Goldschatz
Minuten konntest du nicht genug von mir bekommen und jetzt ist es plötzlich zu viel verlangt, auch nur höflich zu sein? Und überhaupt, warum hast du dich vermummt wie zu einem Trainingslauf in der Arktis?«
Er beantwortete ihre Frage nicht, sondern griff Stattdessen nach dem Handy auf einem Beistelltisch. »Was möchtest du zum Mittagessen? Mein Vetter besorgt dir alles, worauf du Appetit hast.«
Sie grübelte immer noch über seine sonderbare Aufmachung nach, als ihr plötzlich ein Licht aufging. »Du hast kalt geduscht, habe ich Recht? Sehr kalt!«
Ace runzelte die Stirn, das Telefon am Ohr. »Ein Thunfischsalat-Sandwich? Oder möchtest du lieber etwas Warmes?«
Fiona lächelte honigsüß. »Ich esse das Gleiche wie du.
Aber du solltest dir eine Kanne Kaffee kommen lassen. Sehr heißen Kaffee.«
Bei diesen Worten löste Ace den Gürtel seines Morgenmantels, bedachte sie mit einem vernichtenden Blick und bestellte ein Dutzend Austern.
Lachend wandte Fiona sich wieder dem Fernseher zu. Ace konnte ebenso gut einstecken wie austeilen. Ihr fiel ein, dass Jeremy es hasste, geneckt zu werden.
»Schluss damit«, murmelte sie.
Ace setzte sich zu ihr auf die Couch. »Wusstest du eigentlich, dass du Selbstgespräche führst?«
»Und du schnarchst, damit wären wir also quitt.«
»Und würde es dir etwas ausmachen, die Zahnpastatube nach dem Benutzen zuzuschrauben? Und lass die Finger von meinem Rasierer.«
»Okay, wenn du deine nassen Handtücher nicht mehr auf dem Fußboden liegen lässt, sodass ich sie aufheben und aufhängen muss!«, konterte sie. »Außerdem hast du heute Morgen die ganzen Erdbeeren von den Pfannkuchen geklaut. Erdbeeren sind mein Lieblingsobst.«
»Meins auch«, entgegnete Ace. »Lisa isst am liebsten Bananen.«
»Jeremy auch«, bemerkte Fiona überrascht. Dann wurde ihr bewusst, dass sie und Ace einander ganz versunken in die Augen schauten. »Bananen und Erdbeeren passen wunderbar zusammen«, meinte sie und konnte es nicht vermeiden, dass ihre Stimme leicht zitterte.
»Die beste Mischung überhaupt«, pflichtete Ace ihr betont sachlich bei und blickte wieder auf den Fernsehschirm. »Und jetzt sag mir, was du herausgefunden hast.«
»Nichts, was ich nicht bereits gewusst hätte.«
»Komm schon, dir muss doch noch mehr aufgefallen sein.«
»Mehr?«, wiederholte Fiona und schien seine Gedanken zu lesen. »Ach so, ja. Ich habe Roy getötet, aus Rache dafür, dass er die Geschichte meines Vaters gestohlen hat.«
»Genau. Also erzähl mir alles, was du über diese Geschichte weißt.«
»Also gut.« Sie nahm die Fernbedienung, spulte das Band zurück und startete es neu. »Siehst du diesen Mann?«
»Darsey.«
»Sehr gut. Ich schätze, er ist derjenige, dem Kritiker homosexuelle Neigungen unterstellen, richtig?«
Ace nickte. »Er stellt den anderen Männern nach.«
»Nein, sie stellt den anderen Männern nach. Darsey ist eine Frau. Mein Vater hat dieses Geheimnis aber erst gegen Ende der Geschichte enthüllt.«
»Okay. Dann erzähl mir mal die ganze Geschichte in Kurzfassung.«
»Es gibt einen Schatz, darunter zwei Löwen aus massivem Gold, die ein Mann namens Raffles - nicht Raphael -irgendwann achtzehnhundert und noch was in die Staaten bringen wollte. Aber das Schiff sank und der Schatz ging verloren.«
»Außer den Löwen.«
»Die auch, aber sie waren so groß, dass ein Taucher sie fand. Er barg sie zusammen mit ein paar Freunden und versteckte sie. Die Männer fertigten eine Karte an, auf der das Versteck der beiden Löwen eingezeichnet war. Dann starben sie alle auf sehr mysteriöse und grausame Art.« Fiona grinste breit. »Todesarten, die mein Vater mir in allen grausigen Einzelheiten geschildert hat.«
»Wann hat dein Vater dir diese Geschichte erzählt?«
»Er hat sie mir nicht wirklich erzählt. Er hat sie mir über sechs Monate hinweg in Briefen geschrieben, als ich mir als Kind das Bein gebrochen habe. Er schickte mir jeden Tag einen Brief, eine Art Fortsetzungsroman.«
»Okay«, sagte Ace. »Weiter. Was geschah nach der Ermordung der Männer?«
»Der letzte der Männer starb bei einem getürkten Unfall. Er ...«
»Ah«, unterbrach Ace sie, als es klopfte. »Das Essen.« Er stand auf und ging zur Tür.
Fiona reckte den Hals, um zu sehen, wer den Rollwagen schob, aber die Person blieb außer Sichtweite. Ace unterhielt sich einige Minuten mit der unsichtbaren Person und schob dann den Wagen persönlich in den Salon. »Erzähl weiter«, forderte er sie auf und
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