Golem - Golem - Genome, Inc.
auf dem Bett, schaute sich um und versuchte, ein Gefühl für diesen Ort zu bekommen. Er war in einem Hotelzimmer, da war er sicher. Aber wo? Allmählich gewöhnten seine Augen sich an die Dunkelheit, und er konnte Einzelheiten erkennen. Die zugezogenen Vorhänge besaßen die Farbe von Sandstein, und von den einst weißen Wänden platzte die Farbe ab. Da standen ein Schreibtisch und ein Stuhl. Auf dem Tisch lag eine Sonnenbrille, und über den Stuhl war ein Bademantel drapiert.
Links von Piper lag eine Visitenkarte mit Goldbuchstaben auf dem Nachttisch:
Genico-Kasernen.
Die Genico-Kasernen? Sie befanden sich auf Bloomberg Island. Die Transkriptoren wurden dort eingesperrt, bevorsie zu den Spielen kamen. Piper kannte den Ort. Das war ein richtiges Drecksloch. Als er der TFU beigetreten war, war er sechs Monate dort stationiert und mit der Bewachung von Transkriptoren betraut gewesen. Was zum Teufel machte er hier?
Piper schloss die Augen, und die Welt wurde in die vertraute Finsternis gehüllt. Sein Kopf pochte vor Schmerz. Langsam erinnerte er sich wieder daran, was geschehen war. Da war diese Transkriptorin gewesen, ein Geschenk von Genico … Sie war zu ihm ins Büro gekommen … Dann hatte sein Wagen sie beide abgeholt … und dann war da dieses Gas gewesen, dieses süßlich riechende Gas …
Piper setzte sich wütend auf. Er war der Chef der TFU. Dass jemand ihn so zu bedrohen wagte, war eine Dreistigkeit sondergleichen! Draußen hörte er das Grollen von Maschinen, gefolgt von kurzen Feuerstößen und schließlich einer Explosion. Der Raum bebte in der Dunkelheit.
Ja, natürlich. Jetzt fiel es ihm wieder ein … Das Transkriptorenweib … Der Fond des Wagens … Sie hatte ihm irgendetwas in den Arm gespritzt, und er hatte die Besinnung verloren …
Und nun war er auf der Insel. Na, er würde nicht lange hier bleiben! Und wenn er wieder bei der TFU war, würde er die größte und erbarmungsloseste Transkriptorenjagd der Geschichte in Gang bringen. Er würde die Rebellen ausrotten, und wenn dafür hunderttausend Transkriptoren über die Klinge springen mussten. Die Genindustrie würde zwar darunter leiden, aber die konnten die Verluste verkraften.
Piper setzte sich auf, schwang die Füße aus dem Bett und stellte überrascht fest, dass sein Oberkörper nackt war. Er trug nur noch eine graue Jogginghose. Sie hatten ihm seine TFU-Uniform abgenommen.
Wer hatte das getan? Und wie war er überhaupt hierhergekommen?
Das alles war viel zu real, als dass es ein Traum sein könnte, und doch fühlte Piper sich irgendwie losgelöst. Na, er würde bald herausgefunden haben, wer für diese Sache hier verantwortlich war. Es gab Videos von dem Transkriptorenweib. Sie würde ihn, Chief Piper, zu den anderen führen. Voller Vorfreude auf ihre Bestrafung kniff Piper die Augen zusammen. Oh, Rache war süß. Er hoffte nur, dass dieses Weib sich wehrte.
Das Zimmer erbebte erneut, und die Nachttischlampe flackerte. Piper entdeckte große blaue Flecken auf seiner Brust, und seine Rippen fühlten sich wund an. Neben dem Tisch stand ein uraltes Telefon mit Wählscheibe. Piper griff danach, nahm den Hörer ab und wählte die Vermittlungsstelle der TFU. Sie würden den Anruf zurückverfolgen und ein Team zu seiner Rettung schicken.
Das Telefon klingelte zweimal.
Dann meldete sich eine Stimme. Männlich. Unbekannt.
»Ja?«
»Hallo?«, sagte Piper. »Ich versuche, die TFU in New York zu erreichen.«
»Hallo, Dalton«, sagte der Mann.
»Wer ist denn da?«
»Du hast mir einmal etwas sehr Wertvolles weggenommen. Ihr Name war Dolce. Sie sollte meine Frau werden. Du hast sie vergewaltigt und getötet. Dafür werde ich jetzt dich umbringen.«
Piper schluckte. Dolce, Dolce … Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Thomas Roosevelt.«
Plötzlich erinnerte sich Piper. Da war ein Gesicht aus derVergangenheit, der Sohn eines reichen Mannes, der ein versteckter Transkriptor gewesen war … Aber niemand konnte die Spiele überleben! Das war unmöglich.
»Erinnerst du dich jetzt?«, fragte die Stimme.
»Ja, ich erinnere mich. Ich erinnere mich an einen Transkriptor, der vor dem Gesetz fliehen wollte.«
»Du hast mir alles genommen. Und nun wirst du fühlen, was ich gefühlt habe.«
Piper zog sich vor Wut die Brust zusammen. »Jetzt hör mir mal zu! Ich habe nur meinen Job gemacht, und wenn ich hier raus bin, werde ich es mir zur Lebensaufgabe machen, jeden zu jagen und zur Strecke zu
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