Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
schnell durchschaut waren und die er einsetzte, um sich auf Jahrmärkten seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einfache Zauber gelangen ihm sogar ganz ohne Fokus. Mit diesem Gedanken kehrte auch ein klein wenig Selbstvertrauen zurück. „Mein Zauber ist mächtiger als dein Schwert“, rief Hockster. „Hier, Maulheld, sieh nur, was ich für dich habe.“
    Vor dem entsetzt zurückweichenden Räuber erschien wie aus dem Nichts ein roter Drache, das Maul weit geöffnet. Mächtige, scharfe Zähne blitzten wie Dolchklingen. Wild warf das riesige Tier den Kopf hin und her, als wehrte er sich gegen unsichtbare Fesseln. Dann wurde das fremdartige Wesen des Räubers gewahr und senkte den Kopf, noch weiter öffnete sich das schreckliche Maul, dann zerfaserte die Erscheinung und verging mit einem leisen Plop. Hockster knurrte. Das war das Problem, wenn er ohne Fokus arbeitete. Die Illusionen vergingen schon nach wenigen Augenblicken.
    Noch ehe der Wegelagerer sich von seinem Schrecken erholt hatte, war Hockster heran und schlug ihm das Knie in Stücke. Der Räuber fiel stöhnend zu Boden und der kleine Beltrim schickte ihn mit einem gezielten Schlag auf den Hinterkopf schlafen.
    Heftig atmend plumpste Hockster zu Boden. Die Todesangst, die er noch gerade ausgestanden hatte, färbte sein Gesicht weiß. Er war sich gar nicht sicher, ob er imstande war, aufzustehen, da erreichte ihn die Stimme des Fremden: „He, kleiner Mann, wie wäre es mit ein bisschen Hilfe?“
    Ob er wollte oder nicht, er musste sich erheben und dem Fremden helfen. Einmal angefangen, gab es kein Zurück mehr. Der Soldat war müde geworden, erkannte Hockster schnell. Er war gerade noch in der Lage, die wilden Angriffe seiner Gegner abzuwehren. Er stand auch nicht mehr allzu sicher auf seinen Beinen. Blut tränkte seine Kleidung an einigen Stellen rot.
    Hockster griff in seinen Beutel und suchte nach dem rechten Stein und überlegte hastig, was zu tun sei, welcher Zauber der Beste wäre. Ein weiterer Erdstoß kam nicht in Frage, da er auch den Fremden ein zweites Mal von den Beinen werfen würde und Hockster war sich gar nicht sicher, ob der noch genug Kraft hatte, wieder aufzustehen. Illusionszauberei würde wenig ausrichten, wie der unnütze Drache gerade bewiesen hatte. Hockster war müde und so kam nur ein Zauber aus dem Bereich Luft in Frage. Da war der Stein. Seine tastenden Finger hatten den weißen Opalsplitter entdeckt. Ein Diamant wäre ihm lieber gewesen, weil er damit mehr Magie hätte lenken können, aber Diamanten waren selten, seltener noch als Opale oder Bergkristalle und unendlich viel teurer. Hockster ballte die Hand um den Splitter und versenkte seine Gedanken in den bevorstehenden Zauber. Wie aus dem Nichts fauchte plötzlich eine heftige Windböe heran und umtoste die beiden Räuber. Der Fremde sprang vor und erstach seine Widersacher, bevor sie sich von ihrem Schrecken erholt hatten.
    Da rannte Hockster los. Gerechter Zorn verzerrte sein Gesicht. „Halunke!“, schrie er, „Mörder!“ Endlich hatte er den Fremden erreicht. Hockster musste den Kopf weit in den Nacken heben, um zu dem Fremden aufzusehen. „Das war nicht nötig“, rief er verzweifelt. „Gemeinsam hätten wir sie besiegen können, ohne ihr Leben zu nehmen. Du hast ...“
    Doch der Fremde beachtete ihn gar nicht. Er ging zu dem Räuber hinüber, der noch immer von Hocksters Schlag besinnungslos am Boden lag und senkte sein Schwert in die flach atmende Brust, bevor Hockster bemerkte, was der Fremde vorhatte. Der letzte Wegelagerer war tot. Der Fremde wandte sich um und sagte: „Mein Versprechen habe ich gehalten. Alle sind gefallen. Ich halte meine Versprechen immer.“
    Da war es um Hockster geschehen. „Mörder!“, schrie er, dass seine Stimme überkippte und wie ein schrilles Kreischen klang. „Mörder! Mörder!“ Jetzt war er nicht mehr zu halten. Außer sich sprang er den Fremden mit erhobenem Knüppel an, doch ehe er einen Schlag anbringen konnte, hatte der Fremde ihn entwaffnet und Hockster fand sich auf der Erde wieder. Der Fremde sagte nichts, sah ihn nur an. Mühsam stand Hockster auf und ging von den Toten weg. Er setzte sich weit entfernt auf die kühle Erde. Er fror, aber es war ihm egal. Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, dem Fremden zu helfen. Immerhin waren durch seine Unterstützung nun drei Männer tot. Aber nein, das war ja Unsinn. Natürlich hatte er helfen müssen. Da war ihm keine Wahl geblieben. Doch Mord blieb Mord und Hockster fühlte

Weitere Kostenlose Bücher