Goldschatz
war, und Fiona konnte es kaum erwarten, sich mit ihr zu unterhalten. Sie wollte fragen, wo sie die Ideen zu ihren spannenden Büchern hernahm.
»Ist schon gut«, sagte Fiona lächelnd. »Das macht mir nichts.«
Fiona blickte über die Köpfe der zahlreichen Menschen im Raum hinweg, von denen Ace geschworen hatte, dass sie alle mit ihm verwandt waren. Sie sah zu dem Mann hinüber, den sie heiraten würde, und lächelte. Schon immer hatte sie sich eine Familie gewünscht und die hatte sie nun bekommen, wenn auch nicht ganz auf die Art, die sie sich vorgestellt hatte.
»Erzähl weiter«, drängte der kleine Junge.
Fiona blickte zu ihm hinab und fragte sich, wer seine Eltern waren. Es gab hier so viele Kinder und bei der Hälfte schien es sich um eineiige Zwillinge zu handeln. Tatsächlich waren die Zwillinge so zahlreich, dass sie sich fragte, ob sie nicht selbst zwei Kinder unter dem Herzen trug anstatt eines einzigen. Noch wusste Ace nichts davon, aber heute Abend würde sie es ihm erzählen.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den kleinen Jungen. »Okay, also, wo war ich stehen geblieben?«
»Bei den Löwen!«
»Nein, erzähl uns die Geschichte von Raffles «, verlangte ein anderes Kind. »Ich will alles von den bösen Männern hören und von dem, der dein Bruder war.«
Raffles war inzwischen eine beliebte Fernsehserie, sehr zum Leidwesen der Eltern, die übereinstimmend die Filmfiguren verabscheuten sowie den Mangel an Moral und Ethik. Noch war nicht enthüllt worden, dass die pummelige Person, die hübschen jungen Männern nachstellte, tatsächlich eine Frau war.
Die Montgomerys hatten durch ihr Geld verhindert, dass die Sensationspresse die ganze Wahrheit über die Morde herausgefunden hatte, sodass die Öffentlichkeit nicht ahnte, dass die Handlung von Raffles authentisch war. Und kurz bevor die Serie bundesweit ausgestrahlt wurde, schaute sich jemand Roy Hudsons Drehbuch noch einmal genauer an und änderte den Namen Raphael in Raffles. »Der Name eines Engels wäre für diese Serie verfehlt gewesen«, hieß es in einem Zitat.
Jeglicher Gewinn der Serie, die Ace und Fiona von Roy geerbt hatten, wurde für wohltätige Zwecke verwandt.
Und die Löwen, die aus der Höhle entfernt worden waren, befanden sich inzwischen in einem Museum in Florida, ganz in der Nähe des Kendrick Parks. Am Ende der zweiten Staffel von Raffles sollte bekannt werden, dass die Geschichte in manchen Punkten authentisch war und die Löwen, die die verachtungswürdigen Charaktere im Film gesucht und nie gefunden hatten, in einem brandneuen Flügel des Museums zu bewundern waren. Der neue Flügel war einem alten Grabhügel nachempfunden: Aus Felswänden gehauene Stufen führten hinab in eine Kammer, in der die Löwen für sich allein aufgestellt waren. Das Geld zum Bau der Kammer war anonym gespendet worden.
In dem neu angelegten Garten gleich vor diesem neuen Museumstrakt war eine außergewöhnliche Sammlung von Vögeln aus dem nahe gelegenen Kendrick Park zu bewundern. Und zur Eröffnung des Traktes sollte eine Puppe namens Octavia auf den Markt kommen, die von der neu gegründeten Burke — Spielzeugfabrik hergestellt wurde.
Fionas Mutter, Suzie, war Mitglied im Vorstand des Unternehmens. Eine »gute Hure«, wie sie sich selbst nannte, war an jenem Tag durch die Tür gekommen und hatte Russell mit Lisas kleinem Rucksack, den sie zuvor mit Steinen gefüllt hatte, niedergeschlagen.
Sein richtiger Name war Kurt Corbin (Smokey hatte ihn für die Geschichte nach Kurt Russell benannt, dem Jungen, der im Fernsehen Jaimie McPheeters gespielt hatte) und er war aus einer Beziehung zwischen Smokey und einer alkoholkranken Prostituierten namens Lavender hervorgegangen. Smokey hatte mit Entsetzen gesehen, wie diese Frau mit seinem Sohn umgesprungen war. Und als dann aus einer zweiten, etwas dauerhafteren Beziehung ein kleines Mädchen hervorgegangen war, hatte er dieses Kind seiner Mutter schon bald weggenommen, da er diese für kaum vertrauenswürdiger hielt als Lavender.
»Ich habe deinen Vater geliebt«, sagte Suzie. »Wirklich geliebt. Aber er...«
Fiona hatte einige Zeit gebraucht, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie einen lebenden Elternteil hatte. Und sie würde noch lange brauchen, um ihrem Vater zu verzeihen, dass er ihr Suzie ihr ganzes Leben vorenthalten hatte.
»Er hat mir erzählt, er würde dich bei irgendwelchen reichen Verwandten unterbringen, wo du von allem nur das Beste bekämst«, sagte Suzie, noch
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