Goldschatz
geklopft. Blitzschnell war Ace aufgesprungen, packte ihren Arm und schob sie nach draußen auf den winzigen Balkon. »Keinen Laut, egal, was passiert!«, befahl er und schloss die Tür hinter ihr.
Fiona schwankte draußen zwischen Wut und Panik und lauschte angespannt. Würden gleich Schüsse fallen? Sollte sie sich nach Fallrohren als einzigem Fluchtweg umsehen?
»Alles in Ordnung«, verkündete Ace gleich darauf, als er die Schiebetür wieder öffnete. »Es ist nur mein Vetter.«
Fiona hielt den Kopf abgewandt, sodass nur Ace den Blick sah, den sie ihm zuwarf. Sie würde ein ernstes Wort mit ihm wechseln müssen. Er konnte sie doch nicht einfach in irgendwelche Zimmer hinein- oder aus ihnen herausbefördern, wann immer ihm der Sinn danach stand.
»Hallo«, sagte Fiona und reichte dem Mann, der sich bei ihrem Eintreten vom Sofa erhob, die Hand. Neben ihm auf dem Fußboden stand eine Aktentasche, die ziemlich gewichtig aussah. »Freut mich, einen Verwandten von ... Paul kennen zu lernen.« Der Mann sah überdurchschnittlich gut aus, war aber kleiner als Ace und auch etwas kräftiger gebaut. Fiona fand, dass er neben Ace aussah wie ein Hafenarbeiter. Sogar seine Hände waren ...
Sie verdrängte den Gedanken. »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte sie und nahm ihm gegenüber Platz.
Der Mann ließ seine Augen zwischen Ace und Fiona hin und her wandern, als Ace sich neben sie setzte. »Mein Name ist übrigens Michael Taggert«, stellte er sich vor und legte einen dicken Stapel Unterlagen auf den Couchtisch. »Ich habe sehr gründliche Nachforschungen über Roy Hudson anstellen lassen, jedenfalls so gründlich, wie es in einem so kurzen Zeitraum möglich ist.« Michael musterte Fiona. »Hudson und Ihr Vater, John, haben vor einigen Jahren gemeinsam einen Angelausflug unternommen.«
»Nach Alaska«, sagte Fiona atemlos. »Ja, er hat mir davon geschrieben. Es war furchtbar, weil es die ganze Zeit nur geregnet hat und sie gar nicht zum Fischen gekommen sind.«
»Richtig«, bestätigte Michael. »Wir vermuten, dass Ihr Vater Hudson bei dieser Gelegenheit von Ihnen erzählt hat. Vielleicht hatte Hudson Mitleid mit Smo... äh, mit Johns Tochter.«
»Nennen Sie ihn ruhig Smokey. Das scheint ja sonst auch jeder getan zu haben.«
Michael griff in seinen Aktenkoffer. »Nur um ganz sicherzugehen, dass wir auch von ein und derselben Person sprechen. Ist das Ihr Vater?«
Noch bevor sie das Foto berührte, das er ihr hinhielt, zitterten Fionas Hände. Es war ein Foto, das sie noch nie gesehen hatte, aber sie hatte überhaupt nur wenige Fotografien ihres Vaters zu sehen bekommen. Sie selbst besaß nur vier und die befanden sich daheim in ihrer New Yorker Wohnung. Auf dieser Aufnahme stand ihr Vater zusammen mit Roy Hudson vor einem Zelt und die beiden Männer hielten lachend Angelschnüre mit leeren Haken hoch.
Fiona erkannte, dass ihr Vater tatsächlich ein Doppelleben geführt hatte. Den Smokey auf dem Foto hatte sie nie kennen gelernt. Dieser lachende Mann mit dem stoppeligen Sieben-Tage-Bart war ein völlig anderer als der elegante Gentleman, der sie und ihre Freundinnen in französische Restaurants eingeladen hatte.
»Ja, das ist mein Vater<<, antwortete Fiona leise und gab das Foto an Michael zurück. »Aber diese Aufnahme beweist nur, dass er Roy Hudson gekannt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Vater ein so trauriges Bild von seiner kleinen halb verwaisten Tochter gezeichnet hat, dass Hudson sich berufen gefühlt hätte, mir sein Hab und Gut zu hinterlassen.«
»Schon gar nicht in deinem Alter«, ergänzte Ace nachdenklich.
»Nicht alle Frauen sind achtzehnjährige Cheerleader«, bemerkte Fiona bissig.
Als Michael bei dieser Bemerkung verwirrt blinzelte, sagte Ace erklärend: »Lisa.«
»Ach so, ja, sicher«, sagte Michael und wandte einen kurzen Moment den Blick ab. »Alles in allem bin ich hier, um euch mitzuteilen, dass wir bislang keine weiter reichende Beziehung zwischen Ihrem Vater und Hudson feststellen konnten. Und eine Verbindung zwischen Ihnen und Ace konnten wir erst recht nicht finden, ebenso wenig wie einen Bezug Ace/Hudson oder Ace/Smokey.«
Michael holte tief Luft. »Deshalb sind wir alle der Ansicht, dass ihr beiden euch stellen solltet.«
»Aber es muss jemanden geben, der meinen Vater gekannt hat«, meinte Fiona, Michaels letzten Satz ignorierend. »Irgendjemand muss gewusst haben, was mein Vater für diesen schrecklichen Mann gemacht hat.«
»Sie meint Hudson«, erklärte Ace
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