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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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kümmere mich um meinen eigenen Kram. Ich habe sogar meine eigenen Eisbeutel dabei, die man ins Kühlfach legt. Ich will nicht, daß irgendwer um mich herumschwirrt. Du wirst keinen Finger krumm machen müssen.«
    »Findest du es nicht ein klein wenig aufdringlich , mich auf diese Art damit zu überfallen?«
    »Es ist nicht aufdringlich, solange du die Möglichkeit hast, nein zu sagen.«
    »Oh, klar. Und Schuldgefühle entwickle? Das sehe ich anders«, sagte ich.
    »Warum solltest du Schuldgefühle entwickeln? Schmeiß mich raus, wenn es dir nicht paßt. Was ist denn los mit dir? Wenn wir einander nicht die Wahrheit sagen können, wozu soll dann eine Beziehung gut sein? Tu, was du willst. Ich kann mir ein Motel suchen oder heute abend noch die Küste hinauffahren. Ich dachte nur, es wäre nett, ein bißchen zusammenzusein.«
    Ich beäugte ihn mißtrauisch. »Ich werd’s mir überlegen.« Es hatte keinen Sinn, ihm zu sagen — nachdem ich schon kaum bereit war, es mir selbst gegenüber zuzugeben — , wie stumpf mir das Licht in den Tagen nach seiner Abreise vorgekommen war, wie sich jedesmal Beklemmung in mir geregt hatte, wenn ich nach Hause in die leere Wohnung kam, wie Musik mir ständig geheime Botschaften zuzuflüstern schien. Friß oder stirb. Es schien keinen Unterschied zu machen. Hundertmal hatte ich mir seine Rückkehr ausgemalt, aber nie auf diese Art. Nun war die Stumpfheit eine innerliche geworden, und all meine früheren Gefühle für ihn hatten sich von leidenschaftlichem Engagement zu gelindem Interesse — bestenfalls — gewandelt.
    Dietz hatte mich beobachtet, und sein Blinzeln zeigte mir, daß er verblüfft war. »Bist du wegen irgend etwas sauer?«
    »Überhaupt nicht«, sagte ich.
    »Doch, bist du.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Weswegen bist du denn so sauer?«
    »Würdest du das bitte lassen. Ich bin nicht sauer.«
    Er musterte mich einen Augenblick lang, dann hellte sich seine Miene auf. Er sagte: »Ohhh, jetzt hab ich’s kapiert. Du bist sauer, weil ich gegangen bin.«
    Ich spürte, wie meine Wangen Farbe bekamen, und brach den Blickkontakt ab. Ich stellte den Salz- und den Pfefferstreuer so nebeneinander, daß sich ihre Standflächen gerade berührten. »Ich bin nicht sauer, weil du gegangen bist. Ich bin sauer, weil du zurückgekommen bist. Endlich habe ich mich ans Alleinsein gewöhnt, und jetzt bist du wieder da. Wo bleibe ich dabei?«
    »Du hast gesagt, du seist gern allein.«
    »Stimmt. Ich kann es aber nicht leiden, zuerst aufgenommen und dann wieder fallen gelassen zu werden. Ich bin kein Haustier, das du nach Belieben ins Tierheim stecken und wieder abholen kannst.«
    Sein Lächeln erstarb. »>Fallen gelassen    In diesem Moment klingelte das Telefon und ersparte uns weitere Diskussionen. Donovan Maleks Sekretärin sagte: »Miss Millhone? Ich habe Mr. Malek für Sie am Apparat. Können Sie einen Moment dranbleiben?«
    »Ja, ich warte.«
    Dietz sagte mit lautlosen Lippenbewegungen: Bist du nicht.
    Ich streckte ihm die Zunge heraus. Manchmal wirke ich sehr reif.
    Donovan Malek kam ans Telefon und meldete sich. »Guten Tag, Miss Millhone...«
    »Nennen Sie mich doch Kinsey.«
    »Danke. Hier ist Donovan Malek. Ich habe gerade mit Tasha Howard gesprochen, und sie hat mir erzählt, daß sie heute mittag mit Ihnen geredet hat. Ich nehme an, sie hat Sie über die Lage unterrichtet.«
    »Weitgehend«, sagte ich. »Können wir uns irgendwie treffen? Tasha möchte alles so schnell wie möglich vom Tisch haben.«
    »Ganz meine Meinung. Hören Sie, ich habe ungefähr eine Stunde Zeit, bevor ich woandershin muß. Ich kann Ihnen ein paar grundlegende Informationen geben — Guys Geburtsdatum, seine Sozialversicherungsnummer und ein Foto, wenn Ihnen das etwas nützt«, sagte er. »Möchten Sie kurz hier rauskommen?«
    »Klar, das kann ich machen«, sagte ich. »Was ist mit Ihren Brüdern? Besteht die Möglichkeit, daß ich auch mit ihnen sprechen kann?«
    »Natürlich. Bennet hat gesagt, er käme heute nachmittag gegen vier nach Hause. Ich rufe Myrna an — das ist die Haushälterin — und lasse ausrichten, daß Sie ihn sprechen möchten. Bei Jack bin ich mir nicht so sicher. Er ist ein bißchen schwerer zu erwischen, aber das kriegen wir schon hin. Was Sie von mir nicht erfahren, können Sie sich von den beiden sagen lassen. Wissen Sie, wo ich bin? Auf der Dolores draußen in Colgate. Sie fahren an der Ausfahrt nach Peterson ab,

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