Goldschatz
mit einem Blick auf seinen Cousin. »Behaupten immer noch alle, Hudson wäre ein netter, herzensguter Mensch gewesen?«
»Der Teddybär«, nickte Michael. »Er hat ein eher langweiliges Dasein geführt, und bis er die Idee zu der TV-Sendung Raphael hatte, war er völlig unbekannt. Aber seit er diese Show konzipiert und diesen kleinen Fernsehsender bekannt gemacht hat, war er everybody’s Darling.«
»Meiner nicht!«, bemerkte Fiona scharf. Die beiden Männer tauschten einen Blick. Sie erhob sich. »O nein, wagt das ja nicht! Kommt bloß nicht auf den Gedanken, meine Abneigung sei groß genug gewesen, ihn umzubringen!« Sie sah Michael an. »Ihr Cousin ist mir um vieles unsympathischer als der arme alte Roy Hudson und trotzdem habe ich ihn bisher nicht getötet.«
Michael sah seinen Vetter konsterniert an, aber Ace lehnte sich nur lächelnd zurück.
»Es kommt oft vor, dass Frauen Ace unsympathisch finden«, sagte Michael ernsthaft. »Sagen Sie, was bei Ihnen den Ausschlag gegeben hat: sein Vogeltick oder seine mangelhaften Umgangsformen?«
Fiona setzte sich wieder neben Ace auf das Sofa und beugte sich zu Michael vor. »Beides«, sagte sie. »Er verdreht mir den Kopf, um mich dazu zu bringen, das zu tun, was er will.«
»Klingt ganz nach ihm. Meine Frau sagt...«
»Bevor ihr beide anfangt, Rezepte und Quiltmuster auszutauschen«, unterbrach Ace die beiden, »sollten Fiona und ich ein ernstes Wörtchen miteinander reden. Wir müssen uns einig werden, was wir jetzt tun sollen.«
»Ihr könnt nirgendwo hin«, meinte Michael. »Es gibt keinerlei Hinweise. Das versuche ich ja die ganze Zeit, euch klar zu machen.«
»Sie meinen, unsere einzige Alternative besteht darin, uns der Polizei zu stellen?«, fragte Fiona ruhig.
»So Leid es mir tut: Ja, das glaube ich. Wir haben alles getan, was die Montgomery ...« Er brach abrupt ab, als Ace ihm einen eindringlichen Blick zuwarf. »Also, wir haben alles getan. Hier sind die Berichte, und ihr könnt sie alle lesen, wenn es euch Spaß macht. Vielleicht steht ja irgendetwas drin, was euch stutzig macht.« Dann wandte er sich wieder an Fiona. »Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen. Ich habe ein paar Folgen von Raphael, die nur in Texas gezeigt wurden, auf Video. Ich habe sie selbst nicht gesehen. Aber man sagte mir, die Sendung sei furchtbar.«
»Sie ist schlecht? Warum machen dann alle ein solches Theater darum?«, fragte Ace überrascht.
»Keine Ahnung. Aber Frank hat die Bänder gesehen und sagt, sie seien abscheulich, nichts als ein Haufen Müll. So was in der Art von >>Die drei Stooges als Piraten«.«
»Es wäre wirklich ein Witz, wenn die Sendung sich bei einer bundesweiten Ausstrahlung als Flop erweisen sollte«, sagte Ace.
»Dann wäre das uns hinterlassene Vermögen nichts wert«, meinte Fiona.
»Genau«, stellte Ace fest und musterte sie stirnrunzelnd.
Michael räusperte sich, um die beiden wieder auf sich aufmerksam zu machen. »Warum verbringt ihr beiden nicht den Vormittag hier und heute Nachmittag ...«
»Wir geben dir Bescheid«, schnitt Ace ihm das Wort ab und erhob sich. »Wenn du etwas hörst, lass es uns wissen.« Sein Cousin war entlassen.
»Sicher«, meinte Michael und warf noch einen Blick in seine Aktentasche, um sicherzugehen, dass er nichts vergessen hatte. »Ich rufe dich in ein paar Stunden an.«
»Gut«, antwortete Ace und begleitete Michael zur Tür. Als er in den Salon zurückkehrte, war Fiona bereits in Roy Hudsons Biografie vertieft.
»Nichts!«, stellte Ace frustriert fest, warf die etwa 50 Seiten auf den Couchtisch und trat nach ihnen, als sie von der Tischkante rutschten.
Fiona wusste, dass es diesmal an ihr war, Ruhe zu bewahren. »Wir werden nichts herausfinden, wenn du Beweismittel vernichtest.« Sie bückte sich, um die Blätter aufzuheben, lehnte sich dann aber zurück in die Polster. Wie konnte einem ein so geschmackvoll eingerichteter Raum wie ein Gefängnis Vorkommen?
Der Gedanke ans Gefängnis veranlasste sie, wieder auf die Papiere zu blicken. Sie hatten mehrere Stunden lang gelesen, aber vergebens. Es gab nichts herauszufinden. Roy Hudsons Leben war ereignislos gewesen - es sei denn, man betrachtete drei Ehen als Ereignis. Jede seiner drei Ex-Frauen hatte sein Interesse für andere Frauen als Scheidungsgrund angegeben.
»Aber er war doch der allseits beliebte Teddybär«, bemerkte Fiona bitter. »Ich wette, bevor er zum nationalen Mordopfer wurde, hat ihn niemand geliebt.«
Ace lächelte. »Im Gegensatz zu
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