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Goldfasan

Goldfasan

Titel: Goldfasan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Kirschschnäpsen.
    Golsten konnte sich nur schwer auf seine Arbeit konzentrieren. Tuschelten die Kollegen nicht schon hinter seinem Rücken? Warfen sie sich untereinander, wenn sie sich zu einem Gespräch trafen, nicht heimliche Blicke zu? Waren er und seine Familie nur noch Tote auf Urlaub?
    Nachdem sie drei Tage unbehelligt geblieben waren, hielt es Golsten am vierten Tag nach Rosens Verhaftung nicht mehr aus. Er musste Gewissheit bekommen!
    Siegfried Meier war wie er Kriminalhauptkommissar und SS-Offizier. Allerdings war dieser im Amt IV in der Abteilung Gegnererforschung und -bekämpfung tätig, die besser unter ihrem früheren Namen ›Geheime Staatspolizei‹ bekannt war.
    Golsten hatte nie viel mit Meier zu tun gehabt. Sie kannten sich nur flüchtig. Einmal, nach einer der obligatorischen weltanschaulichen Unterweisungen, hatten sie noch gemeinsam ein Bier getrunken. Meier galt im Kollegenkreis als unnahbar und aufbrausend.
    Golsten war am frühen Morgen zu einer Routinesitzung nach Bochum aufgebrochen und hatte dann die Gelegenheit genutzt, Meier direkt danach in dessen Dienststelle in der Nähe des Bochumer Stadtparks aufzusuchen.
    Meier schien sich sogar zu freuen, ihn zu sehen. Vermutlich lag das daran, dass selten jemand seine Nähe suchte.
    »Herr Kollege, Sie bearbeiten doch den Fall dieses Heinz Rosen?«, erkundigte sich Golsten, nachdem sie sich begrüßt hatten.
    »Dieser Kommunist? Ja. Habe ich bearbeitet. Warum?«
    »Ich möchte mit dem Mann reden.«
    Meier war sichtlich überrascht. »Was geht Sie denn der Fall Rosen an?«
    »Rosen ist früher mit dem stellvertretenden Kreisleiter der Partei in Herne, Walter Munder, in dieselbe Schulklasse gegangen. Ich ermittle im Fall einer ermordeten Ostarbeiterin, die im Haushalt Munders tätig war. Möglicherweise hat Rosen etwas mit ihrem Tod zu tun. Vielleicht auch mit dem Munders«, log er weiter.
    »Munder war mit einer Kommunistensau in einer Klasse? Tja, man kann sich seine Schulkameraden eben nicht aussuchen. Aber ich befürchte, Sie kommen zu spät. Morgen muss sich Rosen vor dem Volksgerichtshof verantworten. Roland Freisler kommt persönlich nach Dortmund. Dort wird dieser Itzig abgeurteilt. Er wird zum Tode verurteilt werden. Todsicher.« Meier lachte wie über einen gelungenen Scherz. »Er sitzt bereits in der Steinwache in Dortmund. Wir haben ihn heute dorthin überführt. Dürfte seine letzte Reise gewesen sein.« Wieder lachte Meier. »Aber wenn es Sie interessiert, können Sie gerne einen Blick in die Ermittlungsakte werfen.«
    »Ist die Akte denn nicht bei Gericht?«
    Meier schien erstaunt. »Warum? Er wird doch ohnehin verurteilt. Wozu die Mühe? Außerdem liegen die wichtigsten Dokumente dem Gericht natürlich vor. In der Akte befinden sich die Abschriften.«
    Er stand auf, schlich zu einem Schrank und zog einen Aktenordner heraus, den er Golsten hinhielt. »Darin sind auch die Verhörprotokolle. Eines muss man dem Kerl lassen. Er ist ein wirklich harter Brocken. Hat nur das zugegeben, was wir ihm auch beweisen konnten. Sonst nichts. Keine Namen, keine Orte, keine Kontaktleute.« In seiner Stimme schwang ehrliche Bewunderung mit. »Einfach nichts. Und wir wissen, wie wir unsere Gäste anfassen müssen. Über Munder jedenfalls hat er kein Wort verloren. Aber sehen Sie doch selbst nach.«
    Golsten atmete tief durch. Wenn das stimmte, was Meier eben erzählt hatte, drohte seiner Familie und ihm vermutlich keine unmittelbare Gefahr.
    Er griff zur Akte und blätterte darin, bis er die wenigen Seiten Verhörprotokolle fand, die er hastig überflog. Munder wurde tatsächlich nicht erwähnt. Und auch sein Name tauchte in den Protokollen nicht auf. Rosen hatte sie also nicht ans Messer geliefert.
    Golsten reichte Meier die Akte zurück. »Vielen Dank, Herr Kollege. Sie haben recht. Rosen hat dann wohl nichts mit dem Verschwinden der Person, die ich suche, zu tun.«
    »Oder er hat es uns nicht verraten. Aber dann wird er es auch nicht mehr tun. Der Fall ist abgeschlossen. In spätestens zwei Tagen wird es diesen Juden nicht mehr geben.«
    Golsten verabschiedete sich erleichtert und machte sich auf, um mit der Straßenbahn zurück nach Herne zu fahren. An der Kreuzkirche stieg er aus, er wollte die letzten Meter zu Fuß gehen. Er musste seine Gedanken sortieren. Nach ein paar Schritten hatte er einen Entschluss gefasst. Er drehte sich um und bestieg die nächste Bahn Richtung Sodingen.
    Eine gute halbe Stunde später betrat er das Schlafzimmer seiner

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