörder. Wortlos stand er auf und ging.
    56
    Mittwoch, 28. April 1943
    D ie Nachricht, dass Heinz Rosen geschnappt worden war, hatte sich rasend schnell auf den Fluren des Polizeipräsidiums verbreitet. Die Verhaftung Rosens, der sich mehrere Jahre als jüdisches U-Boot im Ruhrgebiet hatte verbergen können, war jetzt, da Deutschland nach dem Willen seiner Führer judenfrei zu sein hatte, eine kleine Sensation.
    In den letzten Tagen hatten Golsten und seine Familie nur wenig geschlafen. Jedes noch so kleine Geräusch hatte sie aus dem Schlaf gerissen, jedes unbekannte Fahrzeug, das die Schadeburgstraße befuhr, ließ sie erstarren.
    Der Kommissar machte sich keine Illusionen. Er wusste, welche Methoden in den Kellern des Reichssicherheitshauptamts angewendet wurden, um Informationen aus den Unglücklichen herauszupressen, die der Gestapo in die Hände gefallen waren. Für Golsten war es nur eine Frage der Zeit, bis Rosen auspacken würde. Und dann war es um ihn und seine Familie geschehen.
    Seine Frau Lisbeth sprach kaum noch. Nur an den ständig zitternden Händen erkannte Golsten ihre Anspannung. Immer häufiger kam es vor, dass ihr Teller oder Tassen aus den Fingern rutschten und auf dem Boden zerschellten. Nachts hörte Golsten, wenn er mit offenen Augen dalag und auf das Kommen seiner Kollegen wartete, ihr leises Schluchzen. Seine Versuche, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten, hatte sie abrupt zurückgewiesen. Das ist deine Polizei, deine Kollegen, hörte er ihren unausgesprochenen Vorwurf. Nicht wir haben Unrecht getan, sie haben es. Und du!
    Auch die Nerven seines Schwiegervaters waren bis zum Zerreißen gespannt. Er ertränkte seine Angst in selbst gebrannten

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