Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
wert. Selbst der Opalsplitter würde bei einem Verkauf einen guten Preis erzielen. Hockster hob den Kopf und begegnete Roks abwartendem Blick. Er stand vor einer schwierigen Entscheidung. Konnte er dem Söldner vertrauen? Hatte der Fremde es auf seinen so mühsam erlangten Reichtum abgesehen? Der Verlust seiner Edelsteine bedeutete zugleich den Verlust der Magie und zwar für eine lange Zeit. Aber sollte er gleich zu Anfang einen Streit vom Zaun brechen? Womöglich war das Interesse seines Gegenübers nichts anderes als Neugier. In einer körperlichen Auseinandersetzung war Hockster ihm klar unterlegen. Talusien konnte ihm wegnehmen, was immer er ihm wegnehmen wollte und dann seines Weges ziehen und zurück bliebe die kleine, langsam erkaltende Leiche eines vertrauensseligen Dummkopfes. Hockster vertrieb dieses grausige Hirngespinst. Ohne länger nachzudenken löste er den Beutel vom Gürtel und griff hinein. Während seine Hand nach dem erbsengroßen, feuerroten Rubin tastete, sagte er: „Ich trage meine Steine in diesem Beutel.“ Er fand den Rubin und klemmte ihn zwischen Ring- und Mittelfinger. Dann nahm er den nächstbesten Stein, den er ertasten konnte, und zog ihn heraus. „Das hier ist Bernstein. Damit mache ich Erdmagie.“
„Zeig sie mir“, verlangte Talusien und streckte fordernd die Hand aus.
Hockster wechselte den Beutel in die linke Hand und reichte ihn an den Söldner weiter. Mit dem Daumen seiner rechten Hand rollte er den Rubin in die Handfläche und schloss ihn in seiner Faust ein, und ließ Rok dabei keinen Moment aus den Augen.
Die Situation war plötzlich äußerst gespannt. Hocksters Herz schlug schneller und er bemerkte auch, dass sich seine Nackenhaare aufstellten.
Rok Talusien hatte inzwischen den Beutelinhalt in seine linke Hand geschüttet. Hockster sah es mit Schrecken, aber auch mit Bewunderung. In seiner eigenen Hand hätte nicht einmal die Hälfte der Steine Platz gefunden. Es schien, als wäre sein Reichtum gar nicht mehr so wertvoll, wie er da so in Roks Hand lag. Vorsichtig strich der Söldner mit steifem Zeigefinger durch die kleine Steinsammlung.
„Hübsch“, sagte er dann, gab die Steine wieder in den Beutel und reichte sie Hockster zurück. Dann lachte er. „Welchen Stein hältst du in der Rechten?“, fragte der Söldner. „Ist es der wertvollste Stein deiner Sammlung oder einer, mit dem du dich wirksam verteidigen kannst? Ah, ein Rubin“, sagte er anerkennend, als Hockster seine Hand öffnete. „Ich bin nicht daran interessiert.“ Rok hob den Kopf und betrachtete den Sternenhimmel. „Es ist ein weiter Weg bis Idenhal. Vor Sommeranfang werden wir dort nicht eintreffen.“
„Warst du schon einmal dort?“
„Ich kenne Idenhal, ja. Was suchst du in der Hauptstadt?“
„Eine Schiffspassage nach Burnyk. Ich fahre übers Meer nach Hornburg.“ Hockster trank einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche und reichte sie übers Feuer.
„Hornburg in Burnyk. Das ist Feindesland. Kein Schiffseigner fährt diesen Weg, erst recht nicht, seit Prinz Serkal König geworden ist.“
Hockster aß den letzten Bissen Brot und fragte: „Ist es wahr, was man über unseren jungen König Serkal sagt?“
Der Söldner zuckte die Schultern: „Mit Serkal als König hat Heetland in den vergangenen zwei Jahren viele Veränderungen erlebt und keine gereichte dem Volk zum Besseren. Der zwischen Burnyk und Heetland ausgehandelte Frieden wurde widerrufen, da Serkal seinen Anspruch auf ein Stück Wüste in Burnyk nicht aufgeben will. Es ist eine tote Gegend. Kein Mensch kann dort leben. Niemand versteht, warum Serkal seinen Anspruch, der keineswegs gesichert ist, auf diesen öden Landstrich nicht aufgibt. Es war ausgesprochen dumm, den Frieden mit Burnyk zu brechen. Eine fortgesetzte friedliche Beziehung hätte beiden Ländern Vorteile gebracht, vor allem jetzt, da die ganze Welt das Erscheinen des Sternenreiters erwartet.“
„Was weißt du darüber?“, fragte Hockster interessiert.
„Nicht mehr und nicht weniger als jeder andere“, erwiderte der Söldner. Hockster glaubte ihm kein Wort. Für einen einfachen Soldaten wusste er ziemlich viel, auch die Staatskunst schien ihm nicht fremd.
Rok erhob sich, rollte seine Decke aus und legte sich neben dem Feuer nieder. „Ich bin müde. Vor uns liegt ein langer Weg. Du übernimmst die erste Wache.“
Bald darauf war der Söldner eingeschlafen. Hockster erkannte es an den tiefen, gleichmäßigen Atemzügen seines neuen Weggefährten. Er
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