Goldgrube
Art von trotteliger Freundlichkeit, die andere Leute offenbar anziehend fanden, vor allem die Mädchen.«
»Warum? Weil er gefährlich war?«
»Ich kann es wirklich nicht erklären. Er gab sich als schüchterne, tragische Figur, so als könnte er gar nicht anders. Er hatte nur einen Freund, einen Jungen namens Paul Trasatti.«
»Wohnt der noch hier in der Gegend?«
»Klar. Er und Jack spielen zusammen Golf. Bennet ist auch mit ihm befreundet. Sie können ihn fragen, wenn Sie mit ihm sprechen. An andere Freunde kann ich mich jetzt aus dem Stegreif nicht erinnern.«
»Sie selbst sind damals nicht mit Guy herumgezogen?«
»Nicht, wenn es sich vermeiden ließ«, sagte er. »Ich bemühte mich, soviel Distanz wie möglich zwischen uns zu schaffen. Es wurde so schlimm, daß ich die Tür zu meinem Zimmer abschließen mußte, damit er nicht alles davontrug. Er hat geklaut, was ihm zwischen die Finger kam. Stereoanlagen und Schmuck. Manches des Geldes wegen und manches nur, um Ärger zu machen. Nachdem er achtzehn geworden war, ließ er sich ein bißchen mehr einfallen, da das Risiko höher war. Dad sagte ihm schließlich klipp und klar, daß er ihn gnadenlos zur Sau machen werde, wenn er noch einmal Scheiße baute. Entschuldigen Sie meine krasse Ausdrucksweise, aber ich rege mich immer noch auf, wenn ich an diese Geschichte denke.«
»Hat er daraufhin das Haus verlassen?«
»Daraufhin hat er sich eine andere Taktik zugelegt. Oberflächlich betrachtet machte er reinen Tisch und fing an, hier draußen zu arbeiten, in der Wartungswerkstatt. Er war schlau, das muß ich ihm lassen. Wußte mit seinen Händen umzugehen und hatte was auf dem Kasten. Er muß diese Firma als Erfüllung seiner Wünsche gesehen haben. Er hat Schecks auf Dads Konten gefälscht. Er hat die Firmenkreditkarte benutzt, um Waren zu bezahlen, und das Zeug dann verkauft. Dad, Gott segne ihn, hat ihn immer noch gedeckt. Ich habe ihn gebeten, Guy fallen zu lassen, aber er konnte sich einfach nicht dazu durchringen. Guy hielt ihn hin, indem er eine Lüge nach der anderen erzählte.
Was soll ich Ihnen sagen? Dad wollte ihm glauben. Er stellte ihn zur Rede. Ich meine, es hatte den Anschein, als würde er diesmal wirklich hart durchgreifen, aber wenn es wirklich zur Sache ging, gab er regelmäßig nach und bot ihm noch >eine letzte Chance< an. Herrgott, ich hatte die Schnauze voll davon, ihn das sagen zu hören. Ich tat, was ich konnte, um die Hintertürchen zuzumachen, aber damit kam ich auch nicht besonders weit.« Donovan tippte sich gegen die Schläfe. »Bei dem Jungen war eine Schraube locker. Ihm hat wirklich ein wichtiges Zahnrädchen in der Moralabteilung gefehlt. Jedenfalls war das letzte Ding, das er gedreht hat — das kam allerdings erst raus, als er schon ein paar Monate weg war — , eine Gaunerei, bei der er eine arme alte Witwe um ihren Notgroschen gebracht hat. Das brachte das Faß zum Überlaufen. Dad hatte ihn zwar bereits vor die Tür gesetzt, aber wir saßen nun trotzdem mit dem Scherbenhaufen da.«
»Wo waren Sie damals? Sie haben ja vermutlich schon für Ihren Vater gearbeitet.«
»O ja. Ich hatte damals bereits meinen College-Abschluß gemacht, war in Vietnam gewesen und wieder zurückgekommen und arbeitete hier als Bergbauingenieur. Ich habe an der Colorado School of Mines studiert. Mein Dad war Bauingenieur. Er hat Malek Construction 1940 gegründet, im selben Jahr, in dem ich zur Welt kam, und 1943 hat er sich seine erste Kiesgrube zugelegt. Zuerst waren wir eine Baufirma, und schließlich gehörten uns all unsere Rohstoffe selbst. Ja, wir haben die Firma auf dieser Grundlage aufgebaut, weil uns das einen Wettbewerbsvorteil verschafft hat. Es gibt eine Menge Baufirmen hier in der Gegend, die nicht über eigene Rohstoffe verfügen, und die kaufen dann bei uns. Ich bin der einzige der Söhne, der in den Familienbetrieb eingestiegen ist. Ich habe erst mit fünfunddreißig geheiratet.«
»Ich habe gehört, daß Ihre Mutter in dem Jahr gestorben ist, als Guy das Haus verlassen hat«, sagte ich.
»Das stimmt. Etwa zehn Jahre zuvor war bei ihr Lungenkrebs diagnostiziert worden. Hat gekämpft wie eine Straßenkatze und trotzdem verloren. Das ganze Theater hat ihr bestimmt auch nicht gutgetan. Dad hat nie wieder geheiratet. Er schien es einfach nicht übers Herz zu bringen. Das einzige, woran ihm noch etwas lag, war die Firma, und deshalb war ich auch so erstaunt über das Testament. Meiner Meinung nach kann er nicht einmal 1965 gewollt
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