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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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und eine große Werkbank darauf hin. Das Fenster war vorschriftsmäßig verdunkelt. Golsten leuchtete mit der Lampe in jede Ecke, bemühte sich jedoch, den Lichtstrahl nicht direkt auf die Fensteröffnung zu richten. Doch auch hier fand sich keine Spur der ominösen Kiste oder etwas anderes, was ihn weiterbrachte.
    Die Enttäuschung setzte sich im mittleren Raum fort. An der Wand, die der Tür gegenüberlag, stand ein alter Eichenschrank. Golsten öffnete ihn, stieß aber nur auf einige muffig riechende, alte Kleidungsstücke. Auch sonst war nichts von Interesse zu entdecken: gestapelte Holzstühle, ein Tisch, eine Bank. Vermutlich Gartenmöbel.
    Im letzten Keller lagerten Pflanzen, die wohl hier überwintert hatten. Mehrere Gießkannen standen auf dem Boden, einige Eimer, ein Schlauch. In einer Ecke befand sich eine Liege mit einem Kissen und einer Decke. Der Schlafplatz der Polin?
    Golsten trat zurück in den Flur. Entweder war die Kiste bereits aus dem Haus geschafft worden oder sie wurde an anderer Stelle verwahrt. Im Keller jedenfalls war sie nicht.
    Sicherheitshalber nahm Golsten die Räume auf der linken Flurseite ein zweites Mal in Augenschein. Er begann links, ging dann in den mittleren Raum. Beim Verlassen fiel ihm plötzlich etwas auf. Es dauerte einen Moment, bis er darauf kam, was anders war. Dann hatte er es: Der Raum war fensterlos.
    Golsten wunderte sich. Alle anderen hatten ein Fenster. Warum dieser nicht? Er musterte die Wände. Wie alle anderen waren sie weiß gekalkt, vollständig sauber. Im Gegensatz zu denen in den anderen Räumen ungewöhnlich sauber sogar. Und nirgendwo bröselte auch nur ein kleines Stück Putz. Dieser Raum wirkte wie frisch renoviert. Und: irgendwie kleiner.
    Golsten maß mit Schritten die Entfernung von Wand zu Wand. Das wiederholte er in den Nachbarräumen. Beide waren genau zwei Schritte tiefer als der mittlere Raum. Wie ein Blitz durchzuckte ihn die Erinnerung an das Gespräch in der Polenkneipe. Was hatte Kaczyk gesagt? »Eine Mauer gezogen. Mitten durch Raum. Großes Zimmer in zwei kleine geteilt.«
    Genau das war es. Irgendwo musste sich ein Eingang zu einem geheimen Kabuff befinden. Eigentlich konnte sich der Zugang nur hinter dem Holzschrank verbergen.
    Golsten versuchte, den Schrank zu verschieben. Vergebens. Er bewegte sich keinen Zentimeter. Fast erschien es, als ob er mit der Wand fest verbunden war. Ja, so musste es sein.
    Golsten öffnete den Schrank und schob die alten Kleidungsstücke beiseite. Dabei stieß er mit dem Ellenbogen gegen die Rückwand. Es klang hohl. Hohl? Golsten klopfte die gesamte Rückwand ab. Das Klopfgeräusch veränderte sich. Jetzt wusste er Bescheid. Das Möbelstück brauchte nicht verschoben zu werden. Natürlich. Der Schrank war der Zugang!
    Der Kommissar leuchtete das Innere des Möbels aus. Er konnte nichts Auffälliges entdecken. Deshalb tastete er sorgfältig über die Rückwand. Links von der Mitte wurde er fündig. Kaum merkbar fühlte er einen schmalen Spalt. Er folgte ihm mit dem Zeigefinger nach unten. Dort war eine Art Scharnier. Und auch oben fand sich dieses Scharnier. Jetzt nach rechts. Da Golsten nun wusste, wonach er suchen musste, entdeckte er den kleinen Hebel ziemlich schnell. Er drückte gegen den Öffnungsmechanismus. Die Rückwand schwang auf. Die Öffnung war etwa fünfzig Zentimeter breit. Golsten löschte das Licht. Er wollte kein Risiko eingehen.
    Er kroch durch den Spalt. Vor sich konnte er das Fenster ausmachen. Glücklicherweise war auch dieses verdunkelt. Golsten schaltete seine Lampe ein und sah sich um. Der Raum war etwa zwei Meter tief und fast leer. Bis auf eine Holzkiste und einen alten Koffer.
    Golsten öffnete ihn. Kleidungsstücke, ein in polnischer Sprache geschriebenes Buch. Viele Briefumschläge, zusammengehalten von einem Stück Bindfaden. Golsten zog die Schleife auf und griff einen der Briefe. Der Umschlag enthielt weder eine Adresse noch einen Absender. Er faltete das Schreiben auseinander. Es war auf Polnisch. Nur die Anrede und die Unterschrift konnte er lesen. Maria – und Josef. Er sah sich die anderen Schreiben an. Nirgends war eine Anschrift zu entdecken. Und immer schrieb Josef an Maria. Halt. Golsten stutzte. Die letzten drei Briefe im Stapel waren anders. Eine andere Handschrift. Und eine andere Anrede. Jetzt schrieb Maria an Josef. Josef wie Josef Kazcy. Hatte er diese Briefe geschrieben? Golsten sah sich die Daten von Marias Briefen an Josef an. Sie waren zwischen dem 22. und

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